Absolutes Vertrauen - Die Kraft, das Leben glücklich zu gestalten
gekommen, was den Unterschied zwischen Gefühl und Emotion betrifft. Man könnte sagen, dass es einige grundlegende Unterschiede gibt – während Emotionen biologisch sind, kommt bei Gefühlen unsere Auslegung mit ins Spiel. In diesem Buch werden wir aber beide Ausdrücke ohne Unterscheidung verwenden.
Das Zeitalter des Gehirns
Das sogenannte »Zeitalter des Gehirns«, das gegen Ende des 20. Jahrhunderts seinen Ausgang nahm, erlaubte uns durch neue Methoden und innovative Techniken wie Computertomografie (CT), Kernspinresonanz (NMR) und Positronen-Emissions-Tomografie (PET) exakteres Wissen darüber zu erlangen, wie das Gehirn lebender Wesen aufgebaut ist und wie es funktioniert. Bevor uns diese Technologien zur Verfügung standen, konnte man nur tote Hirne untersuchen und dachte vielleicht deshalb, dass Gefühle nicht so wichtig sind wie Gedanken. Man hielt sie sogar für ein Hindernis, das effiziente Denkprozesse erschwert. Die neuen Neurowissenschaftler enthüllen uns mit den aktuellen technologischen Apparaten Geheimnisse des Gehirns, die wir noch vor kurzem für unlösbar hielten.
Heute wissen wir, dass es im Gehirn ein komplexes Netz aus Nervenstrukturen gibt, die den Ort der Gedanken (Präfrontallappen und Neocortex) mit dem Ort der Emotionen verbinden (der Amygdala, die sich im Mittelhirn im limbischen System befindet). Joseph LeDoux, ein renommierter Neurowissenschaftler des Center for Neural Science der New York University, war der Erste, der die entscheidende Rolle der Amygdala in Bezug auf Emotionen entdeckte: Sie wird als einer der wichtigsten Speicher des emotionalen Gedächtnisses angesehen.
Daniel Goleman, Autor des Bestsellers Emotionale Intelligenz , mit dem ich 2005 auf der Weltkonferenz zur emotionalen Intelligenz in Holland zusammengearbeitet habe, berichtet vom Fall eines jungen Mannes, dem bei einer Hirnoperation die Amygdala entfernt wurde, um seine epileptischen Anfälle unter Kontrolle zu bekommen. Den Anfällen machte man so tatsächlich ein Ende, er war in seinen mentalen Fähigkeiten nicht eingeschränkt und hatte sogar einen höheren Intelligenzquotienten, verlor aber jegliches Interesse an anderen Menschen: Dadurch, dass man ihm seine emotionale Erinnerung nahm, erkannte er nicht einmal mehr seine eigene Mutter. Man nennt diesen Zustand »Affektblindheit«. Dieser Fall zeigt aus der Sicht der Neuroanatomie, wie wichtig Emotionen im Leben sind.
Unsere Gefühle sind bei Entscheidungen ausschlaggebend
Wir wissen heute auch, dass es ohne Gefühle keine Entscheidungen gibt: Der Neurologe António R. Damásio, Gewinner des Prinz-von-Asturien-Preises für Wissenschaften im Jahr 2005, konnte zeigen, dass Emotionen ausschlaggebend sind, wenn wir Entscheidungen zu treffen haben.
In einem der paradigmatischen Fälle, an denen er beteiligt war, ging es um Elliot, den Anwalt eines großen Konzerns, der ihn aufsuchte, nachdem er am Gehirn operiert worden war. Die Ärzte hatten festgestellt, dass Elliot genau hinter der Stirn einen Tumor hatte, und diesen durch eine erfolgreiche Operation völlig entfernt. Man hatte ihm versichert, dass sein Leben nicht mehr in Gefahr war. Und dennoch passierten mit ihm auf einmal seltsame Dinge, und wer ihn kannte, versicherte, dass er nicht mehr derselbe Mensch war wie zuvor, dass er sich verändert hatte. Diese Veränderung ging sogar so weit, dass er seine Arbeit in der Firma nicht halten konnte, seine jahrelange Ehe scheiterte und er sein Haus verlor. Obwohl sein Verstand noch immer so scharf war wie zuvor, schien Elliot im Leben keine Prioritäten mehr setzen zu können, es gelang ihm nicht, seine Zeit sinnvoll einzuteilen. Da ihm innerhalb kürzester Zeit alles aus den Händen zu gleiten schien, beschloss er, den renommierten Neurologen aufzusuchen und ihn um eine Erklärung zu bitten.
In Damásios Praxis erklärte er, was nach der Entfernung des Tumors mit ihm geschehen war. Dr. Damásio war von seiner Schilderung tief bewegt, mehr sogar als Elliot selbst. Denn tatsächlich schien der Patient davon überhaupt nicht betroffen, er berichtete über die Ereignisse eher so, als hätte er sie in einem Film gesehen. Daher begann Dr. Damásio zu vermuten, dass die Operation nicht ganz so erfolgreich verlaufen war wie angenommen. Ihm fiel auf, dass der brillante Anwalt zwar tatsächlich noch über seine geistigen Fähigkeiten verfügte, aber völlig von seinen Gefühlen abgeschnitten schien. Der Neurologe gelangte zu der festen Überzeugung, dass die Ärzte
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