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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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gefragt, ob nicht doch etwas nicht in Ordnung ist und Sie es nur nicht sagen konnten, weil mitgehört wurde. Wenn etwas tatsächlich nicht in Ordnung ist, warum sagen Sie dann nicht zu mir: ›Ja, ich nehme sehr gern an Ihrer Bridge-Partie teil‹, und dann wüsste ich, dass ich die Polizei rufen sollte.«
    »Also wirklich, Mr Thacker, ich muss jetzt auflegen. Ich bin mit meinem Gast beschäftigt«, sagte sie und legte das Telefon weg. »Ein äußerst hartnäckiger Geselle. Bitte, fahr fort.«
    »Im Jahr ihres Verschwindens kam Laura zu mir nach Jo’burg. Ich war Single, arbeitete die ganze Zeit und legte Geld beiseite. Wenn die Lage noch schlechter wurde, könnte ich vielleicht emigrieren, dachte ich. Das habe ich dir nie gesagt, oder? Ich war kurz davor, alles zusammenzupacken und ins Ausland zu gehen – ich hatte auch Angst, dass mein medizinisches Attest nicht länger ausreichen würde, um mich vor der Armee zu bewahren, dass die Lage allmählich so verzweifelt wurde, dass man auch meinesgleichen zwingen würde, ein Gewehr zu schultern oder zumindest in einer bürokratischen Funktion zu dienen. Jedenfalls hatte mich die in Oxford verbrachte Zeit davon überzeugt, dass ich in England leben konnte, wenn es sein musste. Und wenn nicht dort, dann in Australien oder Neuseeland oder sogar den Niederlanden. Ich sparte also in Erwartung der Ausreise. Ich wusste, ich würde alles brauchen, was ich zusammenkratzen konnte, um es auf komfortable Weise durchzuziehen, und nur so war ich dazu bereit. Ich wollte nicht leiden. Laura kam im Frühjahr vor ihrem Verschwinden zu mir. Es war eine eigenartige Begegnung. Sie redete ein ziemliches Kauderwelsch. Ich fragte mich, ob sie irgendwelche Drogen genommen hatte. Ich wusste, worin sie verstrickt war, und ihre bloße Anwesenheit in meiner Wohnung jagte mir Angst ein. Das Letzte, was ich wollte, war, dass man ihre Aktivitäten mit mir in Verbindung brachte und meine Chancen, aus dem Land rauszukommen, damit zunichtegemacht wurden. Aber am deutlichsten von dieser letzten Begegnung ist mir im Gedächtnis geblieben, wie verängstigt sie wirkte.«
    »Hat sie gesagt, was ihr Angst machte?«
    »Es war deutlich zu erkennen, dass sie an das glaubte, was sie tat, dass sie jedoch nachgedacht hatte und Angst um ihre eigene Sicherheit hatte. Sie sagte, es sei zwar egoistisch, doch sie müsse raus. Deshalb bat sie mich um Hilfe. Sie wollte ein Darlehen, um irgendwo anders neu anzufangen. Darum hat sie mich gebeten. Sie brachte an jenem Abend zwei Stunden damit zu, mich auf hundert verschiedene Arten zu bitten, sie versprach mir, dass mir nichts passieren würde, wenn ich ihr helfen würde, dass ich nicht dafür würde büßen müssen. Ich habe ihr ihre Geschichte nicht geglaubt. Ich dachte, sie log. Ich dachte, sie wollte das Geld für etwas anderes.«
    »Für ihre Komplizen.«
    »Ja. Ich dachte, es sei eine List. Und ich wollte in nichts dergleichen hineingezogen werden. Ich wollte mir nicht die Hände schmutzig machen. Ich hatte Angst, wenn ich ihr etwas gab und wenn etwas passierte und das Geld zu mir zurückverfolgt werden konnte, dann wäre das das Ende meiner Karriere und das Ende meiner Auswanderungschancen. Deshalb weigerte ich mich zu helfen. Und was so entsetzlich an der ganzen Sache war – sie verhielt sich so, als hätte sie genau diese Antwort erwartet. Ich glaube, sie hat versucht, mich umzustimmen, obwohl sie wusste, dass es unmöglich war. Ich war so stur. Als sie verschwand, wurde mir bewusst, dass ich mich falsch entschieden hatte. Sie hatte mir nie irgendeinen Grund gegeben, ihr zu misstrauen. Sie war die aufrichtigste Person, die mir je begegnet ist. Wer war ich denn, zu glauben, sie würde mich betrügen?«
    Er bedeckte die Augen mit der linken und den Mund mit der rechten Hand. Clare war nicht länger klar, was sie tun, wie sie sich verhalten sollte, ob es falsch wäre, zu ihrem Sohn hinüberzugehen und ihn im Arm zu halten, oder ob er sich genau das wünschte. Sie saßen zehn Minuten lang schweigend da, dann nahm er die Hände vom Gesicht und sah sie an. Als er wieder sprechen wollte, summte die Wechselsprechanlage am Eingangstor.
    »Wenn das mein Nachbar ist, rufe ich die Polizei, um ihn wegen Belästigung anzuzeigen. – Ja?«, bellte Clare, drückte die Taste der Anlage, während der Bildschirm flackernd ein Bild der Auffahrt zeigte. »O Gott, was wollen Sie denn jetzt?«
    »Mrs Wald? Es ist wieder Donald Thacker.«
    »Das sehe ich.«
    »Ich weiß, dass da etwas

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