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Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall

Titel: Abseitsfalle. Kadir Bülbüls zweiter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Fu , Asmin Deniz
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seine Stimme. »Und wenn es wahr ist,
dann schweigen Sie darüber, machen Sie meinen Rocco nicht unglücklich!«
    »Sind Sie so naiv, oder was? Es
ist mein Job, solche Dinge ans Tageslicht zu bringen. Und da gehörnte Ehemänner
heutzutage niemanden mehr hinter dem Ofen hervorlocken, habe ich noch ein
Extra-Schmankerl parat: Wie finden Sie einen Ehemann, der nicht nur nicht
merkt, dass die holde Gattin ein Auswärtsspiel hat, sondern dass sie darüber hinaus
noch für ihren Gatten eine Stalker-Posse inszeniert?«
    Grambrod
öffnete die Augen und fuhr ruhig fort:
    »In
diesem Moment ist bei mir eine Sicherung durchgebrannt, denn sehen Sie, auf
einmal ging es um noch viel mehr. Es ging auch um Julia und mich.«
    »Wieso
das?«
    »Die
Ratzki hat mit ihren Worten eine alte und eine frische Wunde aufgerissen. Sehen
Sie, ich war nicht immer… so ein feister Mensch.« Hilfos strich Grambrod über
seinen Bauch, der auf seinen Schenkeln ruhte.
    »Ich
war schon immer recht gut im Futter, schon als Kind, aber als ich Julia
kennenlernte, hab ich abgenommen, was das Zeug hält, denn ich wollte sie
unbedingt für mich gewinnen. Sie war so hübsch, so schlank, so… liebenswert.
Nun, nachdem ich verheiratet war, ging ich dann wieder mehr und mehr
auseinander, vielleicht weil ich das Gefühl hatte angekommen zu sein und mich
um nichts mehr kümmern zu müssen. Julia hat mich auf alle möglichen Diäten gesetzt
und Fastenprogramme ersonnen, aber ich hab sie immer ausgetrickst. Ich hatte
einfach immer schrecklichen Hunger! Und sie dann wohl irgendwann auch,
allerdings im übertragenen Sinne. Sie hatte eine kurze Affäre mit einem Typen,
den sie in ihrem Salsakurs kennengelernt hat. Wir haben’s überstanden, aber an
mir nagt es doch noch immer wieder. Und dann kam Julia an dem Morgen nach dem
Gästedinner mit den Büttern, wo ich nicht dabei sein durfte, zu mir und
erwähnte so ganz nebenbei, dass sie die Erdmann dafür gewonnen hat, dass wir
beiden, sie und ich, in einer der nächsten Staffeln mitmachen.«
    Grambrod
betrachtete seine Hände und blinzelte eine Träne weg.
    »Beauty
and the Beast. Das ist es, was ich für sie bin. Ein Biest. Ein fettes Biest. Ich
fühlte mich entsetzlich, hintergangen, vorgeführt. Und da lacht diese Ratzki
über meinen Rocco, der wie ich betrogen wurde und darüber hinaus in einer Show
mitwirkte, die sich seine Frau ausgedacht hatte. Eine Stalker-Posse! Und ich
sollte einer der Nächsten sein, den Madlen Erdmann durch den Kakao zog! Das
alles stürmte auf mich ein, und ich versuchte erneut, dies Mal mit mehr Schwung
und Energie, der Ratzki ihr vermaledeites Handy aus der Hand zu schlagen…«
    »Und
weiter?«
    »Diese
Algen. Der Tang. Mein Knöchel verhedderte sich, und ich stürzte nach vorne,
auch mein anderer Fuß steckte plötzlich fest, und mein Kopf prallte hart gegen
den Kopf der Reporterin, ich verlor kurz das Bewusstsein. Als ich wieder zu mir
kam, wusste ich erst nicht, was geschehen war, ich war völlig benommen, doch
dann fühlte ich etwas Knochiges unter mir. Und wunderte mich.«
    Die
Tränen strömten nun über Grambrods Wangen, und Schmalfuß reichte ihm stumm sein
besticktes Taschentuch.
    »Ich
bin einfach auf sie draufgefallen, hab sie platt wie eine Flunder in den
weichen Sand gedrückt. Wie…« Grambrod trompetete in das Taschentuch, und
Schmalfuß schrieb es resigniert ab.
    »…
wie in einem Comic! Sie lag in einer Kuhle unter mir, und das Wasser gurgelte
in ihren Mund. Wie der Abfluss in einer Badewanne, so sah das aus. Ich dachte,
sie wäre ertrunken, aber in der Zeitung stand, dass sie erstickt ist. Ich habe sie erstickt. Und ihr noch das Nasenbein und drei Rippen gebrochen. Das
fette Biest. Eine Hosenpresse in Menschengestalt. Ich stand auf und schüttelte
sie, aber sie rührte sich nicht. Auf einmal sah ich zwei Leute den Strand
hinunterkommen.«
    Schmalfuß
nickte. Gesa Wohlschlegel und er.
    »Ich
hab die Ratzki schnell in ihre Kuhle zurückgedrückt und mich auf sie gelegt. Alles
auf Anfang. Dann hab ich dir zugewinkt, Herbert, weißt du noch? Und du bist
Gott sei Dank mit Gesa weitergegangen.«
    »Ja,
wir haben uns noch gewundert, warum Sie an solch unwirtlichem Tage in der kühlen
Brandung liegen.«
    »Wie
haben Sie die Leiche von dort fortgeschafft?«
    »Mit
dem Tretboot.«
    Kadir
und Schmalfuß blickten sich an. Das Biest auf dem Tretboot. Die Presse würde
sich freuen.
    »Ich
hab sie noch tiefer in ihre Kuhle gepresst und unter dem ganzen Algenschmodder
verborgen.

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