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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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über mich zu wissen gibt. Ich habe keine Geheimnisse mehr. Alles wird archiviert werden. Es wird nicht dir gehören, aber es wird dir zum Lesen zur Verfügung stehen. Ich vertraue dir, dass du meine Wünsche oder meine letzten Handlungen nicht ignorierst.«
    »Du sprichst, als würdest du gleich sterben.«
    »In den meisten Nächten ist mir nun zumute, als wäre ich schon unter den Toten.«
    Er sah sie an und legte seine Stirn an die ihre. Dergleichen hatte er nicht getan, seit er ein kleiner Junge gewesen war, sie aus nächster Distanz anzustarren. Einen Moment lang versanken ihre Blicke ineinander, dann löste er sich.
    »Ehe ich gehe, habe ich eine Bitte«, sagte er und nahm ihre Hände in die seinen.
    »Du weißt, dass ich alles tun werde, was ich kann.«
    »Ich bitte dich darum, nichts von dem allen in eins deiner Bücher zu bringen. Was wir einander gesagt haben, ist nur für dich und mich. Für andere ist es nicht zum Lesen bestimmt. Ich will nicht, dass irgendeiner das liest, auf welche Weise du es auch zu tarnen versuchen könntest. Erfinde keine Figur, die etwas Ähnliches tut wie das, was ich Laura angetan habe, nicht einmal etwas entfernt Ähnliches. Zeichne mein Geständnis, das ich dir gemacht habe, nicht in deinen Tagebüchern auf, sodass es Leute nach deinem Tod lesen können. Verwende meine Geschichte oder meine Worte nicht. Das sind meine Worte.«
    »Ich verstehe vollkommen«, sagte Clare und öffnete die Tür.
    Jetzt war es Zeit für ihn zu gehen.

CLARE
    Ich wache auf in diesem Hotel in der Mitte einer Nacht, die nie ganz Nacht ist, die alte grüne Straßenbeleuchtung flackert vor meinem Fenster, Studenten rufen unten auf der Straße, schreien auf in Ekstase, vor Erleichterung und Sehnsucht, und selbst hier kommst du zu mir, Laura, kommst an mein Bettende und weckst diese alte Frau, die genauso gut tot sein könnte, mein Haar ist mittlerweile eisenhart und strähnig, die Augen sinken in die Höhlen meines Schädels. Du streichelst meine Füße und kitzelst meine Zehen und das kalte Brennen deines Geistes erzeugt Striemen auf meinen Sohlen. Was muss ich tun, damit du mich in Ruhe lässt?
    Ich begebe mich zurück zu jenem Tag, auf die Veranda, zu den Männern und dem Jungen vor mir. Welches Zeichen hast du gegeben, dass ich Sams Bedeutung hätte erkennen können? Ich erinnere mich hauptsächlich an meine Angst vor den Männern. Wenn ich im Rückblick darüber nachdenke, so war mir klar, dass es keine Fremden gewesen sein konnten, die du unterwegs getroffen hattest. Sie konnten nur deine Vertrauten sein. Ich wusste, du hättest deine Notizbücher niemals Leuten anvertraut, von denen du nicht ganz sicher warst, dass du ihnen trauen konntest. Und ich kannte den Typus: die erstarrten Augen, die entschlossene Wachsamkeit, auf der Hut und argwöhnisch wie ein Schakal, wild wie ein Löwe. Ich wusste, sie kamen mit Nachricht von dir, und wenn nicht mit Nachricht, dann auf der Suche nach dir – davor fürchtete ich mich: was sie tun könnten, um dich zu finden, die Maßnahmen, die sie ergreifen könnten, um mir Informationen zu entreißen, mir, die ich allein im Haus war, gestört und schutzlos überrascht. Sie würden nehmen, was sie wollten, auch mich würden sie nehmen, um dich zu finden. Jetzt weiß ich, dass diese Furcht unbegründet war oder vielleicht übertrieben, unvernünftig aufgebauscht.
    Doch das war nicht alles, ich fürchtete, diese Männer könnten nicht sein, was sie zu sein vorgaben, dass das Ganze eine List war, um ins Haus zu kommen, um zu nehmen, was nicht ihnen gehörte, dass sie keine Freunde von dir waren. Ich fürchtete Kleinkriminelle, Räuber und Einbrecher. Ich fürchtete vergewaltigt zu werden. Ich fürchtete mich vor der Wahlfamilie meiner Schwester, fürchtete, dass diese Männer gekommen waren, um sich an mir zu rächen für das Verbrechen, das ich in jüngeren Tagen begangen hatte. Wenigstens diese Furcht war nicht unangebracht, muss ich annehmen, nur vorzeitig. Sie würden später kommen, mit größerer Heimlichkeit und stiller Drohung.
    Ich wünschte, du hättest würdigen können, wie ähnlich wir uns waren.
    Versteh, dass du die Tapferere warst. Ich wusste immer, dass es so war.
    Deine Kollegen, von denen ich nichts zu befürchten hatte, übergaben dich mir in Text und Bild, in Gestalt von Notizbüchern und deinem letzten Brief und von Fotos, die sie gemacht hatten, als wollten sie ihr intimes Verhältnis zu dir beweisen und deins zu dem Jungen. Ich stellte mir vor,

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