Absolutes Vertrauen - Die Kraft, das Leben glücklich zu gestalten
Saint-Exupéry
Liebe ist ein biologisches Bedürfnis
Servan-Schreiber berichtet von zwei Fällen, die zeigen, wie Liebe die vitalen Funktionen des Organismus wiederherstellen kann. Der erste Fall trug sich auf einer Neugeborenenstation in den USA zu. Dort hatte man damals entwickelt, was man für ein Wundermittel für die Behandlung von Frühgeburten hielt: den Inkubator. Dieser transparente Brutkasten war den Bedingungen im Mutterleib nachempfunden und hatte den Vorteil, dass er den Frühchen die perfekten Voraussetzungen bot, um sich zu entwickeln: Feuchtigkeit, Wärme und völlige Keimfreiheit. Die zerbrechlichen Wesen, die den Mutterleib zu früh verlassen hatten, wurden in diesen perfekt sterilen Geräten untergebracht. Dennoch wuchsen die Säuglinge nicht, außer auf einer einzigen Neugeborenenstation, in der etwas geschah, für das die Ärzte keine Erklärung fanden: In denselben Inkubatoren, in denen sich die anderen Babys nicht entwickelten, gediehen die Kinder hier und wurden gesund und stark.
Nachdem man die medizinischen Umstände überprüft hatte, untersuchte man schließlich das Personal der Neugeborenenstation. Schließlich entdeckte man, was alle überraschte: Die Krankenschwester, die die Kinder nachts betreute, war eine junge Frau, die über wenig Erfahrung verfügte. Sie gab zu, dass es ihr das Herz zerriss, wenn die Kleinen die ganze Nacht untröstlich weinten. Und obwohl auf den Brustkästen in riesigen Buchstaben »NICHT BERÜHREN« stand, hatte sie begonnen, die zerbrechlichen Körper zu streicheln, bis die Babys aufhörten zu weinen. Als sie gemerkt hatte, dass die Patienten sich dadurch beruhigten und nichts Schlimmes passierte, hatte sie damit weitergemacht … und die Säuglinge so geheilt.
An der Duke University wurde ebenfalls ein sehr aufschlussreiches Experiment mit neugeborenen Mäusen durchgeführt. Die beiden Mäusegruppen wurden unter identischen Lebensumständen gehalten, mit dem einzigen Unterschied, dass eine Gruppe außerdem berührt wurde. Die Zellen der Mäuse, bei denen es keine Berührungen gab, entwickelten sich einfach nicht. Keine von ihnen. Die andere Gruppe wurde von einem feuchten Pinsel gestreichelt, der die Zunge der Mutter imitierte, und dort setzten umgehend Wachstum und Enzymproduktion ein. Man gelangte zu dem Schluss, dass es ohne emotionalen Kontakt kein Wachstum gibt. Das heißt, ohne Liebe ist kein Leben möglich.
Die Intelligenz der Emotionen
Wir haben heute Belege dafür, dass die Motivation und das Verhalten der Menschen vor allem auf emotionalen Faktoren beruhen und dass der intelligente Gebrauch von Gefühlen am sichersten einen positiven Ausgang unseres Vorhabens zu garantieren scheint.
Aber was sind Gefühle eigentlich? Sie sind eine angeborene und biologische Antwort auf Einflüsse unseres Umfelds: Gesunde Emotionen sind angemessene Reaktionen auf die Lebensumstände. Sie sind außerdem universell, denn alle Menschen verfügen über die gleichen grundlegenden Emotionen. Diese Feststellung stützt sich auf eine Untersuchung von Dr. Paul Ekman, einem Vorreiter der Forschung über Gefühle und Körpersprache, der von seinen Kollegen als der Darwin des 20. Jahrhunderts anerkannt wird. Ekman fand heraus, dass es in allen Kulturen gewisse Basisemotionen gibt, die wir alle auf die gleiche Art und Weise durch Gesichtsausdrücke manifestieren. In diese Kategorie fallen Freude (die Mundwinkel werden angehoben, die Wangen gehen leicht nach oben), Traurigkeit (Mundwinkel nach unten, gesenkte Augenlider), Wut (starrer Blick, gerunzelte Stirn, oft zusammengebissene Zähne), Erstaunen (hochgezogene Augenbrauen, die Kinnlade fällt herunter), Angst (geweitete Pupillen, weit aufgerissene Augen, zurückgezogene Lippen) und Abneigung (gerümpfte Nase, zusammengekniffene Augen). Unsere Mimik verrät anderen, wie wir uns fühlen. Das heißt, dass Gefühle vom biologischen Standpunkt her eine Funktion haben.
Emotionen sind der Antrieb unseres Handelns: E-motion bedeutet »Energie in Bewegung«. Jeder Emotion entsprechen ein Ausdruck und eine passende Handlung. Wenn ich einen geliebten Menschen oder Gegenstand verliere, bin ich traurig, und diese Emotion setzt in mir das Bedürfnis in Gang, meine Wunden zu heilen oder eine Trauerphase zu durchleben. Wenn ich hingegen etwas erreiche, was ich angestrebt habe, empfinde ich wahrscheinlich Freude und bekomme Lust, zu feiern und meine Dankbarkeit dafür auszudrücken.
Man ist bisher zu keiner eindeutigen Einigung
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