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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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quiekendes Schwarzes huschte durch einen Mauerspalt
davon. Schmalfuß sah sich um. Eine morsche, vergammelte Holztreppe führte zur
Aussichtsplattform. Seda war sie flink hinaufgesprungen, aber Schmalfuß hatte
nach einer kurzen Probe der ersten Stufe davon abgesehen, es ihr gleichzutun.
Heute fühlte er sich wagemutig und unternehmenslustig und stieg langsam, sich
am Mauerwerk vorsichtig entlangschiebend, nach oben. Die Treppen knarzten und
knirschten, hielten aber, bis auf die letzte, die schon herausgebrochen war,
stand. Schmalfuß gelangte über eine breite Luke auf die Plattform und staunte.
Durch die Schießscharten in einer mannshohen Steinmauer hatte er einen
herrlichen Blick auf die Küstenlinie unter ihm, sowie auf Dereköy mit seinen
Hotels, die sich am Strand entlangzogen als wollten sie das weiter im
Landesinnere gelegene Altstadtviertel beschützen. Schmalfuß beugte sich weiter
vor und betrachtete das kreuz und quer laufende Gewimmel der Häuser, Straßen
und Gässchen in Dereköy, die von hier oben aussahen, als hätte jemand mit
Kreide ein buntes Durcheinander aus Linien, Kanten und Quadraten gestrichelt.
Eine Taube flog gurrend auf und Schmalfuß sah ihr nach.
    Als
er heute Morgen vor dem Meridian Club die Reifen seines Hollandrades aufpumpte,
kamen Poppo und Patrick Schleinitz durch die Schiebetür, beide mit Golftaschen
bewaffnet, auf dem Kopf breite Schirmmützen. Schmalfuß grüßte freundlich,
drehte sich aber dann zur Seite, denn er wollte Patrick nicht das Gefühl geben,
dass er nach überstandenem Abenteuer immer noch ein bizarres Fabelwesen war, das
man nach Belieben anstarren durfte. Man musste ihn irgendwann am gestrigen
Abend aus Antalya geholt haben, denn die Spieler, die wie Schmalfuß nun im
Haupthaus untergebracht waren, hatten die ganze Nacht lautstark gefeiert.
Schmalfuß war immer wieder von dem Lärm wachgeworden, aber für ihn war es Musik
in den Ohren, denn so wenig er dem armen Maximus Grambrod seine Nacht in Dalgas
Zelle gönnte, so wenig wollte er den freundlichen und liebenswerten Patrick
unschuldig in den Mühlen der Justiz wissen. Außerdem brauchte die Mannschaft
ihren Außenverteidiger noch.
    Schmalfuß
schlenderte zur nächsten Schießscharte, die den Pinienwald, aus dem er gekommen
war, im Blick hatte. Schmalfuß spreizte Daumen und Zeigefinger und zielte durch
den Ausguck.
    »Peng!
Peng!«, rief er und erschoss all die unglückseligen Piraten, die auf die
Lichtung strömten, um seine Festung einzunehmen.
    Eine
Festung entern, um eine Prinzessin zu befreien, dachte Schmalfuß und lehnte
sich gegen das bröckelnde Mauerwerk. Hakan Hunsfos hat, so scheint mir, zu
diesem doch eigentlich ritterlichem Behufe eine merkwürdige Methode ersonnen!
    Madlen
Erdmann hatte seltsam reglos und gefasst gewirkt, als die Vernehmung begann.
Dalga und Kadir saßen ihr an dem engen Tisch im Dienstzimmer gegenüber, und
Schmalfuß hatte sich neben den Tresen gequetscht, ein Ort, von dem aus er alle
Parteien gut im Blick hatte. Zunächst wollte sie nichts sagen, blickte trotzig
auf ihre silbern lackierten Fingernägel und betonte, dass ohne Anwalt nichts
aus ihr herauszubekommen sei. Merkwürdigerweise war es der komiser gewesen,
der sie zum Sprechen brachte, denn nachdem er Kadir zum hundertsten Mal am
Ärmel gezupft und auf Türkisch gezischelt hatte, warum die Frau nicht
antwortete, hatte sie entnervt darum gebeten, dass er bitte den Mund halten
sollte.
    »Das
wird er nicht«, antwortete Kadir lässig. »Erst wenn Sie reden und ich für ihn
dolmetsche, ist er mucksmäuschenstill.«
    »Gut.
Meinetwegen. Jetzt ist sowieso alles egal und anhängen können Sie mir nichts. Zumindest
nichts, was mich ins Gefängnis bringen könnte. Wo soll ich anfangen? Bei der
Reporterin? Ja, ich hab sie damals bei dem Gästedinner getroffen, das habe ich
Ihnen bereits erzählt. Sie schickte mir eine sms, was mich furchtbar gewundert
hat, denn meine Handynummer haben nur wenige Leute und ganz bestimmt keine
Journalisten. Das war das Erste, was ich sie fragte, als ich sie dort bei dem
albernen Wasserfall traf. Auf diese Frage hat sie nur gewartet! Darf ich
rauchen?«
    Kadir
reichte ihr wortlos seine Packung, und Refik Dalga sah staunend zu, wie die
zierliche Ausländerin genüsslich paffte ohne einen Hustenanfall zu bekommen.
    »Hakan
hat ihr die Nummer gegeben. Einfach so. Mein Gott, wenn ich gewusst hätte, wozu
er fähig ist!« Madlen schüttelte ungläubig den Kopf, als könne sie sich nicht
genug über

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