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Absolute Beginners

Absolute Beginners

Titel: Absolute Beginners Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin MacInnes
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Marlon-Brando-Frisur verwirbeln konnte.
    Ich konnte aber nicht abwarten ob er damit Erfolg hatte, weil man bei Suzette aus folgendem Grund auf die Minute pünktlich sein muss: dass sie
     nämlich sofort aufsteht, wenn sie einen
Neger
4 sieht, der ihr gefällt, und ihm nachläuft, komme, was mag; allerdings muss ich zu ihrer Verteidigung sagen, dass sie bis zur verabredeten Zeit wie mit dem Hintern angeleimt sitzen bleibt, selbst wenn Harry Belafonte vorbeigeht. Suzette heißt sie übrigens, so erzählt sie, seitdem einer ihrer Neger-Liebhaber sie so nannte – als er sie schmachtend von Kopf bis Fuß betrachtete, besonders Fuß, sagte dieser Neger, ein Fang aus Gabun, zu ihr: » Chérie , du bist mein Crêpe Suzette , ich werde dich verspeisen.« Und ich habe keinen Zweifel, dass er genau das getan hat.
    Es ist einfach so, dass die kleine, süße, siebzehnjährige Suzette versessen ist auf Neger. Und ich hab ihr schon oft erklärt, dass man den Umstand, ein Freund der Farbigen zu sein und keine Vorurteile zu haben und den ganzen Scheiß, dass man das nicht dadurch beweisen muss, indem man jeden Neger, den man sieht, mit nach Hause nimmt und zwischen die Laken zerrt. Aber Suzette ist in dieser Hinsicht ziemlich frei von Scham, freut sich des Lebens, und natürlicherweise ist sie bei den Jungs sehr beliebt. Sie verdient kein Geld mit ihrem Tun; denn obwohl ich glaube, dass sie das gern würde und sicherlich auch könnte – sogar ziemlich viel, wenn sie zufällig auf Weiße stünde –, geben ihr die Neger nichts, und zwar nicht weil sie nicht stinkreich oder großzügig wären, das sind sie beides sehr oft, sondern weil jeder Neger trotz aller gegenteiliger Anzeichen (und da gibt es eine Menge) glaubt, es würde jede Frau der Schöpfung nur nach der Ehre seiner Gesellschaft dürsten. Obwohl sie also die Schönste auf dem
Strutter’s Ball
ist, muss sich die arme alte Suzette jeden Tag in einem Modegeschäft abmühen – was sie aber zufällig für mich so nützlich macht.
    Ich werde nun offenbaren, womit ich mich täglich abschinde, und das ist etwas eigen. Nicht dass ich mich nicht an einem sogenannten geregelten Tagwerk versucht hätte, sowohl mit der Hand als auch mit dem Kopf. Aber alle Jobs, die ich bekam, selbst die gut bezahlten (das waren die mit der Hand), versagten mir die beiden Dinge, die ich als absolut notwendig für ein kultiviertes Leben erachte, nämlich – und jetzt bitte Stift bereithalten und mitschreiben – dass man nach seinem eigenen Zeitplan arbeitet und nicht nach dem von sonst wem, erstens, und zweitens, dass man, selbst wenn man nicht jeden Tag das große Geld macht, wenigstens ab und zu was ranschafft. Es ist schrecklich, um es anders auszudrücken, so ganz ohne Hoffnung zu leben.
    Was ich also bin, ist Fotograf: Straße, Freizeitpark, Studio, künstlerische Posen und, von Zeit zu Zeit, wenn ich einen Klienten finde, pornografische. Das ist abscheulich, ich weiß, andererseits schädigt es aber nur meine Kunden, die Psychos, und was die Kids angeht, die mir als Modelle dienen, würden die es allein schon für den Spaß machen, und für das Honorar, das ich ihnen zahle, erst recht. Einen Job wie meinen zu haben, bedeutet, dass ich nicht zur großen Gemeinschaft der Trottel gehöre: der riesigen Mehrheit von Spießern, die nur ausgebeutet werden. Mir scheint, dass das Trottelsein und das Nicht-Trottelsein die Menschheit schlechterdings in zwei Gruppen teilt. Es hat nichts zu tun mit Alter oder Geschlecht oder Klasse oder Hautfarbe – entweder man kommt als Trottel zur Welt oder als Nicht-Trottel, und ich vertraue ganz darauf, dass bei mir Letzteres der Fall ist.
    Und jetzt verstehst du auch, warum ich von Zeit zu Zeit mal Suze besuche. Denn Suze trifft bei ihrer Arbeit im Modegeschäft jede Menge perverser Typen, meistens unter den Vatis der Puppen, die sich dort einkleiden, und sie agiert als mein Agent und beschafft mir Aufträge für pornografische Fotos, wofür sie eine Kommission von fünfundzwanzig Prozent bekommt. Du siehst also, Suze ist ein gerissenes Ding, und das liegt ohne Frage daran, dass sie nicht nur Engländerin ist, sondern teils gibraltarische, teils schottische Wurzeln hat und auch jüdische, was vielleicht der Grund dafür ist, dass ich mich so gut mit ihr verstehe, da ich aus den Adern meiner Mutter selbst ein bisschen jüdisches Blut geerbt haben soll – auf jeden Fall bin ich beschnitten.
    Ich fand Suze in ihrem Stammcafé in Belgravia, bei ihrer Arbeit um die

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