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Absolution - Roman

Absolution - Roman

Titel: Absolution - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Deutsche Verlags-Anstalt
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an die andere gehabt – Fragen, die du ihnen gestellt haben könntest, Fragen, die sie an dich gehabt haben müssen. Warum zelteten zwei Studenten – denn dafür gaben sie sich aus, wenigstens beschreibst du sie so in den Notizbüchern – allein in den Bergen? Warum fuhr eine Frau nach Einbruch der Dunkelheit allein mit einem Kind einen Lkw auf einer gefährlichen, unbefestigten Passstraße? Die beiden Parteien sahen sich über das Lagerfeuer hinweg an. Hast du ihnen intuitiv vertraut, wie der Junge dir vertraute? Dein Notizbuch schweigt dazu. Du hattest das Fahrerhaus abgeschlossen, die Schlüssel waren sicher in deiner Tasche, es war also nicht zu befürchten, dass die Männer das Fahrzeug stahlen, obwohl du dir vielleicht das Schlimmste vorgestellt hast, um vorbereitet zu sein – wie du zu Boden geworfen wurdest und dir die Schlüssel entrissen wurden, wie du dich wehren würdest, ihr Gesicht zerkratzend, Sam zu Hilfe rufend, er solle sie in die Beine beißen, wie der Hund dich gebissen hatte. Aber diese Männer hatten unschuldige, kindliche Gesichter. Du hast deine Safari-Datteln herausgeholt und die Männer boten an, ihr Abendbrot mit euch zu teilen. Sam knabberte an einem heißen Stück Brot herum und trank Wasser, hatte aber keinen Appetit auf etwas Gehaltvolleres. Er lehnte den Kopf an deine Seite und du hast den Arm um ihn gelegt.
    »Wir haben uns gefragt, ob wir nicht bei dir mitfahren könnten, wenn noch Platz im Laster ist«, sagte Timothy. »Ich weiß, es ist vermessen und wir sind Fremde und zwei Männer und du bist eine Frau, doch auch auf die Gefahr hin, etwas Unpassendes zu sagen, kann ich dir versichern, dass du von uns nichts zu befürchten hast. Ich meine, nichts in der Art, was Frauen so oft mit gutem Grund von Männern befürchten.«
    »Seid ihr Priester?«
    »Nein, keine Priester«, lachte Timothy. »Obwohl, selbst wenn wir welche wären, würde dich das wirklich beruhigen?« Darüber musste er noch mehr lachen.
    »Nein«, gabst du ihm recht und bemühtest dich, einen entspannten und unerschrockenen Gesichtsausdruck zu zeigen. »Wohin soll’s denn gehen?«
    »In die Nuweveld-Berge. Hinter Beaufort West.«
    »Dahin fahre ich. Sams Tante wohnt in Beaufort West.«
    »Deine Schwester?«
    »Nein.« Du glaubtest durch das Feuer und den Rauch zu erkennen, dass Timothy skeptisch die Braue hob. »Was gibt es in den Nuweveld-Bergen?«
    »Wir wollen zu einer Klinik. Beaufort West ist näher dran als sonst ein Ort. Direkt bei unserer Klinik ist eigentlich kein Ort.« Timothy hielt die Hände übers Feuer und Lionel murmelte ihm etwas so leise zu, dass du es nicht verstehen konntest. »Du hast uns nicht gesagt, wie du heißt«, sagte er.
    »Lamia.«
    Lionel hustete und lachte. »A-ha, das Nachtmonster.« Ein schlaues Lächeln zuckte über sein Gesicht, während er sich mit den Händen durchs Haar fuhr.
    »Auch ein Seeungeheuer. Ein Hai. Eine Eule. Und ein Käfer«, sagtest du. Mit Lächelmund und frechen Stirnen . »Der spezielle Humor meiner Mutter.«
    Das war deine Erfindung, die verwirren sollte, als wolltest du sagen, du seist Lamia oder auch nicht. Du hast gelacht, um zu zeigen, dass du es auf die leichte Schulter nimmst. Du warst nicht dein Name, oder nicht ganz dein Name, und der Name war mehr, als er andeutete.
    Die beiden Männer sahen sich an, als wüssten sie nicht, was sie von dir halten sollten; Sam füllte das Schweigen und stöhnte im Schlaf und sein Arm zuckte heftig gegen dein Bein. Du strichst ihm über den Kopf und lächeltest, um die beiden Männer zu beruhigen. Sie halfen dir, Sam in ihrem Zelt zu Bett zu bringen, verstauten ihn in einem Schlafsack mit dem Kopf auf einem Kissen. Wie lange war es her, fragtest du dich, dass das Kind geschlafen hatte, wie es ein Kind sollte, den Kopf auf ein Kissen gebettet und ordentlich zugedeckt? Wie viele Nächte hatte er in einem fahrenden Laster geschlafen, im Sitzen oder gegen die Tür gelehnt, mit dem Hund als Wächter?
    Du kehrtest mit den Männern zum Feuer zurück und ihr saßt beieinander und trankt Old Brown Sherry aus Blechtassen. Mit antiseptischer Tinktur und Watte behandelte Timothy die Wunde an deinem Bein, die rot und schwarz aufgeschwollen war. »Ein streunender Hund«, hast du erklärt, »bei einer Picknickrast. Er hat versucht, unser Essen zu stehlen. Ich habe ihn nicht gesehen.«
    »Du musst das einem Arzt zeigen. Der Hund könnte Tollwut gehabt haben.«
    »Ich hatte schon mit tollwütigen Hunden zu tun. Der war keiner. Er war

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