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Abschied Von Freistatt

Titel: Abschied Von Freistatt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Asprin
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Luft würde ihn nicht umbringen, und er wäre auch gar nicht imstande zu verhindern, daß er sie einatmete. Jetzt, da er sich entleert hatte, störte ihn der Gestank nicht mehr so sehr, es war wie der Schock, der einer Verletzung folgt.
    »Theu-de-bourga!«
    Walegrin hob ein Scheit Brennholz auf und schlug damit so heftig auf den Eisenreifen des Karrenrads, daß das Scheit zersplitterte und beide Männer den Stücken ausweichen mußten. Als sie die Augen wieder öffneten, sahen sie eine dünne, nervöse Frau an der Tür, von einer ganzen Schar Kinder umgeben und in Begleitung einer anderen Frau, die einen Säugling auf dem Arm trug.
    »Was im Namen tausend vergessener Götter macht Ihr hier?« Walegrin deutete auf die Holzreste am Abfallhaufen.
    Theudebourgas Augen waren so weit wie die von Beysibern, und ihre zitternde Stimme schien vom anderen Ende der Stadt zu kommen. »Schappe«, antwortete sie.
    Walegrin blickte fragend Wedemir an, der den Kopf schüttelte. »Sagt das noch mal!« Der Kommandant bemühte sich, so drohend zu klingen, wie er nur konnte. »Ich habe Euch nicht verstanden.«
    Die Frau mit dem Baby blickte, genau wie die Kinder, auf Theudebourga, dann wichen sie alle vor ihr zurück.
    »Schappe«, wisperte sie, kaum lauter als beim erstenmal.
    »Redet verständlich, Frau!« Walegrin machte einen Schritt auf sie zu. Er hatte noch nie im Ärger oder in Ausübung seiner Pflichten eine Frau geschlagen, doch jetzt vermochte er sich kaum noch zurückzuhalten.
    Theudebourga fiel vor ihm auf die Knie. »Schappe -Schappe.«
    Wedemir riskierte sein Leben und langte rasch nach der erhobenen Hand des Kommandanten. »Sie zu schlagen wird auch nichts nutzen. Es klingt ausländisch. Ich glaube nicht, daß die Frau Euch versteht.«
    »Sie hat mich gut genug verstanden, als sie mich dazu brachte, dieses Hexenzeug für sie zu kaufen!«
    Wedemir ließ seinen Arm los. So zivilisiert war Freistatt noch nicht, daß es jemand wagen konnte, sich für die Ehre einer Fremden einzusetzen. Theudebourga würde schon für sich selbst einstehen müssen. Was sie auch tat. Sie rannte hinüber zu dem Abfallhaufen, stieß den Arm tief hinein und zog ihn mit einer Handvoll klebrigem, fadenähnlichem Zeug wieder heraus. Sie hielt es wie einen Schild vor sich und näherte sich damit Walegrin.
    »Um Schappeseide zu machen, muß man die an den Kokons hängengebliebene Masse lösen, die nicht Seide ist.«
    Vage glaubte der Kommandant zu wissen, daß Seide ebensowenig wie Wolle oder Linnen gleich als gefärbter, gewebter Stoff entstand. Wolle kam von Schafen, Linnen von einer Pflanze, und Seide.? Kam Seide von einem Kokon?
    Wenn er es recht bedachte, hatte das Zeug, das sie im Hafen erstanden hatten, tatsächlich wie zusammengeballte Kokons ausgesehen. Aber dieses klebrige Zeug, das von ihrer Hand hing, sah wie geschmolzener Käse oder Schlimmeres aus - das konnte doch unmöglich Seide sein.
    »Sie will uns zum Narren halten«, sagte Walegrin brummend zu seinem jungen Adjutanten.
    Wedemir war nicht so sicher. Er war kein Künstler wie sein Vater, aber Lalo hatte ihn gelehrt, aufgeschlossen für Schönheit zu sein. Und Gilla, seine Mutter, hatte ihn gelehrt, Menschen gegenüber aufgeschlossen zu sein. Er streckte den Arm aus und ließ sich das klebrige Zeug von Theudebourga geben. Es fühlte sich so an, wie es roch. Wedemir schloß die Augen und erinnerte sich an die paar Male, als er echte Seide berührt hatte. Er ignorierte die Schleimigkeit und Klebrigkeit, als er an den Faden dachte.
    »Ich weiß nicht, Kommandant Walegrin, aber ich glaube, sie sagt die Wahrheit.«
    Walegrin war, gelinde gesagt, nicht überzeugt.
    Die andere Frau kam mit dem Baby auf dem Arm näher, und ihre Kindern folgten ihr. »Bitte, Herr, ich wußte es nicht. Berge sagte, wir könnten Seide machen, und die Seide würde uns reich machen. Sie sagte, das habe sie von den Leuten ihres Mannes gelernt. Ich hatte keine Ahnung, daß es so stinken würde. Es ist nicht meine Schuld. Bestraft sie, wenn es sein muß. Nehmt sie mit, bevor mein Mann zurückkommt. Es ist nicht meine Schuld.«
    Walegrin bezweifelte nicht, daß Theudebourga die treibende Kraft hinter dieser im wahrsten Sinne des Wortes anrüchigen Sache war. Trotzdem sollten Verwandte einander nicht den Wölfen - oder Soldaten - zum Fraß vorwerfen. Er blickte sie finster an, und der Säugling starrte ihn an.
    Mit beklagenswertem Mangel an Takt starrte Walegrin zurück. »Schaut mich fast an wie ein Fisch«, entquoll

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