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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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von den Ruinen standen nur noch die des Pereshauses - und würden zumindest so lange stehenbleiben, wie sich jemand an den Grund erinnerte.
    Eine Feuersäule* hatte in jener Nacht das Pereshaus umgeben. Sie reichte von den Tiefen der Hölle bis in den hohen Himmel und beleuchtete den Krieg zwischen Göttern und Dämonen. Magie nährte sie, und als sie zusammenbrach, war jegliche Magie aus Freistatt verschwunden. Niemand sagte offen, daß das Pereshaus durch das Geschehnis verflucht war oder gesegnet, aber keiner kam ihm zu nahe.
    Der Gestank schwebte über den Ruinen, weder stärker noch schwächer, als er bei der Zuflucht war. Walegrin hielt den Atem an. Er suchte in seinem Gedächtnis nach den Wahrnehmungstricks, die jeder Soldat hatte lernen müssen, als in Freistatt Magie selbstverständlich gewesen war. Er kniete sich nieder und blinzelte.
    Nesseln mit häßlichen samtartigen Blättern und anderes karges Unkraut wuchs aus der Asche, genau wie eine wilde Art von Magie sich auf leisen Sohlen nach Freistatt zurückstahl. Ehrbare Landleute bemerkten sie nicht, wohl aber die Verzweifelten. Aber sie war nicht die Ursache dieses Verwesungsgestanks.
    Wedemir kauerte sich neben seinem Kommandanten nieder. »Sollen wir die Priester holen lassen, damit sie es wegbrennen?«
    »Wird wohl das beste sein.« Walegrin erhob sich. »Sieht recht harmlos aus, finde ich, aber was verstehe ich schon davon?«
    Wedemir schwieg klugerweise. »Zum anderen Haus?« fragte er nach kurzem Schweigen.
    Dichte Kletterpflanzen hatten Türen und Fenster des Hauses von Tasfalen Lancothis überrankt, der vermißt wurde und wahrscheinlich tot war. Sie warnten jeden Vorüberkommenden, die Finger von diesem Haus zu lassen. Im Pereshaus war die Magie gestorben; dem Lancothishaus haftete sie noch an. In Freistatt hatte es schon immer Geister gegeben, aber das Problem mit dem Lancothishaus war weniger, daß es dort spukte, als daß es durchlässig war.
    Gruselige Fratzen erschienen an den Fenstern. Gräßliche Geräusche drangen durch den abbröckelnden Stuck. Blitze in Farben, an die man gar nicht denken mochte, schossen durch die Löcher im Dach. Den hartnäckigen Gerüchten nach war es kein Spukhaus, sondern ein Gefängnis für den Verlierer - wer immer das war - des Kampfes im benachbarten Pereshaus. Ils' und Savankalas Priester behaupteten, die Wahrheit nicht zu kennen. Jene, die sie kannten, bemühten sich, ja niemanden auf ihr Wissen aufmerksam zu machen.
    »Was ist das?« Wedemir deutete auf ein Fenster im ersten Stock, wo ein zerrissener Vorhang im Wind fächelte, der vom Meer her kam. Die Ranken um das Fenster waren auseinandergerissen. Verwelkende Blätter raschelten in der Brise.
    Walegrin runzelte die Stirn. Ihm waren die beschädigten Kletterpflanzen sofort aufgefallen, aber er hatte gehofft, daß sein neuer Leutnant nicht so aufmerksam war. Er würde sich lieber in der Hölle umsehen als im Lancothishaus. Jemand würde feststellen müssen, was geschehen war, aber nicht er -nicht heute nachmittag -, denn was immer hier geschehen war, von ihm ging der üble Geruch nicht aus. Jedenfalls war die Luft hier rein und duftete leicht nach Geißblatt.
    Dankbar, daß er zumindest die Wahl zwischen zwei Übeln hatte, trat Walegrin mit Wedemir den Rückweg zur Zuflucht an, wo sie ihren Nasen folgten, nicht ihren Vermutungen. Sie gingen dabei ein paarmal in die Irre, gelangten jedoch schließlich zu einem Haus, vor dem es ihnen den Magen fast umdrehte und die Augen zum Tränen brachte. Mit einer Hand vor dem Gesicht bedeutete Walegrin Wedemir, ihm auf den Innenhof folgen.
    Der Kommandant erwartete, etwas Gewaltiges und Abscheuliches zu erblicken, statt dessen sah er einen mißmutigen Esel und einen Karren mit hohen Rädern, und beides war ihm bedauerlicherweise nicht unbekannt.
    Wedemir konnte Walegrins Gemurmel nicht verstehen, so nahm er die Hand vom Gesicht und wollte fragen: »Wa.? Puh! Ihr Götter.« Hastig drückte er die Hand wieder auf den Mund und taumelte zum Torbogen, wo er würgte und sich schließlich übergab.
    Nur seinem ungeheuren Ärger verdankte Walegrin es, daß er weiteratmete. Er schritt quer über den Hof zu dem stinkenden Abfallhaufen, wo er mit dem Fuß Stroh zur Seite schob. Seine schlimmste Befürchtung rollte in die Sonne. Walegrin füllte die Lunge mit der grauenvollen Luft und brüllte:
    »Theudebourga!«
    Stille. Wedemir kehrte zu seinem Kommandanten zurück. Der Name sagte ihm zwar nichts, aber er schrie ihn trotzdem. Die

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