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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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erlebt hatte. Zum Glück trug er eine heitere Gelassenheit tief in seinem Innern, und das half ihm, dies alles zu ertragen. Seit er wieder mit Aliver und Mena vereint war, war er wieder zu einer jüngeren, glücklicheren, lebhafteren Version seiner selbst geworden. Ihm war klar, dass sie einen Kampf auf Leben und Tod führten, doch er war nicht allein. Er hatte gesehen, wie seine Schwester eine Armee in die Schlacht geführt hatte, das Schwert in ihrer Hand wie mit ihr verwachsen. Er hatte miterlebt, wie sein Bruder nackt und ohne mit der Wimper zu zucken vor eine albtraumhafte Bestie hingetreten war und sie niedergestreckt hatte wie der Held einer alten Legende. Es war einfach unglaublich, dass diese beiden Menschen seine Geschwister waren. Er war keine Waise mehr. Jetzt hatte er eine Familie. Schon bald würden sie über ein großes Reich herrschen, und dann wäre alles – das massenhafte Sterben und das Leid, das jahrelange Exil, alle Ungerechtigkeiten, die die Welt verdarben – wieder gut.
    Dieser Glaube half ihm, sich nach der Schlacht gegen die Antoks seinen Pflichten zu stellen. Am nächsten Morgen stand er vor der Dämmerung auf, nachdem er nur zwei Stunden geschlafen hatte. Noch immer mit geronnenem Blut bedeckt, kam er aus seinem Zelt, Schmutz saß unter seinen Fingernägeln, in den Furchen von Gesicht und Hals. Er brannte darauf, sich um die Verwundeten, die Sterbenden und Toten zu kümmern. Nur weil Mena ihn darum gebeten hatte, wusch er sich Gesicht und Arme. Sie hatte ihn gefragt, ob er verletzt sei, und hatte wissen wollen, ob er sich ausgeruht, gegessen und getrunken habe. Schließlich war sie seine große Schwester. Sie war eine der wenigen auf der Welt, die solche Forderungen an ihn stellen konnten; deswegen liebte er sie. Wenn das alles vorbei wäre, würde er sich mit ihr zusammensetzen und mit ihr über seine Gefühle sprechen. Er würde ihr Geschenke machen und ihr gestehen, dass er nie vergessen habe, wie nett sie früher zu ihm gewesen sei.
    Solche Gedanken halfen ihm, mit dem Schmerz und dem Leid fertig zu werden, das die Untiere über so viele tapfere Menschen gebracht hatten. Während er Verletzte verband, sie aufmunterte und ihnen Kürbisflaschen an die rissigen Lippen hielt, hüllte er sich in die Familienbande wie in einen schützenden Umhang. Den Sterbenden flüsterte er tröstende Worte ins Ohr. Er sagte ihnen, die kommenden Generationen würden sie in ehrenvoller Erinnerung behalten.
    So vergingen mehrere Stunden, bis die Nachricht ihn erreichte. Zunächst überhörte er die Rufe, doch dann fuhren sie wie ein Windstoß in seinen schützenden Umhang und rissen ihn fort. Es dauerte einen Moment, bis er begriff, was er gerade gehört hatte. Er konnte es erst glauben, als er neben seinen Geschwistern stand und verblüfft die kleine Gruppe von Feinden in ihrer Mitte musterte.
    Es waren zehn Männer, hochgewachsen und blond, langhaarig und mit grimmigem Blick, alle nur mit einem Dolch bewaffnet. Sie wirkten gelassen und selbstsicher, als machten ihnen die vielen tausend hasserfüllten Blicke nichts aus. Maeander Mein! Dariel hatte keine Ahnung, was er hier wollte, doch als er ihn sah, krampfte sich alles in ihm zusammen.
    Während einer der Mein-Offiziere sich Aliver förmlich vorstellte, blickte sich Maeander mit einem verkniffenen Lächeln auf den Lippen um und musterte Aliver und dessen Begleiter, als hätte er noch nie eine so lächerliche Truppe gesehen. Etwas von entspannter Kraft ging von ihm aus. Er war gut proportioniert, muskulös, aber nicht stämmig, mit straffem, schlankem Oberkörper, als sei der Großteil seiner Kraft in seiner Körpermitte und den Schenkeln konzentriert. Dariel hielt ihn für schnell und fand es nicht schwer, seinem Ruf als geschickter Kämpfer Glauben zu schenken. Doch sein hochmütiges Auftreten brachte Dariels Blut in Wallung.
    »Prinz Aliver Akaran«, ergriff Maeander das Wort, als die Vorstellungen abgeschlossen waren. »Oder soll ich Euch lieber Schneekönig nennen? Ich muss sagen, das ist ein seltsamer Name. Ich sehe nirgendwo Schnee. Sollte eine Schneeflocke auf diesen verdorrten Boden fallen, würde sie zischen und im Nu verdunsten.«
    Aliver erwiderte ruhig: »Wir suchen uns unseren Namen nicht aus und haben keinen Einfluss darauf, wie wir in den Geschichtsbüchern verzeichnet werden.«
    »Wohl wahr«, sagte Maeander. »Wir können nach Größe streben, aber wer weiß? Gewiss hätte Euer Vater es sich niemals träumen lassen, dass sein Sohn eines

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