Absolutes Vertrauen - Die Kraft, das Leben glücklich zu gestalten
einmal herrschte Stille im Raum. Ich holte tief Luft, sah ihnen in die Augen und erklärte ihnen, dass eben diese Bemerkungen zu der Meinung beitrugen, die sie von sich selbst hatten, und dass dieses innere Bild zu ihrem momentanen Verhalten führte, das ihnen mit Sicherheit nicht zugutekam. Ich sah, wie sie nickten. Ich fügte hinzu, dass man so etwas ändern kann, und damit war der Kontakt zwischen uns hergestellt. Sie begriffen, dass es in meinem Vortrag nicht nur um Theorie, sondern um etwas Greifbares ging, das ihnen genauso helfen konnte wie ihren Klassenkameraden. Von allen Teilnehmern überraschten mich die »Hooligans« nach dem Seminar am meisten. Sie formulierten ein schriftliches Gesuch an ihre Eltern und Lehrer: »Bezeichnet uns doch bitte nicht mehr als Abschaum. Warum könnt ihr nicht nett zu uns sein?«
Im Rahmen des Workshops ging es am nächsten Tag darum, einen Vortrag vor den Eltern dieser Schüler zu halten. Sie erschienen verunsichert, waren beinahe wütend auf mich. Sie hatten das Gefühl, dass ich ihren Kindern nur noch einen weiteren Grund gegeben hatte, ihre Aufsässigkeit zu verstärken, und dass sie selbst auf einmal von Opfern zu Tätern wurden.
Als Erstes versicherte ich ihnen daher, dass meiner Überzeugung nach alle Eltern nur das Beste für ihre Kinder wollen und dass wir mit den besten Absichten handeln. Dennoch reicht das nicht aus, um keine schwerwiegenden Fehler zu begehen. Eltern begehen Fehler und wiederholen dabei sogar oft das Verhalten ihrer eigenen Eltern. Dies passiert besonders dann, wenn wir unter Druck stehen und in diesem Zustand ganz automatisch reagieren. Die gute Nachricht ist, dass wir diese Mechanismen modifizieren können, wenn wir sie erst einmal erkennen, indem wir auf unsere Worte achten, das Unangemessene aussortieren und es durch etwas Passenderes ersetzen. Deshalb lautet die goldene Regel, das Verhalten und die Person nicht zu verwechseln. Am Ende der Sitzung waren wir alle bewegt und gerührt und empfanden Dankbarkeit für den Gedankenaustausch und den gemeinsamen Lernprozess.
Es ist viel schwieriger, sich selbst zu richten,
als die anderen. Wenn du dich selbst gut einschätzen
kannst, bist du wirklich weise.
Antoine de Saint-Exupéry
Manchmal sind wir uns der Macht der Worte nicht bewusst. Ich glaube nämlich nicht, dass sonst all die schrecklichen Dinge gesagt würden, die man im Familienkreis so zu hören bekommt. In ihrem Buch Brújula para navegantes emocionales empfiehlt Elsa Punset eine von Maurice J. Elias entwickelte Übung, die er als den »Nachbar-Test« bezeichnet und die ich sehr interessant finde. Es geht darum, wie lange wir es zuhause aushalten können, uns vorzustellen, dass bei unseren Unterhaltungen immer ein Nachbar dabei ist und mithört. Auf diese Art und Weise fangen wir an, uns unserer Worte bewusst zu werden, da wir uns das verkneifen, was wir niemals vor einem Außenstehenden sagen würden .
Um diese Übung zu erklären, verweist Elsa Punset auf Elias: »Sind Sie dazu in der Lage, sich Ihren Kindern und Ihrem Partner gegenüber einen Tag lang so zu benehmen, als wäre ein Nachbar dabei und würde mithören? Ihrem Sohn oder Ihrem Partner nichts zu sagen, was der Nachbar nicht auch hören dürfte? Viele Eltern berichten, dass es ihnen schwerfällt. Wenn es ihnen dann gelingt, rate ich dazu, es von nun an einen Tag in der Woche zu versuchen. Die Menschen brauchen diesen wöchentlichen Tag, um ihr emotionales Gleichgewicht zu finden, damit wir ihnen freundlich und respektvoll begegnen, ohne diese kleinen Beleidigungen und entmutigenden Bemerkungen des Alltags.«
Wenn wir mit unseren Worten nicht vorsichtig sind, können wir das Selbstbild eines Menschen schädigen, den wir lieben, sei es nun unser Kind, ein Schüler oder Freund. Wie bereits gesagt, kann dieses Selbstbild repariert werden, aber wie viel besser wäre es doch, wenn das gar nicht nötig wäre!
Wenn ich dies in unseren Kursen erläutere, werde ich oft gefragt, was man denn tun sollte, wenn man auf unangemessenes Verhalten hinweisen muss.
Und meine Antwort darauf lautet, dass man die Person und das, was geschehen ist, voneinander trennen muss. Die Tat mag falsch und sogar äußerst verderblich sein, wer sie vollzogen hat, kann allerdings ein wertvoller Mensch sein. Um hier ein praktisches Beispiel zu geben, betrachten wir einmal den Unterschied zwischen folgenden zwei Aussagen. Wir können zu unserem Sohn im Teenager-Alter »Dein Zimmer ist unordentlich« statt »Du
Weitere Kostenlose Bücher