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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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näher zu kommen. Er brachte nur wenig Hilfreiches in Erfahrung, doch es reichte aus, um seinen Eifer nicht erlahmen zu lassen. Als der Durchbruch schließlich kam, erkannte er ihn zunächst nicht als solchen und war auch nicht erfreut darüber.
    In einem Fischerdorf, von dem er nicht einmal den Namen kannte, sprach ihn in einer Taverne eine Frau an. Sie hielt einen Becher in der Hand und lächelte ihn an. Sie war jung und auf abgeklärte Art hübsch, sodass er sie für eine Hure hielt. Als sie jedoch sprach, tat sie es mit überraschender Direktheit. »Weshalb erkundigst du dich nach einem Seeräuber?«
    Leeka antwortete mit einer der Erklärungen, die er sich für solche Gelegenheiten zurechtgelegt hatte. Er drückte sich absichtlich vage aus, deutete ein Geschäft an, das er dem anderen vorschlagen wolle, vertrauliche Informationen, die ihnen beiden in mehrfacher Hinsicht von Nutzen sein könnten. Doch das Ganze sei zu heikel, als dass er es jemand anderem enthüllen könne als dem jungen Seeräuber selbst.
    »Hmm«, machte sie und nickte, als gebe sie sich damit zufrieden. Sie trank einen Schluck, dann spitzte sie plötzlich ohne jegliche Vorwarnung die Lippen und spuckte ihn an, sprühte ihm brennende Flüssigkeit ins Gesicht und in die Augen. Er konnte nichts mehr sehen. Hände packten ihn, nicht nur die der Frau. Plötzlich schien es, als habe jeder in der Taverne nur auf ihn gewartet. Mit Fäusten und stumpfen Gegenständen wurde auf ihn eingeschlagen, man nahm ihm seine Waffen ab und schlug seinen Kopf immer wieder gegen eine Wand, bis er das Bewusstsein verlor.
    Als er zu sich kam, wusste er, dass er sich auf See befand. Gischt spritzte ihm ins Gesicht. Sein Körper war nass. Genau genommen durchnässt bis auf die Haut. Wurde in Abständen ins Wasser getaucht. Er begriff, dass er fest an ein Brett gebunden war, das man an den Bug eines Schiffes genagelt hatte. Arme, Beine und Oberkörper waren straff gefesselt, und hin und wieder bahnte sein Körper dem Schiff einen Weg durch eine kochende grüne See. Er war eine lebende Galionsfigur.
    Und so erreichte er Weißhafen, in schlechterem Zustand und weitaus weniger heimlich, als es ihm recht war. Für die bunt zusammengewürfelte Schar der Seeräuber, die sich versammelt hatten, um ihn anzustarren, war nur sehr wenig von seinem Stand zu erkennen. Die Besatzung, die ihn auf den Pier hinunterließ, sprang nicht eben behutsam mit ihm um. Eine Weile ließ man ihn bäuchlings auf den von der Sonne ausgebleichten Brettern des Piers liegen. Als sie ihn endlich ans Ufer schafften, hoben sie einfach die ganze Planke auf, an die er gefesselt war, und marschierten mit ihm los; der Boden unter ihm hob und senkte sich mit ihren Schritten. Man ließ ihn in den heißen Sand fallen, allerdings nur für einen Moment. Dann wurde die Planke aufgerichtet und gegen irgendein Gebäude gelehnt. Sandbestäubt, voller blauer Flecken und völlig bewegungsunfähig wartete er.
    Die junge Frau, die er für eine Hure gehalten hatte, war hier und mehrere der Halunken, die ihn verprügelt und gefesselt hatten. Lässig wie Straßenräuber lehnten sie an den Hüttenwänden, bis zwei Personen aus einer der baufälligen Behausungen traten: ein junger Mann und ein gewaltiger Hüne. Der Jüngere wirkte verdrossen. Er unterhielt sich mit einem der Männer, die Leeka hergeschleppt hatten, dann musterte er den Fremden aus der Ferne, offenbar unentschlossen, ob er mit ihm reden oder sich abwenden sollte. Der große Mann stützte sich schwer auf einen Stock. Seine Haut war blass, und seine Gestalt, wenngleich riesenhaft, wirkte so schlaff wie ein halb voller Sack. Er starrte Leeka an, ohne ein Wort zu sagen.
    Schließlich kam der junge Mann durch den Sand auf ihn zu. Er zog den Dolch aus der Scheide an seinem Schenkel und hielt ihn in der halb erhobenen Hand. »Wer bist du, und was willst du von mir?«
    Während er in das gut geschnittene Gesicht seines Gegenübers blickte, dem die gespannte Erwartung deutlich anzumerken war, fragte Leeka: »Seid Ihr der, der Sprotte genannt wird?«
    »Ja, so nennt man mich. Und?«
    Leeka wünschte, seine Lippen wären nicht so geschwollen und steif, verkrustet mit Blut und Salz. Er wollte, sein eines Auge wäre nicht zugeschwollen und er hätte einen Schluck Wasser trinken können, um seine Kehle zu befeuchten. Doch daran ließ sich nichts ändern, und deshalb sagte er die Worte, die er sich zurechtgelegt hatte.
    »Prinz Dariel Akaran«, sagte er, »es ist mir eine

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