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Abzocker

Abzocker

Titel: Abzocker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lawrence Block
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ausgezogen, mit all ihren Habseligkeiten. Eine Nachsendeadresse hatte sie auch nicht hinterlassen. Kunststück, denn sie war zwei Monatsmieten im Rückstand.
    Zum Totlachen.
    Aber jetzt war es gar nicht mehr so komisch. Jetzt stand ich selbst auf der Straße, beinahe pleite und ohne die geringsten Aussichten, zu Geld zu kommen. Es war Sommer und heiß, und ich langweilte mich. Ich brauchte Tapetenwechsel, einen neuen Wirkungskreis. Es musste eine Stadt in der Nähe sein, aber im nächsten Staat, eine Stadt, die ich kannte, aber die sich nicht an mich erinnerte. Zu viele Städte erinnerten sich an mein Gesicht. Und die Liste wuchs alle paar Monate.
    Dann kam mir ein Gedanke. Atlantic City. Drei Jahre war das her. Eine Mrs. Ida Lister, fast vierzig, aber immer noch gut gebaut, immer noch hungrig, immer noch eine Wildkatze im Bett. Die zwei Wochen meiner sexuellen Dienste hatte sie ausgesprochen großzügig honoriert. Sie hatte alle Rechnungen übernommen, mir eine neue Garderobe spendiert und dazu noch die fünfhundert Dollar in bar zugesteckt.
    Die Juwelen, die ich mitgehen ließ, brachten mir weitere dreitausend ein.
    Atlantic City.
    Eine dreckige kleine Stadt. Eine Mischung aus Times Square, Coney Island und Miami Beach. Nicht gerade das aufregendste Plätzchen Erde.
    Aber die Zugfahrt von Philly nach Atlantic City kostete gerade mal einen Dollar, und es lag auf der anderen Seite der Staatsgrenze. Es war ein Ferienort, eine Stadt in neutralem Grau, voller Herumtreiber, unter denen niemand auffiel. Dort konnte ich mir neue Beziehungen aufbauen. Ernsthafte dieses Mal. Ich konnte es mir nicht noch einmal leisten, Schlacht um Schlacht zu gewinnen und den Krieg zu verlieren. Keine Tändeleien mehr mit vollbusigen Flittchen wie Linda Jamison.
    Ich stieg in ein Taxi und sagte dem Fahrer, er solle mich zur Bahnstation bringen. Er raste die Market Street hinunter, und ich fragte mich, wann die Versager im Franklin wohl merken würden, dass ich mich aus dem Staub gemacht hatte.
     
    Es war ein Bummelzug, aber die Fahrt war nicht weit. Wir fuhren durch Haddonfield und Egg Harbor und noch ein paar Städte, an die ich mich nicht mehr erinnere. Dann trafen wir in Atlantic City ein, und die Passagiere standen auf und schickten sich an auszusteigen.
    Es war ein höllisch heißer Tag, und ich sah keine Wolke am Himmel. Zum Glück hatte ich die Badehose mitgenommen. Ich freute mich darauf, den Anzug auszuziehen und ins Wasser zu springen. Schwimmen habe ich schon immer gern gemocht. Außerdem sehe ich am Strand gut aus. Das ist einer meiner Vorzüge.
    Ich hatte den Bahnhof schon verlassen, als mir etwas einfiel. Ich musste mich in einem Hotel einquartieren, und dazu brauchte ich Gepäck. Sicher könnte ich auch ohne Gepäck einchecken, aber lange würde das nicht gut gehen. Ohne Gepäck wird einem jeden Tag die Rechnung vorgelegt, und in der Sorte Etablissement, die mir vorschwebte, würde das Zimmer gut und gern fünfzehn Dollar am Tag kosten – ohne Mahlzeiten, und zwanzig mit. In der Hochsaison ist das Leben in einem Ferienort verdammt teuer. Klar, es gibt überall billige Bleiben, Löcher, wo man zwei Dollar für ein Zimmer hinblättert und keiner Fragen stellt. Aber das war für mich nicht das Richtige. Wenn man sich irgendwo neu niederlassen will, dann nur erster Klasse. Sonst kann man gleich dort bleiben, wo man ist.
    Gepäck. Ich konnte mir einen gebrauchten Pappkoffer bei einem Pfandleiher kaufen, ihn mit alten Kleidern und ein oder zwei Telefonbüchern vollstopfen. Doch viel nutzen würde mir das nicht. Die großen Hotels rümpfen die Nase, wenn ein Gast mit billigem Gepäck einchecken will. Und die Zimmermädchen geraten nicht gerade in Ekstase, wenn sie im Koffer Telefonbücher finden.
    Ich hatte keine Wahl.
    Ich ging zum Bahnhof zurück, betrat das Gebäude langsam. Am Gepäckschalter stand eine Schlange, und ich stellte mich ebenfalls an. Ich besah mir die ausgestellte Ware und suchte nach den besten Stücken. Es war nicht schwer. Zwei zueinander passende Koffer mit dem Monogramm LKB standen nebeneinander auf dem Ausgabeschalter. Erstklassige Ware, beinahe neu. Sie gefielen mir ausgesprochen gut.
    Ich blickte mich um. Mr. L.K.B. war austreten oder sonst irgendwohin verschwunden. Jedenfalls schien sich niemand für sein Gepäck zu interessieren, nicht mal der Typ von der Gepäckausgabe.
    Ich nahm beide Koffer.
    So einfach war das. Kein Gepäckzettel, nichts. Ich nahm die Koffer, warf dem Mann einen Dollar zu und

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