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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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dass die Jungs nicht nur so tun, als ob sie wütend
wären«, meinte Seda und schüttelte den Kopf. »Finden Sie nicht, dass die
Spieler in ihren blau-rosa Trikots einen, ich möchte sagen, geradezu
allerliebsten Lillifee-Touch haben? So ein Rosa kleidet doch ganz ungemein,
auch wenn nur die Ränder der Kleidungsstücke rosenrot eingefasst sind. Und
diese geringelten Strümpfe! Ich möchte wetten, dass Renato Contador ausflippt,
falls er uns zum Freundschaftsspiel begleitet und diese entzückenden Söckchen
sieht.«
    »Oh,
Sie verkennen die Farbsituation, die eigentlich eine recht
martialisch-männliche ist, teure Freundin!«
    Herbert
Schmalfuß, der nicht gerne dozierte oder andere verbesserte, spürte eine
schamhafte Röte in seine Wangen steigen, aber Sedas Wertung konnte er so nicht im
Raume stehen lassen.
    »Sehen
Sie, Liebe, die Gründung des SV Bütte liegt nur wenige Jahre diesseits von 1900,
aber noch deutlich vor dem Ersten Weltkrieg. Seinerzeit war die Farbe Rosa, und
bitte verstehen Sie meine Ausführungen nicht als besserwisserische Kritik, noch
für kleine Jungen reserviert. Rot als die Farbe des Blutes stand für Stärke,
Männlichkeit und ähnlichen Zinnober, und Rosa war das kleine Rot. Damals
waren die Trikots, sofern man die Bekleidung der Spieler zu jener Zeit als
solche bezeichnen darf, von Kopf bis Fuß in Rosa gehalten und erst in den
zwanziger Jahren, als Blau für männliche Babies zu dominieren begann, änderte
sich auch die Bütter Farbwahl. Dem ursprünglichen Farbton blieb man nur, wie Sie
sehen, in den Randgebieten treu. Indes stellte sich diese Treue an die, wie Sie
es auch bemerkten, effiminierend anmutende Farbkombination Ende der Neunziger
als Glücksfall heraus, denn Dr. Mahlers Babynahrung wurde aufmerksam und
alsbald als Sponsor für den notleidenden Verein tätig, sintemalen die
Babyfarben so hübsch mit den Farben der Firma korrespondieren.«
    »Was
Sie alles wissen!«
    »Ich
bin Pensionär, meine Liebe, und Sie ahnen nicht, wie viele leere, unendlich
langsam verstreichende Stunden dem Tage eines Müßigen die Kontur verleihen.
Oder vielmehr: Nicht verleihen. Und als ich nun erfuhr, dass ich Logis mit
einem berühmten Erstligaverein teilen würde, da habe ich mich selbstredend
recherchierend um präzises Hintergrundwissen bemüht.«
    Seda
war von ihren Informanten schon lange vor Eintreffen des Clubs über den Stalker
in Kenntnis gesetzt worden, und da Olli Reinecke ihren Wissensstand nicht
kannte, hatte er sie auch nicht mit dem Top-Secret-Bann belegen können. Selbstredend
hatte sie Schmalfuß eine Mail zum Thema geschrieben und ihn gebeten, möglichst
viel herauszufinden und Material zu sammeln. Hierzu gehörte für Schmalfuß
offensichtlich auch eine gründliche Wanderung entlang der Annalen des Bütte-Erkenroytzer
Fußballs. Seda betrachtete das reglose Profil von Herbert Schmalfuß. Sie hatten
seit seiner Ankunft nicht von dem Stalker gesprochen, und auch jetzt war ihm
nicht anzusehen, dass er sich in Gedanken mit ihm beschäftigte. Doch die Finger
seiner rechten Hand spielten eine verträumte Klaviermelodie auf den Bundfalten
seiner Hose, und Seda wusste, dass der Ex-Kommissar bereits in Hamburg
Witterung aufgenommen hatte.
    »Sehen
Sie nur, Herr Schmalfuß, dort hinten ist Kadir! Er steht mit den zwei
Bodyguards bei Schaf Willem, da drüben. Aman tanrim , er macht sich noch
sein Image als finsterer Security-Boss zunichte, wie er da zwischen den drei
Dunkelgestalten als weiß gekleidetes Unschuldslämmchen kauert! Kommen Sie,
winken Sie ihn herüber!«
     

Kapitel 4
- Falsch eingewechselt -
    »Ist
hier wohl noch ein Plätzchen frei für mich und meine Tasse Tee? Schmalfuß mein
Name, Herbert Schmalfuß!«
    Ex-Kommissar
Herbert Schmalfuß verneigte sich mit einer leichten Kopfbewegung und blieb
abwartend stehen. Obwohl es noch vergleichsweise früh am Morgen war, schwirrte
der weitläufige Frühstücksraum bereits von Stimmen und klapperndem Geschirr.
Die in Sechsern und Achtern angeordneten Tische waren gut besetzt, und
Schmalfuß hatte bei den begehrten Plätzen neben den halb geöffneten
Terrassentüren und nahe dem Buffet nur noch einen einzigen leeren Stuhl, auf
dem eine Sporttasche lag, ausmachen können. Eine Frau mit bordeauxrotem, kurzem
Haar, die neben dem leeren Stuhl saß, tat so als habe sie nicht gehört und
verteilte summend und mit gleichmäßiger Präzision Nutella auf ihrem Toast.
Einen Moment schien es so, als sähen sich die anderen Gäste nicht

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