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Absender unbekannt

Absender unbekannt

Titel: Absender unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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davon ausging, dass er gut und gerne bei der zweiten Flasche war – kein gutes Zeichen.
„Freddy hält sich nur zum Spaß ein leerstehendes Haus?“ Er schüttelte den Kopf. „Die zweite und dritte Etage sehen nur vom Aufzug scheiße aus. In Wirklichkeit sind sie ganz nett. Freddy feiert da manchmal kleine Partys mit seinen Leuten und so.“ Ohne jede Freundlichkeit sah er Phil an. „Was willst du denn hier, du Wichser?“
Phil machte einen Schritt nach hinten, hatte sich aber besser im Griff als die meisten Leute, die auf einen völlig abgedrehten Bubba treffen.
„Ich stecke mit in der Sache drin, Bubba. So richtig.“
Bubba grinste, und die Dunkelheit über dem hinteren Teil der Bahnen schien sich auszubreiten. „Na dann“, gab er zurück, „wie schön für dich. Hast einen geärgert, der Angie ins Krankenhaus geschickt hat, und diesmal bist du es nicht selbst gewesen? Arbeitet da noch einer auf deinem Fachgebiet, Tücke?“
Phil rückte einen Schritt näher an mich heran. „Das hat nichts mit dem, was zwischen uns ist, zu tun, Bubba.“
Bubba sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Hat der plötzlich Mumm bekommen, oder ist der einfach nur dumm?“ Ich hatte Bubba schon ein paarmal in diesem Zustand erlebt; für meinen Geschmack war er ein bisschen zu nah am Wahnsinn. Nach meiner korrigierten Schätzung musste er inzwischen drei Flaschen Wodka intus haben, man konnte nicht sagen, ob er seinen niederen Instinkten die Führung überlassen würde.
Bubba machte sich überhaupt nur aus zwei Menschen etwas: aus Angie und aus mir. Und Phil hatte Angie im Laufe der Jahre einfach zu oft verletzt, als dass Bubba jetzt etwas anderes empfinden konnte als puren Hass. Für jemanden ein Hassobjekt zu sein ist relativ. Wenn dich ein Werbefuzzi hasst, dessen schicken Schlitten du auf der Autobahn geschnitten hast, kann man wahrscheinlich ganz gut damit leben. Aber wenn Bubba einen hasst, ist es keine schlechte Idee, den Kontinent zu wechseln.
„Bubba“, versuchte ich es.
Langsam wandte er den Kopf, um mich anzusehen. Sein Blick war verschwommen.
„Phil ist bei dieser Sache auf unserer Seite. Mehr brauchst du im Moment nicht zu wissen. Er macht mit, egal was wir tun.“ Er zeigte keine Reaktion, wandte sich nur wieder Phil zu und fixierte ihn mit verschwommenem Blick.
Phil hielt ihm so lange wie möglich stand, der Schweiß lief ihm an den Schläfen herunter, doch schließlich schaute er zu Boden. „Okay, Penner“, sagte Bubba. „Wir lassen dich ein paar Runden zugucken, wenn du das wiedergutmachen willst, was du deiner Frau angetan hast, oder was für einen Dünnschiss du dir jetzt einredest.“ Er stand auf und stellte sich
vor Phil, bis dieser aufsah. „Nur damit es keine Missverständnisse gibt: Patrick vergibt. Angie vergibt. Ich nicht. Irgendwann werde ich dir weh tun.“
Phil nickte. „Ich weiß, Bubba.“
Mit dem Zeigefinger hob Bubba Phils Kinn an. „Und wenn irgendwas von dem, was hier heute passiert, nach draußen kommt, dann weiß ich, dass es nicht von Patrick war. Was bedeutet, dass ich dich umbringe, Phil. Kapiert?“
Phil wollte nicken, doch Bubbas Finger hinderte ihn daran. „Ja“, stieß Phil durch die zusammengepressten Zähne hervor. Bubba sah zu einer dunklen Wand hinter dem Aufzug herüber. „Licht!“ befahl er.
Hinter der Wand legte jemand den Schalter um, und in den wenigen verbliebenen Lampenfassungen über dem hinteren Teil der Bahnen flackerte ein mattes grünweißes Neonlicht auf. Ein erneutes Flackern, und mehrere dunstiggelbe Lichtstreifen fielen auf die Bowlinggruben.
Bubba hob die Arme, drehte sich um und machte eine ausladende Handbewegung, wie Moses, der das Rote Meer teilt. Wir blickten die Bahnen hinunter, während eine Ratte die Kugelrinne entlang in Sicherheit huschte.
„Heilige Scheiße!“ stieß Phil hervor.
„Was gesagt?“ fragte Bubba.
„Nein. Nichts“, brachte Phil heraus.
Genau mir gegenüber kniete am hinteren Ende der Bahn Kevin Hurlihy in der Bowlinggrube. Seine Hände waren auf dem Rücken gefesselt, die Beine an den Knöcheln zusammengebunden, um den Hals hatte er eine Schlinge, die mit einem Nagel an der Wand über der Grube befestigt war. Sein Gesicht war geschwollen und glänzte nur so von blutigen Striemen. Bubba hatte ihm die Nase gebrochen; Ich ließ Bubba und Phil stehen und ging die Bahn hinunter auf Kevin zu. Er sah mich kommen, was ihm Stärke zu verleihen schien. Vielleicht hielt er mich für die Schwachstelle.
Als Grace mir erzählt

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