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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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daran war er nicht interessiert. Er war völlig geschäftsmäßig. Er sagte, jeder neue Kämpfer müsse sich das Recht, sich zu schlagen, erst verdienen. Der erste Kampf müsse stets gegen den Ringmeister bestritten werden, und der neue Kämpfer müsse ein Einstandsgeld entrichten. Das Geld sei natürlich verloren. Sie werde verlieren, doch anschließend könne sie sich mit schwächeren Gegnern messen.
    »Wenn ich gewinne«, sagte Mena mit leiser, schroffer Stimme, »bin ich dann der Ringmeister?«
    Der Mann lachte. »Falls du gewinnst, hast du dir einen Platz ganz unten verdient, mehr nicht. Willst du trotzdem kämpfen?«
    »Selbstverständlich.«
    »Dann trittst du gegen Teto an«, verkündete der Ringrichter.
    Teto, der besagte Ringmeister, ließ sich nicht lange bitten. Er drängte sich zwischen den schwitzenden Leibern hindurch und trat in den Ring, wo Mena ihn bereits erwartete. Er ließ den Stock, den er weit vorne hielt und am Unterarm angelegt hatte, zwischen den Fingern hindurchgleiten, bis sich seine Hand um den lederumwickelten Griff schloss. Der Mann bewegte sich ganz anders als Melio. Seine nackten Füße traten überlegt, aber spielerisch auf. Trotz seiner muskulösen Beine war er leichtfüßig, den Oberkörper hielt er ruhig. Sein Kopf schien der unbewegteste Körperteil zu sein; die Augen lagen tief in den Höhlen und waren fest auf sie gerichtet.
    Mena blieb keine Zeit zum Überlegen. Teto eröffnete den Kampf; sie reagierte. Blitzschnell beschloss sie, ihm mit einer dämpfenden Abwehr zu begegnen. Das hatte sie noch nie geübt, auch die Bezeichnung hatte sie eben erst erfunden. Doch gleich vom ersten Moment an wusste sie, dass seine Körperkraft seine größte Stärke und sein Stolz darauf wahrscheinlich seine größte Schwäche war. Anstatt eigene Kraft in den Zusammenprall der Stöcke zu leiten, gab sie beim Parieren nach. Sie fing seinen Hieb ab, allerdings mit geringerem Kraftaufwand, als er es gewohnt war. Er schlug fester und fester zu; sein Zorn zeigte sich in seinem Gesicht und in der immer schnelleren Schlagfolge. Jedes Mal, wenn er ihren Stock traf, gab dieser auf eine Art Weise nach, die ihn sichtlich verstörte, als hätte er ein schweres Tau getroffen, das seine Kraft irgendwie absorbierte.
    Das Ende des Kampfes kam so rasch, dass die Zuschauer anschließend benommen dastanden. Teto stürmte ihr mit vorgestrecktem Stock entgegen, um ihr entweder dessen Ende in den Leib zu rammen oder sie durch die Wucht des Zusammenpralls umzuwerfen. Mena berührte seinen Stock mit dem ihren, wich seitlich aus und hielt ihre Waffe fest, sodass sie an der seinen entlangglitt. Um nicht an seinem Griff hängen zu bleiben, hob sie den Stock an und traf ihn mit voller Wucht am entblößten Hals. Und damit war es vorbei.
    Teto brach zusammen, griff sich an den Hals und krümmte sich vor Schmerzen. Seine zornigen Schmerzensschreie waren der einzige Laut in der Arena. Die Zuschauer blickten einen
    Moment lang verdutzt um sich, wechselten Blicke, glotzten die Kämpfer an und schauten sich dann wieder um. Sie versuchten, aus dem Bild vor ihren Augen die blitzschnelle Bewegung zu rekonstruieren, die ihnen entgangen war. Ein jeder blinzelte, als könnten sie damit die rechtmäßige Ordnung wiederherstellen und den Ausgang des Kampfes ungeschehen machen. Mena ließ ihnen ein wenig Zeit zum Grübeln, dann machte sie auf dem Absatz kehrt und drängte sich durch die Menge.
    »Wo war Eure Angst?« Melio trabte neben ihr her, als sie durch kleine Gassen zum Tempel zurückgingen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Mena aufrichtig. Sie hatte vergessen gehabt, dass es so etwas wie Angst überhaupt gab. Als sie Teto gegenüberstand, war sie von freudiger Erwartung und Entschlossenheit erfüllt gewesen. Jetzt trabte sie mit einer geradezu Schwindel erregenden Energie dahin. »Ich wusste einfach, dass ich ihn besiegen konnte. Ich wusste, ich musste vorsichtig sein. Aber Angst hatte ich nicht.«
    »Er hätte Euch gern verletzt.«
    »Ja, sicher.«
    Sie schwiegen eine Weile. Als sie das Gebüsch an der Tempelmauer erreicht hatten, sagte Melio: »Kann ich Euch dazu bewegen, das nicht wieder zu tun?«
    Mena hielt an und wandte sich ihm zu. Als sie seine braunen Augen, seine verzogenen Lippen und sein zerzaustes Haar betrachtete, wurde ihr bewusst, dass sie sich in seiner Gegenwart inzwischen ganz anders fühlte als zu Anfang. Sie fühlte sich wohler in ihrer Haut, war mehr mit sich im Reinen, zumal wenn er bei ihr war. Seltsam,

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