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Absender unbekannt

Absender unbekannt

Titel: Absender unbekannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dennis Lehane
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antwortete Bolton schließlich.
„Was ist mit ihr?“
„Sie wurde hin und wieder als psychologische Gutachterin in Verhandlungen hinzugezogen.“
„Und?“
„Und“, fügte er hinzu, „sie hat ein psychologisches Gutachten über Hardiman erstellt, das es ihm letztendlich unmöglich machte, auf unzurechnungsfähig zu plädieren. Mr. Kenzie, Diandra Warren hat Alec Hardiman hinter Gitter gebracht.“
Boltons mobiler Kommandoposten war ein schwarzer Minivan mit getönten Scheiben. Mit laufendem Motor wartete er auf uns, als wir auf die New Sudbury Street traten.
Drinnen saßen zwei Agenten, Erdham und Fields, vor einer schwarz-grauen Computerstation, die die gesamte rechte Wand einnahm. Auf der Ablage befanden sich ein Gewirr aus Kabeln, zwei Computer, zwei Faxgeräte und zwei Laserdrucker. Über der Arbeitsfläche war eine Reihe von sechs Monitoren angebracht, gegenüber an der linken Wand hingen noch einmal sechs. Am anderen Ende des Wageninnenraums erkannte ich digitale Receiver und Aufnahmegeräte, einen Videorecorder mit Doppeldeck, Audio- und Videokassetten, Disketten und CDs.
An der linken Wand war ein kleiner Tisch mit drei Klappsitzen befestigt. Als sich das Fahrzeug in Bewegung setzte, ließ ich mich auf einen Sitz fallen und hielt mich mit der Hand an einem kleinen Kühlschrank fest.
„Fahrt ihr mit dem Ding zum Campen?“ fragte ich.
Bolton ignorierte mich. „Agent Erdham, haben Sie die Verfügung?“ Erdham reichte ihm ein Blatt Papier, das Bolton in die Innentasche seiner Jacke schob.
Er nahm neben mir Platz. „Bei dem Treffen werden Sie von Wächter Lief und dem Chefpsychologen des Gefängnisses, Dr. Dolquist, begleitet werden. Die beiden werden Ihnen alles Notwendige über Hardiman erzählen, so dass mir nicht mehr viel zu sagen bleibt, außer dass Hardiman nicht auf die leichte Schulter genommen werden sollte, egal wie freundlich er wirkt. Er steht in drei Fällen unter Mordverdacht, die im Gefängnis passiert sind, aber keiner von den Insassen in diesem Hochsicherheitstrakt rückt mit Beweisen raus. Das sind alles Serienmörder, Brandstifter und Vergewaltiger, und trotzdem haben sie Angst vor Alec Hardiman. Verstehen Sie mich?“ Ich nickte.
„Die Zelle, in der das Treffen stattfinden wird, ist vollkommen verkabelt. Von dieser Kontrollstation aus können wir sowohl Audio- als auch Videoaufnahmen machen. Wir beobachten jeden Schritt, den Sie tun werden. Hardiman wird an beiden Füssen und mindestens einem Handgelenk angekettet sein. Trotzdem, seien Sie vorsichtig!“ „Hat Ihnen Hardiman seine Einwilligung gegeben für die Aufnahmen?“
„Mit dem Video hat er nichts zu tun. Nur Tonaufnahmen muss er genehmigen.“
„Und hat er zugestimmt?“
Bolton schüttelte den Kopf. „Nein, hat er nicht.“
„Sie machen es aber trotzdem.“
„Ja. Ich will das nicht vor Gericht verwenden. Ich werde es im Verlauf des Falles vielleicht hin und wieder gebrauchen können. Ist das ein Problem für Sie?“
„Eigentlich nicht.“
Der Wagen ruckelte wieder, als er am Haymarket vorbeifuhr und auf die 1-93 bog. Ich lehnte mich zurück, sah aus dem Fenster und fragte mich, wie in aller Welt ich in diese Sache geraten war. Dr. Dolquist war ein kleiner, aber kräftig gebauter Mann, der mir nur kurz in die Augen sah und den Blick dann schnell weiterschweifen ließ.
Wachmann Lief war groß, und sein schwarzer Kopf war so glattrasiert, dass er glänzte. Einige Minuten war ich allein mit Dolquist in Liefs Büro, weil Lief mit Bolton die Einzelheiten der Überwachung absprach.
Dolquist betrachtete ein Foto von Lief, der neben einer weiß verputzten Hütte unter der brennenden Sonne von Florida zusammen mit zwei Freunden einen Speerfisch in die Höhe hielt. Ich wartete darauf, dass die Stille etwas weniger unangenehm würde. „Sind Sie verheiratet, Mr. Kenzie?“ Dolquist starrte das Foto an. „Geschieden. Schon lange.“
„Kinder?“
„Nein. Sie?“
Er nickte. „Zwei. Das hilft.“
„Hilft wobei?“
Er zeigte mit der Hand um sich. „Hiermit klarzukommen. Es hilft, wenn man nach Hause zu den Kindern zurückkehrt, zu ihrem sauberen Geruch.“ Er warf mir einen kurzen Blick zu.
„Das glaube ich Ihnen“, erwiderte ich.
„Ihre Arbeit“, setzte er erneut an, „muss Sie doch mit vielen negativen menschlichen Aspekten in Kontakt bringen.“
„Hängt vom Fall ab.“
„Wie lange machen Sie das schon?“
„Fast zehn Jahre.“
„Dann haben Sie aber früh angefangen.“
„Stimmt.“
„Sehen Sie Ihre Arbeit als

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