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Absender unbekannt

Absender unbekannt

Titel: Absender unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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Maes Zimmertür hinüber. „Aber ich kann meinen Job nicht aufgeben. Nicht jetzt. Ich bekomme nie wieder eine vernünftige Stelle, wenn ich jetzt mitten im Probejahr einfach nicht zur Arbeit komme.“
„Dr. Cole“, sagte Bolton erneut, „ich kann das nicht zulassen. „ Grace schüttelte wieder den Kopf. „Das müssen Sie aber, Agent Bolton. Schützen Sie meine Tochter! Ich passe auf mich selber auf.“ „Der Mann, mit dem wir es hier zu tun haben…“
„… ist gefährlich, ich weiß. Das haben Sie mir schon alles erzählt. Und es tut mir leid, Agent Bolton, aber ich gebe nicht einfach auf, wofür ich mein Leben lang gearbeitet habe. Nicht jetzt. Für niemanden.“
„Er holt dich“, sagte ich und fühlte dabei noch immer Maes weiche Arme um meinen Hals.
Jeder im Raum sah zu mir herüber.
Grace sagte: „Nicht, wenn…“
„Nicht, wenn was? Ich kann euch nicht alle schützen, Grace!“ „Ich habe dich auch nicht gebeten…“
„Er hat gesagt, ich müsste mich entscheiden.“
„Wer?“
„Hardiman“, erklärte ich und staunte, wie laut meine Stimme war. „Ich müsste mich zwischen Menschen entscheiden, die ich liebe. Er meinte dich und Mae, Phil und Angie. Ich kann euch nicht alle schützen, Grace.“
„Dann lass es halt, Patrick!“ Ihre Stimme war kalt. „Lass es! Du hast dies alles in mein Leben gebracht. In das Leben meiner Tochter. Du mit deiner Scheißverfluchten Gewaltverherrlichung hast diesen Menschen zu mir geführt! Jetzt müssen meine Tochter und ich dein Leben teilen, obwohl wir das niemals gewollt haben.“ Sie schlug sich mit der Faust aufs Knie und sah dann zu Boden, atmete heftig aus. „Ich komme zurück. Bringen Sie Mae an einen sicheren Ort! Ich rufe jetzt ihren Vater an.“
Bolton warf Devin einen fragenden Blick zu; der zuckte mit den Achseln.
„Ich kann Sie nicht zwingen, sich in die Obhut der Polizei zu begeben…“
„Nein“, rief ich dazwischen. „Nein, nein, nein! Grace, du kennst diesen Menschen nicht. Er holt dich. Ganz bestimmt. „
Ich stellte mich vor sie.
„Und?“ fragte sie.
„Und?“ wiederholte ich. „Und?“
Mir war bewusst, dass mich alle anstarrten. Ich merkte, dass ich außer mir war. Ich fühlte mich verstört und rachsüchtig. Ich fühlte mich gewalttätig, abstoßend und innerlich zerrüttet.
„Und?“ fragte Grace noch einmal.
„Und er schneidet dir den verdammten Kopf ab!“ schrie ich. „Patrick!“ rief Angie.
Ich beugte mich über Grace. „Verstehst du das? Er schneidet dir den Kopf ab. Aber erst zum Schluss. Vorher wird er dich eine Zeitlang vergewaltigen, Grace, und dann wird er Streifen aus dir herausschneiden, dann schlägt er dir Nägel durch die Hände und…“ „Hör auf!“ sagte sie leise.
Aber ich konnte nicht. Es schien mir wichtig, dass sie das verstand. „… reißt dir die Eingeweide heraus, Grace. Das macht er am liebsten. Er nimmt die Eingeweide raus und kann dann sehen, wie der Körper dampft. Dann reißt er dir vielleicht noch die Augen raus, während sein Partner in dir herumstochert und…“
Hinter mir ertönte ein Schrei.
Grace hielt sich die Ohren zu, doch nahm sie die Hände weg, als sie den Schrei hörte.
Hinter mir stand Mae mit rot angelaufenem Gesicht und schlug unkontrolliert mit den Armen um sich, als sei sie unter Strom gesetzt worden.
„Nein, nein, nein!“ schrie sie unter Tränen, lief an mir vorbei zu ihrer Mutter und drückte sich leidenschaftlich an sie.
Grace blickte mich an, während sie ihre Tochter an die Brust gepresst hielt. In ihrem Blick stand nackter, grenzenloser Hass. „Verlass mein Haus!“ sagte sie.
„Grace.“
„Jetzt!“
„Dr. Cole“, wandte Bolton ein, „ich möchte gerne, dass Sie…“ „Ich komme mit Ihnen“, antwortete sie ihm.
„Was?“
Sie hatte die Augen noch immer auf mich gerichtet. „Ich gehe mit Ihnen, Agent Bolton. Ich lasse meine Tochter nicht allein. Ich komme“, sagte sie leise.
Ich versuchte es: „Sieh mal, Grace…“
Sie legte die Hände auf die Ohren ihrer Tochter.
„Ich dachte, ich hätte dir gesagt, du sollst verdammt noch mal mein Haus verlassen!“
Das Telefon klingelte. Sie hob ab, ohne mich aus den Augen zu lassen. „Hallo!“ Sie runzelte die Stirn. „Ich hatte Ihnen schon heute nachmittag gesagt, dass Sie nicht mehr anzurufen brauchen. Wenn Sie mit Patrick reden wollen…“
„Wer ist es?“ fragte ich.
Sie warf den Hörer vor mir auf den Boden. „Hast du meine Nummer an deinen irren Freund weitergegeben, Patrick?“
„Bubba?“ Ich hob den

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