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alle anderen.“
Er zog die Hand aus der Hosentasche und rieb sich den Nacken. „Was haben Sie, Jack Rouse, Kevin Hurlihy, Jason Warren, Kara Rider, Peter Stimovich, Freddy Constantine, Staatsanwalt Timpson und Alec Hardiman gemeinsam?“
„Ist das eine Denksportaufgabe?“
„Beantworten Sie meine Frage!“
„Ich weiß es nicht, verflucht noch mal!“ Ich hielt die Hände hoch. „Ist das deutlich genug für Sie?“
„Sie müssen uns hier helfen, Mr. Kenzie!“
„Das versuche ich auch, Bolton, aber Ihre Befragungstechnik ist ungefähr so ausgefeilt wie die eines Kredithais.
Wenn Sie mich nerven, werde ich Ihnen keine große Hilfe sein können, weil ich viel zu wütend bin, um nachzudenken.“
Bolton ging zur anderen Seite des Raumes hinüber. Der Raum war mindestens zehn Meter lang und ungefähr drei Meter fünfzig hoch. Bolton zog an einem Tuch, das die ganze rückwärtige Wand verdeckte, und als er es in den Händen hielt, erblickte ich eine riesige Pinnwand, die neunzig Prozent der Wand einnahm.
Mit Stecknadeln und dünnem Draht waren Fotos, Tatortdiagramme, Blätter mit Spektralanalysen und Beweislisten auf dem Kork befestigt. Ich stand ebenfalls auf, ging langsam am Tisch entlang und versuchte, alles in mich aufzunehmen.
Hinter mir bemerkte Devin: „Wir haben alle verhört, die irgendwie mit dem Fall zu tun haben, Patrick. Außerdem wurden alle befragt, die Stimovich und das letzte Opfer, Pamela Stokes, gekannt haben. Ohne Ergebnis. Überhaupt nichts.“
Von allen Opfern gab es Fotos: jeweils zwei, auf denen die Personen noch lebten, und mehrere von den Leichen. Pamela Stokes sah aus, als wäre sie um die Dreißig. Auf einem Bild blinzelte sie in die Sonne und hielt die Hand vor die Stirn, ihr ansonsten nichtssagendes Gesicht wurde von einem breiten Lachen erhellt.
„Was wissen wir über sie?“
„Verkäuferin bei Anne Klein“, antwortete Oscar, „wurde zuletzt vor zwei Tagen gesehen, als sie die Mercury Bar auf der Boylston Street verließ.“
„Allein?“ erkundigte ich mich.
Devin schüttelte den Kopf. „Mit einem Typ, der eine Baseballkappe, Sonnenbrille und einen Ziegenbart trug.“
„Er trug eine Sonnenbrille in einer Bar, und keiner hat Verdacht geschöpft?“
„Bist du schon mal in der Mercury gewesen?“ wollte Oscar wissen. „Die ist doch voll von besonders schicken Möchtegern-VIPs. Die tragen drinnen immer Sonnenbrille!“
„Tja, das ist unser Mann.“ Ich wies auf das Foto von Jason und dem Mann mit dem Bart.
„Wenigstens einer der beiden“, bescheinigte Oscar.
„Bist du sicher, dass es zwei sind?“
„Wir gehen davon aus. Jason Warren wurde ohne Zweifel von zwei Menschen umgebracht.“
„Woher wisst ihr das?“
„Er hat sich gewehrt und sie gekratzt“, erklärte Devin. „Unter seinen Fingernägeln fand sich Gewebe von zwei unterschiedlichen Blutgruppen.“
„Haben die Familien aller Opfer Fotos erhalten, bevor die Leute umgebracht wurden?“
„Ja“, bestätigte Oscar. „Das ist auch alles, was wir als Täterprofil haben. Bei drei der vier Opfer stimmt der Tatort nicht mit dem Fundort der Leichen überein. Kara Rider wurde nach Dorchester gebracht, Stimovich nach Squantum, und die Reste von Pamela Stokes wurden in Lincoln gefunden.“
Unter den Bildern der vier war ein Streifen Papier mit den Worten „Opfer. 1974“ angebracht. Cal Morrisons leicht arrogantes jugendliches Gesicht sah mich an, und obwohl ich bis zu dem Abend in Gerrys Kneipe seit Jahren nicht mehr an ihn gedacht hatte, erinnerte ich mich spontan an den Geruch seines Kokos-Shampoos, das er immer benutzt hatte, und wie wir ihn deswegen aufgezogen hatten.
„Sind alle Opfer auf Gemeinsamkeiten untersucht worden?“ „Ja“, sagte Bolton.
„Und?“
„Es gibt zwei“, gab er Auskunft. „Sowohl Kara Riders Mutter als auch Jason Warrens Vater wuchsen in Dorchester auf.“
„Und die zweite?“
„Kara Rider und Pam Stokes benutzten das gleiche Parfüm. „ „Welches?“
„Das Labor sagt, es war Halston for Women.“
„Das Labor“, wiederholte ich, während ich die Fotos von Jack Rouse, Stan Timpson, Freddy Constantine, Diandra Warren und Diedre Rider betrachtete. Von jeder Person gab es zwei Aufnahmen. Eine aktuelle und eine, die mindestens zwanzig Jahre alt war. „Über das Motiv gibt es keinerlei Anhaltspunkte?“ Fragend sah ich Oscar an, der blickte zur Seite und dann zu Devin. Der wandte sich an Bolton.
„Agent Bolton?“ fragte ich. „Haben Sie einen Anhaltspunkt?“ „Jason Warrens Mutter“,
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