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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Grimasse, die er augenblicklich bereute. Der Junge hatte es nicht bemerkt, doch die Scham darüber, dass es ihn selbst in Gesellschaft der Kinder nach seinen Lastern verlangte, vermochte er lange nicht abzuschütteln. Was wäre er ohne seine Kinder? Ohne Mena, die noch immer – ein paar kostbare Monate lang vielleicht – von ihm verlangte, dass er für sie Geschichten spann? Und ohne Dariel, der mit jener vertrauensvollen Gewissheit an den Worten seines Vaters hing, die die Zeit unweigerlich zerschmettern würde? Ohne sie wäre er eine leere Hülle. Es war beschämend, dass er sich auch nur einen Moment lang hatte ablenken lassen. Er erzählte Dariel die gewünschte Geschichte, und dann verharrte er noch ein paar Augenblicke länger an der offenen Tür des Zimmers, lauschte auf den ruhigen Atem seines Sohnes und bedauerte seine eigene Schwäche.
    Das alles war Vergangenheit; er hatte seine dürftige Buße getan. Jetzt stand die Pfeife vor ihm auf dem niedrigen Tischchen. Sie war ein kompliziertes Gebilde aus verschlungenen Glasrohren, wassergefüllten Kammern und Lederschläuchen. Einen davon hatte sich der König zwischen die Fingerspitzen beider Hände geklemmt. Das schmale Ende steckte er sich zwischen die Zähne und berührte es mit der Zunge. Zunächst sog er behutsam daran. Dann, als er die bittere, fast widerliche Süße des Nebels schmeckte, saugte er so heftig, dass seine Wangen einfielen. Die Pfeife blubberte und knisterte. Mit geschlossenen Augen verharrte er einen Moment lang in seiner gebeugten Haltung, ohne sich darum zu scheren, dass der Kanzler neben ihm stand. So hatte ihn Thaddeus noch nie gesehen.
    Als er in die Kissen des Liegebettes zurücksank, ließ er langsam eine grünliche Rauchwolke entweichen. Eine nach der anderen zog das Wesen auf seinem Kopf die Krallen ein. Es verflüchtigte sich und mit ihm das graue Gewicht, das er den ganzen Tag über wie einen Umhang aus Granit mit sich herumgeschleppt hatte. Das Rauschmittel nahm der Welt ihre Schärfe. Er spürte keine Widerhaken mehr. Stattdessen war er von verschwommener Ruhe erfüllt, von dem warmen Gefühl, mit den Millionen Menschen seines Reiches verbunden zu sein, die die gleiche Droge nahmen. Mit Bauern und Schmieden, mit Stadtwächtern und Lumpensammlern, mit Bergleuten und Sklavenhändlern: In dieser einen Hinsicht war er wie sie. Dies war – so erschien es jedenfalls seinem benebelten Hirn – ein geheimes Opfer, mit dem er sich ihrer Vergebung versichern wollte.
    Er schlug die Augen auf, die jetzt trübe und rot unterlaufen waren. »Was gibt es Neues, Kanzler?«
    Thaddeus hatte auf einem Diwan Platz genommen. Die Beine hatte er übereinandergeschlagen, zwischen rechtem Daumen und Zeigefinger hielt er ein Glas Portwein. Der König betrachtete das kleine Gefäß, fasziniert von der Bewegung der Flüssigkeit und den Schlieren, die sich an der Wandung bildeten, als Thaddeus das Glas schwenkte. Er hörte zu, während der Kanzler ihn über den Stand der Vorbereitungen für den Empfang der Delegation aus Aushenia in Kenntnis setzte. Sie seien bereit, sagte er, die Fremden mit ihrer Macht und ihrem Reichtum zu beeindrucken und ihnen in aller Vorsicht die Hand zum Willkommensgruß zu reichen. Man werde sie empfangen wie Ehrengäste, werde jedoch so lange Zurückhaltung wahren, bis man über ihre Absichten im Bilde sei. Wenn die Aushenier die acacische Vorherrschaft anerkannten, stehe einer freundlichen Aufnahme im Reich, wie der König sie wünsche, nichts mehr im Wege.
    Leodan nickte. Das war sein Wunsch, doch er wusste, dass Aushenia schon mehrfach dicht davor gestanden hatte, ein Bündnis mit Acacia einzugehen, was dann aber jedes Mal an irgendwelchen unbedeutenden Unstimmigkeiten gescheitert war. Was er bislang über den jungen Prinzen Igguldan in Erfahrung gebracht hatte, klang vielversprechend, doch es gab bestimmte Aspekte eines solchen Bündnisses, über die er jetzt nicht nachdenken wollte. Er wechselte das Thema, wenngleich seine Gedanken nach wie vor bei den Dingen verweilten, die ihm Sorge bereiteten. »Neulich hat Mena mich nach der Vergeltung gefragt.«
    »Was habt Ihr ihr geantwortet?«
    »Nichts. Warum sollte sie erfahren, dass das Blut von Massenmördern in ihren Adern fließt? Das ist lange her, und wir sind nicht mehr so.«
    »Ihr habt recht, das ist lange her«, pflichtete Thaddeus ihm bei. »Zweiundzwanzig Generationen... Kann ein Kind das überhaupt begreifen?«
    Der König erinnerte sich, in Menas Augen etwas

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