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Abschlussfahrt

Abschlussfahrt

Titel: Abschlussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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hört sich das denn an?!
    »Spinnst du?«, presse ich schwerfällig und mit Sicherheit nicht sehr deutlich zwischen meinen Lippen hervor. »Los, gib her das Ding!«
    Ich versuche mir die Dose zu greifen und fasse ins Leere.
    »Jetzt halt doch mal still!«, beschwere ich mich.
    Okay. Nächster Versuch. Ich greife zu und finde Halt. Na also, geht doch. Aber wo ist denn dieser blöde Ring, um sie aufzumachen? Verdammt, das Ding hat keinen Ring! So kann ich nicht arbeiten!
    »Komm, gib mal her«, lacht Marlon und nimmt mir die Dose wieder ab.
    Ich höre ein Zischen und die Dose landet wieder in meiner Hand. Sehr gut, das ist viel besser.
    »Ich geh mal kurz pissen«, sagt einer der Marlons. »Du bleibst hier, okay? Und es wird nicht geschummelt!«
    Schummeln, ich? Nie im Leben! Ich kippe mir doch hier nicht unter Einsatz meines Lebens siebzehn Bier hinter die Binde und schütte das achtzehnte dann weg. Ich bin eine ehrenwerte Legende! Jawohl!
    Ich weiß nicht wie, und ich weiß auch nicht, wie lange es gedauert hat, aber irgendwann ist Nummer achtzehn leer. Der Versuch auf meine Uhr zu schauen scheitert. Da ist keine Uhr mehr, da ist nur ein runder Fleck auf meinem Handgelenk. Ist ja auch egal. Es ging ja nicht um Schnelligkeit. Hauptsache, die achtzehn steht. Das muss natürlich noch offiziell dokumentiert werden. Den letzten Strich mache ich selbst. Ehre, wem Ehre gebührt.
    Die letzte Dose als Trophäe in der Hand stehe ich auf, das heißt, ich versuche es, schaffe es aber erst beim dritten Anlauf. Ich blicke mich um. Verdammt, das wird ja immer verschwommener hier. Wo muss ich hin? Da drüben, oder? Nord-Nord-Ost. Allen vermeintlichen Hindernissen ausweichend schwanke ich los, das Ziel unscharf im Visier. Mist, wer hat denn hier plötzlich diese blöde Wand hingestellt? Aber okay, da kann man sich gut dran festhalten. Ich schiebe mich an der Wand entlang, bis sie aufhört. Ist das eine Tür oder das Ende des Hauses? Nein, scheint eine Tür zu sein, perfekt. Ich taste nach einem Lichtschalter und finde auch einen. Ja, das ist schon viel besser, rein optisch gesehen. Ziel erfasst, da drüben geht’s in unser Zimmer. Der Türrahmen versucht mich mit einer tückischen Linksbewegung aufzuhalten, ich schiebe ihn einfach beiseite. Wieder das Suchen nach dem Lichtschalter. Ah, da ist er ja. Nein, Mist, jetzt ist er wieder weg. Verdammt flink, dieses Mistding. Aber warte, dich kriege ich schon noch. Ich klatsche mit beiden Händen flach an die Wand und erwische ihn schließlich mit der Bierdose, die scheppernd zu Boden fällt.
    »Scht«, zische ich sie an. »Machnichsonkrachhier!«
    So, geschafft, ich bin da. Aber was wollte ich eigentlich hier? Irgendwas wollte ich doch. Ach ja, die Legende. Ich tapse auf die Wand mit den Strichen zu. Ja, sieht sehr geil aus. Fehlt nur noch einer. Der Edding liegt auf Marlons Kopfkissen. Ich nehme ihn in die Hand und versuche die Kappe zu entfernen. Scheiße, die Dinger sind aber auch immer fest drauf! Ich ziehe mit voller Kraft daran, die Kappe gibt auf, ich verliere das Gleichgewicht und muss mich schnell am Bett festhalten. Eins steht fest: Es ist verdammt noch mal nicht leicht, eine Legende zu sein.
    Den Edding im Anschlag lehne ich mich mit einer Hand an die Wand. Ein Strich noch, dann ist es offiziell. Ich setze den Edding an und ziehe ihn nach unten. Dann zieht der Edding mich nach unten. Der Strich wird immer länger. Der Boden rückt immer näher. Der Strich erreicht den Boden. Ich kippe nach hinten. Ich liege der Länge nach ausgestreckt zwischen den Betten auf der Erde. Irgendjemand knipst das Licht aus. Gute Nacht.

7
    Als ich die Augen wieder öffne, ist es stockdunkel. Scheiße, wo bin ich? Und wer haut mir da gerade einen Vorschlaghammer gegen die Stirn? Aua, aufhören, das tut weh! Ich hebe meinen Kopf an, keine gute Idee, die Schmerzen werden heftiger. Irgendjemand schnarcht. Bin ich das? Nein, geht ja nicht, ich bin ja wach. Das Schnarchen kommt von links unten. Unten? Ach so. Klar. Jetzt weiß ich, wo ich bin. Ich liege in meinem Hochbett in einer Jugendherberge in der Toskana. Und ich habe Geburtstag. Und ich habe achtzehn Dosen Bier getrunken. Und ich wurde in genau diesem Bett entjungfert. Aber wie zum Teufel bin ich hierhergekommen? Bin ich selbst hier hochgeklettert? Keine Ahnung, ich kann mich nicht daran erinnern. Mann, war ich voll. Wahrscheinlich bin ich es immer noch. Eins steht jedenfalls fest: nie wieder Alkohol! Nie wieder! Diese Kopfschmerzen sind die

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