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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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Notizen, um Zeit zu gewinnen und Clare Gelegenheit zu geben, ihre Fassung zurückzugewinnen.
    »Lassen Sie uns also zum Buch Changed to Trees zurückkehren. Es wurde von vielen internationalen Kritikern – besonders denen in Amerika und Großbritannien, die möglicherweise den Kontext, in dem es entstand, nicht kannten – als ein für Sie merkwürdiger Richtungswechsel gesehen, hin zu einer persönlicheren Erzählweise, nach einer Reihe von positiv aufgenommenen allegorischen und strikt säkularen Romanen.«
    »Sie wollen sagen, er wurde als künstlerischer Fehlgriff oder als Versagen der Imagination gedeutet?«
    »Ich glaube, er wurde von einigen falsch interpretiert als Hinweis auf einen gewissen künstlerischen Richtungsverlust.«
    »Es war nicht hilfreich, dass er so bald nach dem Sturz der alten Regierung und den ersten demokratischen Wahlen veröffentlicht wurde. Meine Kritiker dachten: Aha! Sie hat ihren natürlichen Feind verloren, sie hat nichts zu kritisieren, deshalb wendet sie sich der Vergangenheit und einem anderen Land zu und verirrt sich darin. Sie wollten alle, dass ich die neue Demokratie attackiere oder ihre Fehler prophezeie, oder aber sie wollten, dass ich sie feiere, etwas wie hoffnungsvolle Propaganda, Lobreden auf die Regenbogennation. Aber ich arbeite nicht programmatisch. Ich schreibe, was ich schreiben muss – und mit diesem Müssen beziehe ich mich natürlich auf einen inneren Zwang«, sagt sie, wieder in voller Fahrt, als hätte ich ihre Tochter nie erwähnt. Ich weiß nicht, wie ich uns auf dieses Terrain zurückbringen soll oder welchen Plan ich verfolgen soll, wenn wir hingelangen. »Eine meiner vielen Rollen, nennen wir sie die Gouverneurin meiner inneren Nation, sagt zu den Beamten in ihrer Regierung: Heute werdet ihr das schreiben , und so geschieht es. Das Schreiben besteht zum größten Teil aus mühsamer Sekretärinnenarbeit, Kampf um das passende Wort. Sie haben recht, ich denke, die internationalen Kritiker wussten zu dieser Zeit nichts von Lauras Verschwinden, darüber wurde außerhalb des Landes nicht berichtet (es war auch hier kaum in den Medien), und sie glaubten, ich schlüge eine andere Richtung ein oder peilte eine breitere Leserschaft an. Ganz nebenbei möchte ich erwähnen, dass ich mich nie um Geld gekümmert habe. Wenn ich mir darum Sorgen gemacht hätte, wäre ich Rechtsanwalt geworden wie mein Vater. Die Kritiker, die glaubten, ich sei finanziell in Bedrängnis, hätten mich bloß zu besuchen brauchen, um zu sehen, dass das nicht der Fall war.«
    »Sie sind geschieden.«
    »Ja.«
    »Ihr Mann war Rechtsanwalt. Wie Ihr Vater.«
    »Ja. Werden Sie ihn interviewen?«
    »Ich konnte ihn nicht erreichen.«
    »Das heißt, er hat auf Ihre Anrufe hin nicht zurückgerufen. Das wird er auch nicht. Er hütet seine Privatsphäre noch mehr als ich.«
    »Und Ihr Sohn?«
    »Mein Sohn kann für sich selbst sprechen.«
    »Er hat ein Interview ebenfalls abgelehnt.«
    »Ja. Das war zu erwarten. Er führt ein durchschnittliches, untadeliges Leben.«
    »Und seine politischen Ansichten?«
    »Er ist, was man geringfügig links von der Mitte nennen könnte.«
    »Und Ihre Tochter Laura?«
    »Ja, meine Tochter. Eine Radikale. Eine Revolutionärin.«
    »Was hat sie getan?«
    »Ich dachte, wir haben sie schon behandelt. Sie war in erster Linie Journalistin, bis sie ganz im bewaffneten Kampf aufging. Doch darüber will ich nicht reden.«
    Ich beschließe, Laura für den Moment fallen zu lassen, und hoffe wohl, dass Clare nicht erkennt, wohin die Fragen führen könnten.
    »Sie haben Ihren ersten Roman, der veröffentlicht wurde, kurz nach der Geburt Ihres Sohnes geschrieben.«
    »Ja. Er war schlecht.«
    »Sie haben ihn einmal als eine ›Dekonstruktion des feministischen Protestromans‹ beschrieben.«
    »Er funktioniert auf seine Art, aber ich habe nie einer Neuauflage zugestimmt. Er war ganz dezidiert ein Erstlingswerk, obwohl ich vorher schon zwei Romane geschrieben hatte. Die schmoren in meinem Safe und werden ohne Zweifel nach meinem Tod nach Texas wandern oder veröffentlicht werden und damit jeden Versuch meinerseits, zum Literaturkanon zu gehören, untergraben. Aber in meinem ersten veröffentlichten Buch, Landing , ging es um die Kultur meiner Kindheit. Ich habe mich bemüht, meine eigene Vergangenheit und das Land, in das zurückzukehren ich mich ganz bewusst entschieden hatte, zu verstehen.«
    »Sie haben früher erwähnt, dass Ihre Bücher nie verboten worden sind, und im

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