Absolute Beginners
Ecke, eines der eher eigenartigen Sorte namens The Last Days of Pompeii, und genau so sollte es auch aussehen, mit Steinsitzen in dunklen Ecken und einem zerstörten Brunnen als Herzstück und einem mumifizierten Römer, der in einer Höhlung in der Wand eingebettet war, nur so zum Spaß, behaupte ich mal. Suze ließ ihren Cappuccino kalt werden und knabberte ein Sandwich mit Frischkäse und Gurke, denn Suze isst mittags nie viel, da sie zur Rundlichkeit neigt, was mir ziemlich gefällt, aber abends holt sie das mit riesigen Tellern voll Hühnchen und Erbsen wieder nach, die sie für ihren Neger-Besuch kocht.
»Hi, Darl«, sagte sie.
»Hi, Hon«, antwortete ich.
Wir hatten mal gehört, wie sich zwei Filmstars so anredeten, in einem Film, den wir uns zusammen ansahen und auf den wir ziemlich abfuhren, als Suze und ich noch fest zusammen waren, vor Ewigkeiten.
»Wie geht’s den Jungs?«, fragte ich sie, setzte mich ihr gegenüber und legte unter dem winzigen Tisch meine Knie an ihre.
»Den Jungs«, sagte sie, »geht es ganz gut. Ganz, ganz okay.«
»Hattest du schon deinen Hundertsten?«, fragte ich sie.
»Noch keine hundert«, gab Suze zurück. »Noch nicht, nein, ich glaub nicht, keine hundert.«
Ich bestellte mir eine Cassata. »Denkst du je darüber nach, einen von denen zu heiraten?«, fragte ich sie nervös und kam dabei, wie immer, wenn ich mit Suze über ihr Liebesleben rede, in einen üblen Groove.
Sie schaute verträumt und klimperte doch tatsächlich wie ein italienisches Starlet mit ihren Wimpern. »Wenn ich je heirate«, sagte sie, »dann nur vornehm. Ich habe vor, eine sehr vornehme Ehe einzugehen.«
»Also nicht mit einem Neger.«
»Nein, das glaube ich nicht.« Sie blies ein kleines braunes Nest in den weißen Milchschaum ihres Cappuccinos. »Genau genommen«, sagte sie, »habe ich schon einen Antrag. Oder was einem Antrag gleichkommt.«
Sie brach ab und blickte mich an. »Sag schon«, sagte ich.
»Von Henley.«
»Nein!«
Sie nickte und blickte nach unten.
»Diese furchtbare alte Schwuchtel!«, rief ich.
Ich muss klarstellen, dass Henley der Modedesigner ist, für den Suzette arbeitet, und alt genug, ihre Tante zu sein, von allem anderen mal ganz abgesehen.
Suze sah mich streng und pikiert an. »Henley«, sagte sie, »mag andersrum sein, aber er ist vornehm.«
»Das ist er sicherlich!«, rief ich. »Oh, das ist er sicherlich sehr!«
Sie hielt inne. »Unsere Ehe«, fuhr sie fort, »wäre natürlich sexlos.«
»Darauf kannst du wetten!«, brüllte ich. Ich blitzte sie an, auf der Suche nach dem Killersatz. »Und was wird Miss Henley sagen«, schrie ich, »wenn die Neger zu Tausenden in sein vornehmes Brautzimmer gestapft kommen?«
Sie lächelte mitleidsvoll und war still. Ich hätte ihr eine reinhauen können.
»Ich kapier das nicht, Suze«, rief ich. »Du bist eine Sekretärin in dem Ding, noch nicht mal ein schickes Modell. Warum sollte er ausgerechnet dich als Alibi-Frau vorschieben wollen?«
»Ich glaube, er verehrt mich.«
Ich sah sie finster an. »Du heiratest ihn wegen der Kohle«, rief ich aus. »Mit den Negern warst du bloß ein Flittchen, aber jetzt wirst du eine Hure!«
Sie reckte mir ihr entschlossenes, störrisches kleines Gesicht entgegen. »Ich heirate vornehm«, antwortete sie, »und das ist etwas, was du mir nie bieten könntest.«
»Nein, das könnte ich nicht«, sagte ich tief gekränkt.
Unter dem Vorwand, eine Platte anmachen zu wollen, stand ich auf, drückte wild auf den drei Knöpfen herum, und glücklicherweise wurde mir
Ella
5 beschert, die sogar einen Vulkan abkühlen könnte. Ich ging für einen Moment zur Tür, und die Luft war echt so dick vor Hitze, dass es einen fast erschlug. »Dieser Sommer kann nicht so weitergehen«, sagte das Großmaul hinter der Gaggia und wischte sich mit seinem verschwitzten Arm über seine verschwitzte Stirn.
»Oh doch, das kann er, Daddy-O«, antwortete ich. »Er kann so lange weitergehen, bis der Kalender stopp sagt.«
»Nein …«, sagte das Großmaul, während es traurig ins Schwarzblau dieses saftigen Juni-Himmels blickte.
»Es kann für immer weiterleuchten«, zischte ich, und es vermischte sich mit dem Dampf aus seiner Kaffeemaschine, während ich mich nach vorne beugte. Dann drehte ich mich um und ging zurück zu Suze. »Erzähl mir von diesem Kunden«, sagte ich und setzte mich dabei. »Erzähl mir das Wer, das Wann und auch, wenn du es weißt, das Warum.«
Nachdem sie ihren kleinen Pfeil in meine Lunge
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