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Abzocke im Online-Chat

Abzocke im Online-Chat

Titel: Abzocke im Online-Chat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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»Sind wir hier in der Krabbelstube,
oder was? Habt ihr vergessen, wer wir sind?« Mit ernster Miene schaute er von
einem zum anderen. »Wir sind die unschlagbare TKKG-Bande. Und warum sind wir
unschlagbar? Weil wir immer zusammenhalten. Egal was auch passiert.«
    »Stimmt«, sagte Gaby. »T wie
Tim, K wie Karl, K wie Klößchen und G wie ich. Und so soll es auch bleiben.
Freunde für immer!«
    Sie hob die rechte Hand,
klatschte sich mit Karl, Klößchen und zuletzt mit Tim ab. »TKKG — das sind und
bleiben wir, kapiert?« Tim hob den Kopf ein wenig höher.
    »Kapiert«, sagte Klößchen. »Aber
für unterwegs darf ich mir doch eine Kugel Schokoladeneis mitnehmen. Bitte...«
Er faltete die Hände und sah den großen Karl flehend an.
    »Die Bitte sei dir gewährt«,
sagte Karl mit verstellter Stimme. Dann schütteten sich alle aus vor Lachen.

 
     
    Endlich radelten sie los.
Klößchen lenkte mit einer Hand,
in der anderen hielt er eine Waffel mit einer Kugel Schokoladeneis. Weit kam er
damit nicht. Wieder achtete er nicht auf die Straße und stieß gegen eine
Aktentasche, die anscheinend jemand verloren hatte. Einen Sturz konnte er in
letzter Sekunde vermeiden. Dafür knallte das Eis auf den Asphalt und schmolz
erstaunlich rasch in der Sonne.
    »Verdammter Mist«, fluchte
Klößchen. »Scheint heute nicht mein Tag zu sein.«
    »Meiner wohl auch nicht«,
meinte Karl. »Irgendwie hat sich alles gegen mich verschworen. Als ob eine
höhere Macht dagegen wäre, dass ich mir das Notebook kaufe.«
    »Voll krass«, sagte Gaby und
wirkte leicht genervt. »Das ist doch Quatsch. Von wegen Schicksal und so. Was
kann das Schicksal dafür, wenn unser Klößchen...«
    »Schaut mal her«, unterbrach
Tim ihre Ausführungen. Er hatte einen Blick in die Aktentasche geworfen. Sie
war aus braunem, an vielen Stellen abgenutztem Kunstleder und hatte einen Schnappverschluss
aus Messing. Die Tasche enthielt lediglich ein rotes Notizheft, das ziemlich
zerfleddert war. »Sieht nach einem Tagebuch aus«, vermutete Gaby. Tim schlug
das Notizbuch auf und blätterte darin. Es war vollgekritzelt mit Zahlen und
Abkürzungen. Einen Hinweis, wem das Heft gehörte, gab es nicht. »Und? Was steht
drin?«, drängte Gaby.
    »Keine Ahnung. Ich kann mit dem
Gekritzel nichts anfangen?« Tim reichte die eigenartigen Notizen an Gaby
weiter.

    Karl verzog das Gesicht,
schaute wie in Panik auf seine Armbanduhr, machte eine unbestimmte Handbewegung
und brummte: »Ist ja auch egal. Der Laptop ist bestimmt längst ausverkauft. Es
sind ja auch nur 300 Euro, die ich hätte sparen können. Schön, dass man Freunde
hat.«
    »Ganz easy«, sagte Klößchen.
    Sie schoben ihre Räder auf den
Bürgersteig. Gaby blätterte das Heft von vorn bis hinten durch.
    »Sorry, ich blicke nicht
durch.« Sie gab das Heft an Karl weiter, der es mit spitzen Fingern anfasste.
    Der Computer kaute übellaunig
auf der Unterlippe, rümpfte die Nase und murmelte: »Zahlen und Buchstaben...
Abkürzungen anscheinend. Abkürzungen von Namen vielleicht. F Punkt, T Punkt...
bedeutet vielleicht Fritz Tannenbaum oder Frieda Tulpenstiel oder so...«
    »Logisch«, sagte Tim und nickte
anerkennend.
    Auf Karls scharfen Verstand war
einfach Verlass. »Und die Zahlen? Was schätzt du? Was könnten die bedeuten?«
    »Telefonnummern sind es
jedenfalls nicht«, meinte Karl. »50, 200 oder hier 350. Zwei- und dreistellige
Telefonnummern gibt es in einer Millionenstadt längst nicht mehr. Vielleicht
sind Geldsummen gemeint. Frieda Tulpenstiel schuldet dem Besitzer des
Notizheftes 150 Euro. Ist aber nur so eine Idee.«
    »Bingo!« Tim haute Karl so fest
auf die Schultern, dass er nach vorn schnellte. Er ruderte mit den Armen und
ähnelte einem Ertrinkenden.
    »Spinnst du? Beinahe wäre ich
auf die Schnauze geknallt.«
    »Sorry«, sagte Tim. »Aber du
bist einfach genial.«
    Karl räusperte sich verlegen.
»Okay, und was geschieht nun mit der Aktentasche und dem Notizbuch? Die Tasche
ist keine fünf Euro wert. Und das Heft juckt mich auch nicht.«
    »Dann bringen wir den Schrott
halt zum Fundbüro!«, schlug Klößchen vor und starrte sehnsüchtig auf den
braunen Fleck auf dem Asphalt, der einmal sein Schokoladeneis gewesen war.
    »Fundbüro? Die lachen sich tot,
wenn wir dort antanzen«, sagte Karl und lachte höhnisch. »Das städtische
Reinigungsamt, Abteilung Sondermüll wäre besser.« Er lachte gequält.
    »Hast du einen besseren
Vorschlag?« Klößchen sah seinen Freund herausfordernd an, aber Karl

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