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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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Beileid ausdrücken.«
    »Ich bin ihre ganze Familie.«
    »Dann drücke ich Ihnen mein Beileid aus, Sir. Sie war eine sehr gute Lehrerin und ein sehr guter Mensch. Sie hat mir Empfehlungen geschrieben. Es hat mir so leidgetan –«
    Der junge Mann schüttelte den Kopf und drehte Sam den Rücken zu. Auf der anderen Straßenseite stand eine Nachbarin am Fenster, beobachtete sie und hatte ein Telefon in der Hand.
    »Ich danke Ihnen für die Karte«, sagte Sam. Ungeachtet dessen, was seine Vernunft ihm sagte, konnte er es nicht über sich bringen, dem Mann zu trauen. Möglich, dass er log, dass er selbst der Täter war, der Mörder mit dem Gewehr, das scheußliche rote Tintenflecke produzierte, dass er gekommen war, um zu sehen, ob noch andere Frauen auszurauben oder reiche Verwandte auszunehmen waren. Oder er war ein Abgesandter der Täter, ein Kundschafter, der prüfen sollte, ob der Fall im Sand verlaufen oder bis zur Aufklärung von den Überlebenden verfolgt werden würde.
    Doch nein, dachte Sam, dieser Mann ist unschuldig. Wenn er den Mann anständig behandeln wollte, dessen Karte – Sam hatte sie aus dem Umschlag geholt – aufrichtig und elegant ausgedrückt war, dann sollte er ihn hereinbitten und ihm Tee geben und dazu vielleicht noch etwas, was ihn an seine Lehrerin erinnerte. Das hätte Ellen gewollt. Ja, Sam war sicher, Ellen selbst hätte das getan, und zwar ohne groß zu zögern. »Das ist sehr freundlich von Ihnen. Noch einmal vielen Dank für die Karte.«
    »Es tut mir so leid«, wiederholte der junge Mann. »Ich danke Ihnen, dass Sie mich angehört haben. Ich würde Ihnen gern frohe Weihnachten wünschen, doch ich kann mir nicht vorstellen, dass es ein froher Tag für Sie ist. Daher wünsche ich Ihnen einfach Frieden«, sagte er und legte seine Hände aneinander.
    Sam überlegte, warum dieser Austausch, der eigentlich so natürlich und passend sein sollte, für ihn etwas war, das er einfach nicht anständig durchführen konnte. Wenn der Mann weiß gewesen wäre, hätte er es sich nicht zweimal überlegt, ihn ins Haus zu lassen. Er hielt sich nicht für einen Rassisten, er wusste genau, dass er keiner war, aber man musste vorsichtig sein. Jeder musste verstehen, dass Vorsicht geboten war.
    Das Haus gehörte ihm, doch er wusste, dass er es nie wieder sein Zuhause nennen konnte. Er konnte nicht in dieser Stadt leben oder diese Zimmer bewohnen. Soll es ein anderer haben. Er wusste nicht, wo er hingehörte. Er war sich nicht einmal sicher, ob er wieder in diesem Land leben konnte.
    Das Haus verkaufte sich schneller, als er gedacht hatte, an ein junges Paar, das ein Kind erwartete. Die Frau war Lehrerin wie seine Tante. Der Mann hatte gerade eine Anstellung im Gefängnis bekommen. Wenn Sam die kahlen Berge im Norden betrachtete und den Lärm der Laster auf der mitten durch die Stadt führenden Route zwischen Johannesburg und Kapstadt wahrnahm, konnte er sich nicht vorstellen, hier irgendetwas zu gründen, geschweige denn eine Familie. Man konnte unmöglich von einem Ende des Ortes Beaufort West zum anderen fahren, ohne an den bleichen Mauern des Gefängnisses vorbeizukommen, das in der Mitte des Kreisverkehrs auf der Nationalstraße errichtet worden war. Sam wusste, welche Art Ort das war, der in seinem Herzen ein Gefängnis errichtete. Er benachrichtigte die Nachbarn und die Kirchgemeinde, dass das Haus verkauft worden war und er nicht wiederkommen würde. Er hatte es sich nicht ausgesucht, hierherzukommen, und wenn er irgendwo auf der Welt hingehörte, dann nicht mitten in dieses Flachland, das sich gähnend weit erstreckte und nach mehr Menschenleben hungerte.
    Er überlegte, ob er die Stelle in den Bergen wiederzufinden versuchen sollte, wo Laura ihn zu sich genommen hatte. Er erinnerte sich an die ausgehobenen Gräber und die zu bestattenden Leichen. Das Land war von einem Krampf der Erinnerung befallen. Vielleicht würden andere die Gräber entdecken und unter den Leichen würden sie die zermalmten Überreste von Bernard finden. Und der Laster? Was war aus Bernards Laster geworden? Er konnte sich nichts anderes vorstellen, was ihn mit dem Verbrechen in Verbindung brachte, als den Laster.
    Er wusste, es hatte Verhandlungen über seine Eltern gegeben, aber damals hatte er sich entschieden, sich nicht zu melden. Keiner konnte ihn zwingen, als Zeuge auszusagen, wenn er das nicht wollte. Das Schweigen war sein Terrain.
    Landkarten offenbarten nichts. Landkarten waren ein Lügengespinst. Der Ort, wo die Farm

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