Absolutes Vertrauen - Die Kraft, das Leben glücklich zu gestalten
bist so unordentlich« sagen. Wenn ich ihm jeden Tag wiederhole, wie unordentlich er doch ist, wird das überhaupt nichts ändern, weil ich damit nur das verstärke, auf das ich mich konzentriere. Dieses Prinzip zeigt sich auch in der Regel, die der Psychologieprofessor Haim Ginott von der New York University vorschlägt, um ein positives Selbstbild von Kindern zu verstärken. Er regt an, sich auf die Taten des Kindes zu konzentrieren, anstatt es selbst zu loben oder zu kritisieren, ihnen nicht zu sagen, dass sie böse sind, sondern vielmehr, dass sie etwas Böses getan haben, und auch nicht, dass sie die reinsten Genies sind, sondern, dass sie da gerade etwas Geniales gemacht haben.
Diese Regel kann man auf viele Bereiche anwenden, nicht nur auf die Familie. Wenn wir mit Geschäftsleuten arbeiten, weisen wir sie darauf hin, dass die Dinge, denen sie die meiste Aufmerksamkeit schenken, auch den größten Zuwachs verzeichnen werden. Wenn sie sich auf die Fehler ihres Teams konzentrieren und außerdem die Tatsachen nicht von den Personen trennen, ist es gut möglich, dass sie das Selbstvertrauen ihrer Mitarbeiter schädigen und darüber hinaus auch noch das potenzieren, wogegen sie doch eigentlich angehen wollten. Die Regel besagt, dass das, worauf wir uns konzentrieren, dadurch verstärkt wird.
Wir verstecken uns hinter schützenden Masken
Es ist lohnenswert, einmal einige Folgen eines angeschlagenen Selbstbildes zu untersuchen. Wenn unser Bild von uns selbst Schaden genommen hat, kann es sein, dass wir anfangen, uns hinter Masken zu verstecken, die uns schützen sollen, wenn wir älter werden. Niemand geht gerne durchs Leben und zeigt dabei die Wunden, die wir uns zufügen, indem wir denken, dass wir nicht gut genug sind, dass wir wertlos sind, dass wir es nicht verdienen, geliebt zu werden.
Diese Masken können die unterschiedlichsten Formen annehmen: von übermäßiger Bescheidenheit bis hin zu himmelschreiender Besserwisserei. Trotz ihrer unterschiedlichen Wirkung nach außen sind beide Verhaltensmuster doch mögliche Hinweise auf geringes Selbstbewusstsein.
In den vielen Jahren, die ich jetzt bereits zum Thema Selbstbewusstsein forsche, habe ich auch Personen getroffen, die mir erklärten: »Meine Angestellten, meine Kinder, meine Arbeitskollegen haben eher zu viel Selbstvertrauen. Die sind so was von arrogant!« Es ist wichtig, hier eines klarzustellen: Auch wenn die Maskerade des Mister Perfect oder des Allmächtigen – arrogant, überheblich, prahlerisch – auf den ersten Blick nicht auf geringes Selbstbewusstsein hinzuweisen scheint, tut sie doch genau das. Wenn Menschen so eine Haltung einnehmen, brauchen sie Hilfe. Auf der anderen Seite ist es völlig unmöglich, zu viel Selbstbewusstsein zu haben. Mit dem Selbstvertrauen ist es wie mit unserer Gesundheit: Niemand kann sagen, dass er zu viel davon hat, und wenn er sie hat, dann gilt es, sie zu pflegen und zu bewahren.
Das Syndrom des »Allmächtigen« und des »Fasses ohne Boden«
Mark hatte einfach alles oder zumindest fast alles: Geld, Erfolg bei Frauen, Jugend und einen Körper, den er jahrelang im Fitness-Studio gestählt hatte. Als ich ihn zum ersten Mal sah, dachte ich, er sei Bodybuilder. Aber nein, die übermäßige Aufmerksamkeit, die er seinem Äußeren schenkte, war nur ein weiterer Hinweis auf seine Besessenheit. Mit seinen 29 Jahren behauptete er, alles, was er erreicht hatte, sei das Resultat harter Arbeit, während in Wirklichkeit jeder wusste, dass sein Vermögen geerbt war. Wenn Mark irgendwo erschien, stieg er aus seinem funkelnagelneuen Wagen und erregte sofort Aufsehen, als wäre er ein Superstar. Die Leute ließen ihn hochleben wie einen Helden und wollten ihn berühren. Seine Berühmtheit hatte er seinem Charme und auch seinem Geld zu verdanken. Er war täglich in den Medien zu sehen und stellte seine luxuriöse Villa in Kalifornien, seine exotischen Reisen oder seine Liebschaften zur Schau. Er präsentierte sich der Welt als der Siegertyp, der er war. Oder etwa nicht?
Ich hatte auf dieses Phänomen ein Auge, als einer meiner Kunden, ein junger Mann namens Francisco, mir in Bezug auf diese Medienfigur sagte: »Dieser Mark, der lebt ja wirklich ein tolles Leben … Er hat einfach alles! Der ist bestimmt sehr glücklich.« Ohne wirklich sagen zu können, was Mark nun empfand oder durchlebte, schlug ich Francisco vor, sich einmal vorzustellen, wie Mark sich wohl fühlt, wenn er abends im Bett liegt, wo ihn keiner mehr sieht, er
Weitere Kostenlose Bücher