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Abschlussfahrt

Abschlussfahrt

Titel: Abschlussfahrt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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schaden, denke ich mir, also sträube ich mich nicht großartig, als Nele mich auf die Tanzfläche zieht. Ich bin sonst schon nicht einer der größten Tänzer, aber in diesem Zustand bin ich mehr als froh, dass ich mir dabei nicht zusehen muss. Egal, es macht Spaß, das ist die Hauptsache.
    Der letzte Schluck von Nummer fünfzehn erweist sich als größer als erwartet. Ich schaffe es gerade noch so auf die Toilette und kotze einen Riesenschwall gelblicher Flüssigkeit ins Waschbecken, ein sehr erleichterndes Gefühl. Wobei es mir beim bloßen Gedanken an den nächsten Schluck bereits wieder den Magen zusammenzieht. Noch drei Dosen. Das wird verdammt hart. Aber aufgeben gibt’s nicht.
    Auf dem Rückweg von der Toilette schwankt mir Sascha entgegen. Nein, stimmt nicht, er läuft kerzengerade, ich bin derjenige, der schwankt.
    »Hier«, sagt er und drückt mir etwas in die Hand. »Alles Gute zum Geburtstag.«
    Er geht weiter, ich öffne meine Hand und blicke auf einen Joint. Klar, was sonst? Aber wie war das noch gleich? Kiffen in Verbindung mit Saufen? Ist das gut oder schlecht? Ich kiffe so selten, keine Ahnung. Aber vielleicht bringt mich das Zeug ja wieder ein Stück hoch, könnte doch sein. Ich lehne mich an die Wand, zünde den Joint an und nehme vier tiefe Züge. Ich warte kurz, ob sich irgendeine Wirkung zeigt, aber es tut sich nichts. Zwei weitere Züge, dann trete ich den Joint aus und wanke zurück nach draußen.
    »Da ist er ja!«, empfängt mich Marlon freudestrahlend mit der bereits geöffneten Nummer sechzehn in der Hand.
    Ich nehme einen vorsichtigen Schluck. Ja, scheint zu gehen, kein Brechreiz, in meinem Magen ist wieder genug Platz.
    Nele zerrt mich wieder auf die Tanzfläche und küsst mich tief.
    »Bäh!« Sie verzieht angewidert das Gesicht. »Schmeckt ja eklig! Hast du gekotzt, oder was?«
    »Nur ein bisschen.« Ich grinse breit. »Los, küss mich noch mal!«
    Ich versuche, sie an mich zu ziehen, sie drückt mir eine Hand auf den Mund.
    »Iiih, nein!«, lacht sie. »Auf keinen Fall!«
    »Ach, jetzt komm schon!«, nuschle ich kichernd an ihrer Hand vorbei. »Nur ein ganz kleiner!«
    »Da musst du dir schon eine andere suchen«, lacht sie, lässt mich los und läuft weg.
    Ich stolpere lachend hinterher. »Na warte! Ich krieg dich schon! Und dann gibst du mir einen Kuss!«
    Sie bahnt sich quiekend einen Weg durch die Tanzenden, ich hinterher. Mein Fuß bleibt an irgendwas hängen, ich strauchle, verliere das Gleichgewicht und sehe den Boden auf mich zurasen. Ich schaffe es gerade noch so, mich zu drehen und knalle seitlich auf den linken Arm, aber es tut nicht weh. Ich blicke nach oben, jede Menge Gesichter sind auf mich gerichtet. Plötzlich fängt alles an zu jubeln und zu klatschen. Ich schaue auf meinen rechten Arm, der ausgestreckt in die Luft ragt und an dessen Ende Nummer sechzehn unversehrt und randlos trocken in meiner Hand thront. Keine Ahnung, wie ich das gemacht habe, aber: Mann, bin ich gut! Die Legende lebt!
    Ich muss lachen. Ich verspüre das unaufhaltsam dringende Bedürfnis zu lachen. Also lache ich. Und lache und lache und lache mir die letzte Luft aus den Lungen, bis es fast schon wehtut. Und jedes Mal, wenn ich wieder aufhören will zu lachen, muss ich sofort wieder losprusten. Das hört erst wieder auf, als Marlon und Lars mir hochhelfen und darauf bestehen, mit mir anzustoßen. So viel zu Nummer sechzehn.
    Die siebzehn nehme ich kaum noch wahr. Ich sitze irgendwo, um mich herum ist alles verschwommen, Stimmengewirr, der wummernde Bass aus dem Gettoblaster ist noch das Deutlichste, was an mein Ohr dringt. Die Dose ist leer. Ich strecke sie in die Luft. Mein Blick sucht Marlon, aber alle Leute scheinen nur noch aus Farben und Schatten zu bestehen, ihre Konturen sind wohl abgesoffen. Jemand kommt auf mich zu. Ist das Marlon? Hoffentlich ist das Marlon. Ich kneife die Augen zusammen, um klarer sehen zu können. Nein, das ist nicht Marlon. Das sind mehrere Marlons. Mindestens drei. Und jeder von ihnen streckt mir eine Dose entgegen. Ey, seid ihr verrückt? Das schaffe ich echt nicht mehr! Achtzehn waren ausgemacht! Nicht zwanzig oder einundzwanzig oder noch mehr!
    »Scheiße, siehst du fertig aus«, grinsen die Marlons mich an. »Vielleicht sollten wir es lieber bei siebzehn belassen.«
    Was? Das kommt ja wohl mal überhaupt nicht in die Tüte! Dann wäre ja die ganze schöne Legende futsch. Ich habe an meinem achtzehnten Geburtstag siebzehn Dosen Bier getrunken. Wie beschissen

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