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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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Hund und den Fahrer heran, um Platz für dich zu machen.
    »Ich bin Bernard«, hat der Mann gesagt, »und das ist Sam.«
    In deinem letzten Brief an mich und im letzten der Notizbücher, die du mir vermacht hast, erzählst du von deiner Zeit mit Bernard und dem Jungen, dem Sam genannten Jungen. Ob du deinen wirklichen Namen angegeben hast? Eher nicht. Du hast sicher einen dem Moment angemessenen Namen genannt, einen Namen, unter dem du reisen konntest, um Aufmerksamkeit zu erregen oder auch nicht, vielleicht auch, um die Aufmerksamkeit von dem abzulenken, was wirklich wichtig war.
    »Ich bin Lamia«, hast du gesagt.
    »Komischer Name für ein Mädchen«, hat Bernard gesagt. »Das ist Tiger.«
    »Komischer Name für einen Hund.«
    »Er beißt wie ein Tiger.« Bernard startete den Lkw und passierte Gas gebend die Kreuzung. »Ich fahre die Nacht durch. Morgen früh mache ich halt an einem Rastplatz, schlafe den ganzen Tag und fahre dann weiter. Passt dir das?«
    »Vielleicht werde ich gleich weiter wollen.«
    »Du kannst jetzt schlafen, wenn du möchtest.«
    »Danke fürs Anhalten.«
    »Gern geschehen. Als ich dich dort allein herumstehen sah, hab ich zu Sam gesagt: O Mann, das Mädel sieht aus, als ob es mitgenommen werden will .«
    Du warst kein Mädchen, da nicht mehr, aber so hätte dich ein Mann wie er gesehen, ein Mädchen, gestrandet und allein, selbst ein Mädchen, das sich wie eine Hure aufführte.
    »Verdammt schlechter Ort zum Trampen. Zu dieser Nachtzeit sind alle möglichen Männer unterwegs«, sagte er.
    Alle möglichen Männer und einige davon in Lkws. Du gehörtest nicht zu denen, die sich von Männern mitnehmen lassen, aber vielleicht hat dich das Kind, der Junge, beruhigt, weil er ein Kind war. Männer mit Kindern sind weniger geneigt, Dinge zu tun, für die sie sich vor einem Kind schämen müssten. Das habe ich, naiverweise, einst geschrieben. Doch nein, die Bedenken werden zweitrangig gewesen sein; du bist auf alles vorbereitet gewesen, bereit, dich jeder Gefahr zu stellen, kampfbereit.

1989
    Der Junge wachte an jenem Morgen vor Bernard auf, weil das Telefon klingelte, doch das war nichts Neues, weil er immer vor Bernard munter war, der noch von der vorangegangenen Nacht außer Gefecht gesetzt war und neben dem Spülbecken lag. Manchmal schlief Bernard dort neben dem Spülbecken und manchmal auf dem Fußboden des Wohnzimmers neben der Couch, wobei er im Schlaf redete und den Jungen damit wach hielt. Eines Morgens fand der Junge ihn mit dem Kopf auf der Toilette und Erbrochenes überall im Bad. Er hatte zum Abendessen Huhn mit Erbsen gehabt, danach etwas Süßes. Der Junge konnte die Erbsen zählen: siebenunddreißig ganze und Reste von anderen.
    Er ging ans Telefon. Es war wieder der Mann mit der komischen Stimme.
    »Hör mal, Kleiner, ist Bernard da?«
    »Er schläft.«
    »Verdammich, weck ihn auf, Mann.«
    Der Junge stupste Bernard mit dem bloßen Fuß in die Rippen. »Bernard. Bernard. Ein Anruf für dich.« Aber der Mann rührte sich nicht.
    »Er wacht nicht auf.«
    »Verdammich, schütt Wasser auf ihn, Mann, das ist ’ne wichtige Sache.«
    »Er schlägt mich.«
    »Er bringt dich um, wenn er hört, dass er diesen Anruf verpasst hat.«
    Der Junge füllte also etwas Wasser in ein Glas und schüttete es Bernard ins gerötete, sonst so graue Gesicht, doch das erste Glas zeigte keine Wirkung und der Junge musste es noch einmal machen, aber das zeigte wieder keine Wirkung, also holte er ein Bier aus dem Kühlschrank, öffnete die Dose mit einem Plopp und goss das Bier Bernard in die Augen. Da richtete sich der Mann abrupt auf und packte den Jungen an der Kehle und an der Hand, die die Bierdose hielt, und der Mann sah aus, als würde er dem Jungen gleich den Kopf abreißen. Doch der Junge streckte die andere Hand aus, in der er das Telefon hatte, und sagte: »Er hat gesagt, ich soll dich wecken.« Bernard hielt den Jungen weiter bei der Kehle gepackt und sein Brustkorb hob und senkte sich, aber er nahm das Telefon mit der anderen Hand und der Junge ließ die Bierdose fallen und die zwei starrten sich lange an.
    »Nein, Mann. Gib mir lieber ’ne halbe Stunde. Ich kann mich so nicht blicken lassen. Kann nicht so dringend sein. Die sind doch schon tot, oder?«
    Bernard beendete das Gespräch, schüttelte den Kopf und starrte den Jungen wieder lange mit seltsamem Blick an. »Mach das bloß nicht noch mal, sonst reiß ich dir den Arsch auf.«
    Er sprang hoch, als wäre er den ganzen Morgen wach gewesen,

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