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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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ihre Naivität wundern. »Wir sind – wir waren – seit etwa vierzehn
Monaten ein Paar. Wir waren in der gleichen Talkshow in Berlin zu Gast, wir
kamen vor der Aufnahme ins Gespräch und haben uns gleich prächtig miteinander
amüsiert. Danach gingen wir noch was trinken, haben Zeit und Raum völlig
vergessen und mir fiel plötzlich auf, dass zum ersten Mal seit langer, langer
Zeit die Bütter Schwermut, zumindest für den Moment, von mir abgefallen war. So
hat alles begonnen. Damals spielte er noch für Schalke, aber naja, die
Entfernung zwischen Gelsenkirchen und Bütte ist nicht gerade ein ernstes Hindernis.
Sie schauen mich so zweifelnd an? Wenn Sie gesehen hätten, wie wir da in der
Bar vom Adlon saßen, es war alles so elegant, weitläufig und wundervoll! Hakan
und ich hatten viel Spaß an diesem Abend, ich liebte seinen wundervollen,
bissigen Humor. Was haben wir gealbert und bis zur Erschöpfung gelacht! Und
einen Abend später dann Poppos Geburtstagsfeier zu Hause in Bütte! Der
Unterschied machte mich fertig. Sie müssten mal auf solchen Feiern dabei sein!
Die Männer stehen um irgendwelche Tische herum oder lehnen an einem Tresen und
die Frauen sitzen wie Playmobilpüppchen aufgereiht auf dem Sofa, Stange
Sellerie als Abendessen in der einen Hand, wässrige Weinschorle in der anderen.
Die Bütter mögen mittlerweile in der ersten Liga spielen, aber wenn sie Feste
feiern, dann riecht es nach kahler Provinzgaststätte, nach holzverkleidetem
Vereinslokal, wo hinter dem Zapfhahn ein dicker Typ steht, der gleichzeitig
Kassenwart, Schiedsrichter und Trainer ist.«
    »Aber
wieso dann die Nummer mit dem Stalker?«
    Madlen
lachte auf und griff nach dem Aschenbecher. Spießbürger, kleingeistige Idioten,
dachte sie und fuhr fort:
    »Was
denken Sie? Dass ich als gestandene, erfahrene Frau sofort in den Armen meines
Liebhabers dahinschmelze, alles vergesse und mich an seinen Schimmel kralle,
mit dem er mich von dannen bringen soll? Ob Sie’s glauben oder nicht, ich war
in erster Linie glücklich, einen Freund in dieser Bütter Tristesse
gefunden zu haben. Ich liebe meinen Mann. Oder zumindest liebte ich ihn damals
noch. Er passte so wundervoll in meine Welt, wir hatten in den Kreisen,
in denen ich mich von Berufs wegen bewege, so viel Spaß! Berlin, New York,
Paris… ich drängte und bat, ich stellte mir für ihn einen Wechsel zu Real
Madrid oder Barcelona vor. Doch er lachte nur und meinte, dass er da doch nur
mit zig anderen Topspielern auf der Bank verschimmeln würde.«
    »Hat
er nicht Unrecht«, nickte Dalga, nachdem Kadir übersetzt hatte.
    »Und
was wäre so schlimm daran? frage ich Rocco. Du kriegst doch trotzdem dein Geld,
im Sitzen oder im Laufen!«
    Schmalfuß
entfuhr ein missbilligendes Grunzen, und Kadir und Dalga stimmten diesem
Kommentar zu Madlens ignoranter Fehleinschätzung nickend zu.
    »Hakan
hatte die Idee mit dem Stalker. Ein biszzen Feuer mazzen, nannte er es. Er
dachte, dass Rocco, den er für ein Weichei hielt und verachtete, weil er mit
seiner Frau schlief, nur genügend Angst gemacht werden musste, damit er endlich
die Bütter Stadtmauern hinter sich ließe. Die Briefe, die Mails, der
explodierende Blumenstrauß, das von Maden durchzogene Fleisch auf der Terrasse
– das waren alles Hakan und ich.«
    Kadir
schüttelte den Kopf und runzelte die Stirn. Hakan hatte diese Idee entwickelt?
Warum sollte er helfen, den Mann seiner Geliebten in die Richtung zu drängen,
in die seine Frau ihn lenken wollte? Damit sie dann mit ihm auf
Nimmerwiedersehen verschwände? Ich halte es für wahrscheinlicher, dachte Kadir,
dass Madlen ihren Plan ganz alleine entwickelt und Hakan zum Mitwirken
überredet hat. Vielleicht hat es ihm einfach nur Spaß gemacht, seinen
Nebenbuhler zu traktieren, und er ist sich viel früher als Madlen darüber im
Klaren gewesen, dass Rocco seine Bütter nie aufgeben würde. Frauen wie Madlen
sahen nicht, was sie nicht sehen wollten, und wenn sie es registrierten,
lehnten sie es ab es zu akzeptieren. Wie erbärmlich wäre es, wenn sich Madlen
nun hinter einem Toten versteckte, aber genau das, überlegte Kadir weiter, war
ihre Art. Ihm fiel plötzlich etwas ein.
    »Aber
der Pfeil! Der fingierte Indio-Pfeil! Hakan hatte während des Attentats ein
Interview mit der Ratzki, und ich würde mich erinnern, wenn Sie dort gewesen
wären.«
    »Stimmt.
War ich auch nicht. Der Pfeil kam weder von Hakan noch von mir. Genauso wenig
wie der aufgeschlitzte Teddy, die Schaufensterpuppe mit dem

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