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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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dass all die Stunden des Fechtens sie einander näher gebracht hatten. All die Zeit, da sie im Wettkampf ihre verschwitzten Körper aneinandergepresst und sich gegenseitig zu übertrumpfen versucht hatten, nur einen winzigen Fehler von Schmerz und Enttäuschung entfernt. Ein Teil von ihr wusste wohl, dass an dem, was sie für einander geworden waren, etwas Besonderes war. Doch sie wusste nicht genau, was sie sagen sollte oder wie sie es sagen sollte.
    Ihre Antwort war einfach. »Ich danke Euch für das, was Ihr mich gelehrt habt.«
    Er zuckte mit den Schultern. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich Euch überhaupt etwas beigebracht habe, Mena. Ich habe eher den Eindruck, dass ich Euch an Dinge erinnert habe, die Ihr bereits wusstet. Vielleicht war es Euch von Geburt an bestimmt, das Schwert zu schwingen. Lacht nicht. Das ist mein voller Ernst …«
    Er zögerte. Seine Stirnfalten vertieften sich, als hätte er noch mehr zu sagen. Und er wollte tatsächlich noch etwas loswerden! Dieselbe Art von Gedanken, wie sie sie hegte. Sie las es alles binnen eines Augenblicks in seiner Miene. Obwohl dies eine prickelnde Erregung in ihr auslöste, kam Mena ihm zuvor. Sie tätschelte ihm den Arm, wandte sich ab und trabte das letzte Stück zum Tempelgelände hinüber.
    Am Eingangstor wurde sie bereits von Vandi erwartet. Den Ruf, den er ihr überbrachte, fürchtete sie mittlerweile am meisten. In etwas mehr als zwei Stunden würde sie im Vorraum des Tempels erwartet. Das konnte nur bedeuten, dass Maeben ein weiteres Kind geraubt hatte. Es war das vierte in weniger als zwei Monaten.
    Wortlos schloss sie die Tür und sperrte Melio vom Tempelgelände aus. Vandi wartete in respektvollem Abstand, während sie sich entkleidete, ins Bad stieg und sich abschrubbte, um die Beerenfarbe zu entfernen. Er hielt die Lippen fest zusammengepresst und beobachtete sie mit seinen grünlichen Augen. Er machte keine Bemerkung und stellte keine Fragen, obwohl ihm keine Einzelheit ihrer Verkleidung entgangen sein konnte. Er hatte sogar gesehen, wie sie Melio berührt hatte.
    Mena schrubbte sich das Gesicht wund, ohne die Farbe völlig entfernen zu können. Doch als sie es nicht mehr aushielt, hörte sie auf. Dann ging sie mit Vandi eilig zum Tempel, wo er sie als Göttin ausstaffierte. Die Diener, die sie schminkten, trugen dick Salbe auf. Als ihr der Kopfschmuck aufgesetzt wurde, fühlte sie sich wieder im Einklang mit ihrer Rolle. Erst dann dachte sie wieder daran, ihren Atem zu verlangsamen und die Schweißperlen zurückzuhalten, die die Schminke zu verschmieren drohten. Sie hatte Melio gesagt, sie habe keine Angst vor Teto gehabt. Das hatte in dem Moment ganz bestimmt der Wahrheit entsprochen. Solchen Mut versuchte sie auch jetzt zu fassen. Doch trauernden Eltern ins Gesicht zu blicken, war etwas, wobei sie sich niemals wohl fühlen würde.
    Sie nahm auf dem großen Stuhl im Vorraum des Tempels Platz. Vaminee stand wie üblich neben ihr. Er zupfte sein Gewand zurecht und wandte Mena das Profil zu. Tanin, der zweite Priester, nahm zu ihrer Linken Aufstellung. Für gewöhnlich nahm er nicht an diesen Unterhaltungen teil. Er musterte sie so eindringlich, dass ihre Haut zu jucken begann.
    »Priesterin«, sagte Tanin, »es wird dich vielleicht interessieren, dass gestern in Galat eine Gruppe fremder Krieger eingetroffen ist.«
    Obwohl Mena bereits saß, verspürte sie das Bedürfnis, sich irgendwo abzustützen. In gleichgültigem Ton fragte sie: »Was wollen sie?«
    »Wir dachten, du könntest uns vielleicht etwas über sie sagen«, erwiderte Vaminee.
    »Woher soll ich etwas über sie wissen?«
    Beide Priester schwiegen.
    »Mir … sind Gerüchte zu Ohren gekommen, dass es in den fremden Landen Krieg geben könnte. Wenn das stimmt, wollen diese Soldaten vielleicht unsere Hilfe.«
    »Das mag sein«, sagte Vaminee, »aber vielleicht auch nicht. Sie behaupten, sie suchten nach einem verschwundenen Kind und glauben, dass das Mädchen vielleicht auf Vumu lebt. Jedenfalls geht uns das nichts an. Bislang habe ich den Fremden nichts gesagt. Die Göttin ist unzufrieden mit den Inselbewohnern. Damit müssen wir uns befassen. Zuerst müssen wir Maeben beschwichtigen. Dann werden wir überlegen, wie wir mit den Fremden verfahren sollen.«
    Damit hatte er das Thema beenden wollen, doch Mena musste noch eine Frage stellen. »Diese Krieger … aus welchem Land kommen sie?«
    »Woher soll ich das wissen?«, fragte Vaminee.
    »Sie sind bleich«, berichtete Tanin. »Sie

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