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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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könnten, den Wiz einen Kuppler zu nennen oder einen Zuhälter, wenn du so willst – nicht, dass er damit ein Problem hätte.
    Ich habe mich schon gefragt, wie der Wizard damit durchkommt, denn schließlich hat er es mit männlichen und weiblichen Gaunern zu tun, die sicher schlauer sind als er, und gewiss, in jedem Fall, stärker. Aber er kommt ganz gut mit ihnen klar – tatsächlich so gut, dass es einen direkt stolz macht, selber zu den Kids zu gehören. Und das schafft er, glaube ich, weil er sehr früh herausgefunden hat, was die meisten Kids nie erfahren und was ich erst nach Jahren erkannt habe – tatsächlich ist es mir erst dieses Jahr gedämmert, wo mir das Wissen nichts mehr nutzt –, dass nämlich die Jugend Macht hat, eine Art göttlicher Macht direkt von Mutter Natur. All die alten Steuerzahler wissen dies natürlich, weil sich die armen alten Säcke nur zu gut an die glorreichen Tage ihrer eigenen Jugend erinnern, aber andererseits sind sie so eifersüchtig auf uns, dass sie uns diese Tatsache verheimlichen und sich nur gegenseitig davon zuflüstern. Was die Jungen und Mädchen angeht, die lieben jungen Einsteiger, da hab ich manchmal das Gefühl, dass sie, wenn sie von dieser Tatsache nur wüssten , von dieser sehr simplen Tatsache, davon nämlich, wie mächtig sie wirklich sind, dass sie sich dann vielleicht über Nacht erheben und die alten Steuerzahler versklaven könnten, die ganze verdammte Bande – mit ihren Toupets und Gummibusen und Verjüngungstinkturen und allem –, auch wenn es Millionen an der Zahl sind und sie die Schaltpositionen besetzen. Und ich nehme an, es war ebender Umstand, dass nur der kleine Wizard sich darüber klar war, und die ganzen anderen zwei Millionen Teenager nicht, die es in unserem Land geben soll, was ihm die Laune so vergällte wie dem General schlapper Truppen, die er nicht in die Schlacht führen kann.
    »He’s got the whole wide world in his hands!
    He’s got this crumby village drapers in his hands!
3
    He’s got …«
    Das war der Wizard, der seine eigene Improvisation der Laurie-London-Nummer zum Besten gab. Und da das Treppenhaus offenbar aus Schlackenbetonblöcken gebaut war, gab es ein Echo wie aus einem Megafon die Treppe rauf und runter, ganz zur Verblüffung der ältlichen Schachteln, die dort gerade ihre Einkäufe hinaustrugen.
    »Ganz langsam«, sagte ich und legte meine Hand auf den Arm des Wizards.
    Er riss ihn weg und funkelte mich an, als wäre ich das, was ich in diesem Moment bestimmt auch war : sein schlimmster Feind.
    »Fass mich nicht an !«, sagte er, wenn man es »sagen« nennen kann, denn »kreischen« käme seinem Ton näher.
    »Alles klar, Großer«, sagte ich zum ihm und wollte innerlich nichts mehr mit der ganzen verdammten Sache zu tun haben.
    Wir traten aus den Glastüren in einen absolut fabelhaften Junitag, wie ihn nur die alte Hure London ausspucken kann, das allerdings nur sehr gelegentlich. Der Wizard stand da und sah an mir hoch, als wog er ab, ob er mich beleidigen oder doch den Kalten Krieg abblasen sollte.
    »Pass auf, Wiz«, sagte ich zu ihm. »Es ist nicht so, dass ich mich von Natur aus gern einmische, ich denke bloß, wenn du so weitermachst, wirst du dich umbringen, und das würde ich bedauern.«
    Das schien ihm zu gefallen, und er lächelte. Und wenn der kleine Wizard seinen Schutzschild runterlässt, ist es echt wie ein Wunder, weil hinter seinem rasiermesserscharfen Gesicht ein richtig charmanter Junge zum Vorschein kommt – wenn auch nur für einen Augenblick.
    »Ich muss los und Suzette treffen«, erzählte ich ihm. »Ich hab gehört, dass sie einen Klienten für mich hat.«
    »Das müsste dir ja gefallen«, sagte Wizard, »nachdem du so viel Geld ausgegeben hast, um meine Rechnungen zu bezahlen.«
    »Du bist eine abscheuliche kleine Kreatur, Wiz«, sagte ich ihm. »Es ist erstaunlich, dass sie dich nicht für irgendein Experiment hernehmen.«
    »Man sieht sich«, sagte Wizard. »Und bestell der kleinen Suze bitte all meinen Hass.«
    Er hatte schon ein Taxi angehalten, denn Wizard bewegt sich ausschließlich im Taxi fort und läuft lieber meilenweit, als den öffentlichen Nahverkehr zu benutzen – obwohl ich mitbekommen habe, dass er auch schon mal den Nachtbus nimmt. Er hatte eine längere Auseinandersetzung mit dem Fahrer, bevor er einstieg – anscheinend versuchte der Wizard den Bürger zu überreden, eine Tür offen zu lassen, damit die Sommerbrise während der Fahrt seine naturblonde

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