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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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eröffnen. Er werde Vertrauen zwischen den Völkern schaffen, die Unterdrückten erhöhen, der Gilde das Rückgrat brechen, die Quote und die Fronarbeit abschaffen.
    Der alte Kanzler redete und redete. Corinn hörte ihm zu. Sie hätte vor Erleichterung überwältigt sein sollen, vor Freude, vor Erwartung. Sie bemühte sich, all das zu empfinden. Doch je länger er sprach, desto mehr kam Corinn dies alles wie irres Geschwafel vor. Phantastereien. Ein Kindermärchen. Ein Hirngespinst, das sie nichts anging. Wie konnte er nur daran glauben, dass irgendetwas davon wirklich geschehen würde? Einiges von dieser Geschichte hatte sie bereits von Rhrenna und Rialus gehört. Andere Dinge hatte sie nebenbei aufgeschnappt. Jetzt aber, da dieser alte Mann vor ihr saß, erschien es ihr alles noch weniger glaubhaft. Er redete wie der frisch Bekehrte, der einen Propheten verehrte, der... ja, was wollte er eigentlich? Gleichheit? Freiheit? Es klang, als plane Aliver ein Reich im Himmel, ein idyllisches Königreich in den Wolken. Doch so etwas würde sich auflösen wie die Wolken, wollte sie einwenden, würde vom ersten Windstoß verweht werden. In ihrem Inneren wallte eine überraschende Bitterkeit auf, doch sie ließ sich nichts anmerken.
    Ein Goldaffe erschien auf dem Balkon. Er musste von oben herabgesprungen sein und schien überrascht, sie in dem schattigen Alkoven anzutreffen. Das Tier stieß einen hohen, vogelartigen Schrei aus. Vor dem blauen Hintergrund des Himmels leuchtete sein farbenfrohes Fell.
    Corinn wandte ihm den Rücken zu. »Hanish kommt morgen zurück. Er bringt die Tunishni mit. Er möchte, dass ich bei einer Zeremonie mitwirke, die dem Fluch ein Ende machen soll. Er sagt, dadurch würde die Kluft zwischen den Mein und den Acaciern überwunden werden. Dann wäre sie Geschichte, sagt er. Was hältst du davon?«
    »Er bringt die Tunishni hierher?«, fragte Thaddeus. Er schwieg eine Weile, mit offenem Mund und glasigem Blick. »Das hätte ich mir denken können. Natürlich... Er hatte genug Zeit, eine Totenkammer vorzubereiten. Er hat seinen Bruder nicht gegen Aliver ausgeschickt, weil er ihn nicht ernst nehmen würde, sondern weil er selbst etwas Dringlicheres vorhatte. Er hat dich die ganze Zeit über hier sicher verwahrt … Ich hätte es kommen sehen müssen. Auch wir haben in unseren Mythen nach Verbündeten gesucht; weshalb sollte Hanish nicht das Gleiche tun?«
    Er betrachtete Corinn mit seinen müden, rot geäderten Augen. »Du fragst, was ich davon halte? Ich glaube, Hanish lügt. Es heißt, es gebe zwei Wege, den Fluch von den Tunishni zu nehmen. Er könnte sie erlösen, indem er ihnen dein Blut opfert. Das aber ist nicht seine Absicht. Wenn er dich gegen deinen Willen auf dem Altar opfert, werden die Ahnen erwachen. Dann werden sie nicht im Tod Frieden finden, sondern wieder zum Leben auferstehen. Sie werden ihren Körper zurückbekommen und wieder auf Erden wandeln, Corinn. Sie sind unglaublich mächtig und maßlos rachsüchtig. Wenn das geschieht, haben wir endgültig verloren. Deshalb musst du mit mir kommen.«
    »Bist du hergekommen, weil du mich retten willst?«, fragte Corinn.
    »Ich hatte einen anderen Grund«, antwortete der ehemalige Kanzler. Er erzählte ihr von den Santoth und von ihrem bruchstückhaften magischen Wissen, das nur durch Das Lied von Elenet vervollständigt werden könne. Er habe das Buch gefunden, erklärte er, weil er aus Leodans Hinweisen die richtigen Schlüsse gezogen habe. Aliver wisse noch nichts von seinem Erfolg. Es wäre riskant, doch wenn sie den Palast auf demselben Weg verließen, auf dem er hereingekommen sei, würden sie in der Nähe des Vada-Tempels herauskommen. Dann werde er versuchen, die Priester dazu zu bewegen, ihnen ein Boot zu überlassen. Anschließend werde er sie holen und mit ihr in See stechen. Vielleicht könnten sie Aliver vom Tempel aus sogar eine Nachricht schicken, damit er vorbereitet sei.
    Corinn musterte ihn mit ausdrucksloser Miene. Zu seinem Vorschlag wollte sie sich noch nicht äußern. »Ist das da Das Lied von Elenet? «, fragte sie und zeigte auf das Buch, das auf Thaddeus’ Schoß lag. Es sah unscheinbar aus, doch er hatte schützend die Hand darauf gelegt.
    Er nickte verhalten.
    Sie streckte die Hände danach aus.
    »Prinzessin, die Zeit drängt«, sagte Thaddeus. »Hanish kommt morgen zurück, du hast es selbst gesagt. Wir müssen …«
    »Zeig mir das Buch«, sagte sie, den Blick fest auf die Augen des Kanzlers gerichtet, und

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