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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Rhrenna an.
    »Der Kleine Kilish«, fiel Hanish den beiden Frauen ins Wort, »war ein Mein; der Seelenernter war ein Acacier. Das ist die Bedeutung. Wir mögen zwar als Herrscher noch unerfahren sein, aber wir verkaufen unsere Seelen nicht. Wir haben nur etwas länger gebraucht, um mit ehrlichen Mitteln das zu erreichen, was Euer Volk mit Verrat bewerkstelligt hat.«
    »Ihr habt diese Geschichte gerade erst ersonnen«, entgegnete Corinn. »Und ›mit ehrlichen Mitteln‹! Wollt Ihr etwa …«
    Hanish legte den Kopf in den Nacken und lachte schallend. »Ich habe die Prinzessin erzürnt. Dabei will sie nur nicht zugeben, wie genau eine uralte Geschichte die gegenwärtige Wahrheit in der Geschichte unserer beiden Völker beschreibt. Es ist fast schon eine Prophezeiung, nicht wahr? Mir ist es eine Freude, meinen Teil dazu beigetragen zu haben, dass sie sich bewahrheitet hat.«
    Damit erntete er zustimmendes Gemurmel in der Runde, doch Corinn entgegnete: »Euch mag es eine Freude sein, mir bereitet es Kummer.«
    »Das glaube ich nicht«, sagte Hanish. Er starrte sie an. »Ich glaube, Ihr redet nur deshalb so, weil Ihr glaubt, es werde von Euch erwartet. In Wahrheit aber, Prinzessin, haben wir Euch wenig zuleide getan. Ja, da wäre Euer Vater. Ich werde Euch nicht bitten, mir das zu verzeihen, aber ich ersuche Euch zu bedenken, dass ich, als Ihr Euren Vater verloren habt, meinen geliebten Bruder verloren habe. Sie beide waren Werkzeuge der Geschichte und standen auf verschiedenen Seiten. So geht es Männern eben, und das ist kein Verbrechen.« Hanish lehnte sich zurück, ergriff sein Glas und trank einen Schluck. »Ansonsten haben wir Euch nichts zuleide getan.«
    »Nichts zuleide …«, wiederholte Corinn, doch Hanish schnitt ihr das Wort ab.
    »Ganz recht. Euren Geschwistern haben wir kein Haar gekrümmt. Und das werden wir auch nicht tun, wenn wir ihrer habhaft werden, jedenfalls nicht, um ihnen wehzutun. Wir wollen sie lediglich in den Palast zurückholen, denn dort gehören sie hin. Sie könnten bei uns leben, genau wie Ihr. Schaut Euch doch an, Corinn. Bedenkt, welch ein Leben Ihr führt. Ihr seid umgeben von Frauen und Männern, die Euch vergöttern, trotz der Vorwürfe, mit denen Ihr uns überschüttet. Ihr erfreut Euch aller Annehmlichkeiten, die dem übrigen Hofstaat zugutekommen, tragt aber keinerlei Verantwortung. Ich wünschte, Ihr könntet Euch ein wenig für meine Sichtweise erwärmen. Ich will doch nur, dass Ihr … zufrieden seid.«
    Corinn drehte jäh den Kopf zu ihm herum. Ihr war, als sei er im Begriff, ihr die Zunge ins Ohr zu stecken. So waren seine letzten Worte bei ihr angekommen, wie eine feuchte Liebkosung, die er vor aller Augen über den Tisch herüberreichen konnte. Doch Hanish saß entspannt da und hielt sich das Glas an die Nase, während er den Duft des Weines einatmete. Abgesehen von Maeander hatte ihr noch niemand ohne erkennbaren Grund solches Unbehagen bereitet. »Dann sterbt – Ihr und Euer ganzes Volk – und gebt mir meine Familie zurück.«
    Halren setzte zu einer bestürzten Erwiderung an, doch Hanish schien lediglich belustigt. »Mein liebes, temperamentvolles Mädchen«, sagte er zu Corinn, »Ihr seid wirklich eine Schönheit. Findest du nicht auch, Larken?«
    »Ein wenig reizbar«, bemerkte der Verräter, »aber eine Augenweide.«
    Corinn stand auf und verließ den Saal; sie fühlte die Blicke jedes einzelnen Augenpaars auf sich ruhen.

36

    Leeka Alain hatte große Mühe, vom Nebel loszukommen. Er erlebte Tage voller Wahnvorstellungen. Nächte voller furchtbarer Albträume. Schmerzen durchzuckten seinen Körper mit solcher Wucht, dass er sich zitternd auf seinem Bett verkrampfte. Bisweilen erblickte er die Welt so, wie er sie während des Fiebers wahrgenommen hatte, an dem er im Mein erkrankt war. Vor allem anderen jedoch würde er sich an das Delirium als an einen Albtraum der Verzehrens und des Verzehrtwerdens erinnern. Manchmal fühlte es sich an, als wänden sich zahllose Würmer in seinem Leib und fräßen sich mit scharfen Kiefern durchs Fleisch. Das Schlimmste dabei war, dass die Würmer ein Teil von ihm selbst waren. Leeka war gleichzeitig der Verschlinger und der Verschlungene. Er fraß sich selbst, und er wurde gefressen.
    Die ganze Zeit über blieb der ehemalige Kanzler an seiner Seite. Vom ersten Abend an stand er ihm bei. Er war zu gleichen Teilen Arzt, Krankenpfleger, Gefängnisaufseher und Vertrauter. Thaddeus hielt ihn in seiner baufälligen Hütte in den

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