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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Palasts in das Muttergestein am Ostrand der Insel vorgegraben. Nach außen hin war nicht viel davon zu merken, denn es war stets nur eine bescheidene Anzahl von Arbeitern tätig gewesen. Der Abraum wurde durch eine einzige Öffnung weggeschafft und diente dazu, den Hafen zu erweitern und im Meer eine künstliche Insel anzulegen, die den großen Schiffen der Gilde das Anlegen erleichtern sollte. Es gab zahlreiche Verwendungsmöglichkeiten für den Aushub, und offiziell wurde über den Grund der Erdarbeiten nichts verlautbart.
    Hanish wusste, dass in der Unterstadt allerlei Gerüchte im Umlauf waren. Eine uneinnehmbare Festung. Folterkammern. Tierkäfige. Ein Raum ähnlich dem Calathfels, in dem Wettkämpfe und militärische Übungen stattfinden sollten. Ihn kümmerten die Spekulationen nicht; sie würden die Wahrheit niemals erraten.
    In der Höhle wurden soeben die letzten Sarkophage an ihren Platz gebracht. Im grellen Licht von hellen Öllampen überwachten Priester mit ernster Miene die Arbeiten. Hanish starrte die Kammer bewundernd an. Die Untoten hatten ihm die Vorgaben persönlich übermittelt. In vielerlei Hinsicht ähnelte der Raum der Totenkammer von Tahalia, wo die Ahnen in Reihen übereinandergestapelt gewesen waren. Natürlich hatte der Raum hier gebaut werden müssen, auf der Insel. Hier war der Fluch ausgesprochen worden, und nur hier konnte er zurückgenommen werden. Die Fächer, in denen die Sarkophage untergebracht waren, hatte man direkt in den Granit gehauen, geglättet und poliert – ein gewaltiger Bienenstock aus Stein. Wenn die Ahnen wieder atmeten und seit Jahren, Jahrzehnten oder Jahrhunderten wieder leibhaftig umherwandeln würden, würden sie jeden einzelnen Stein liebkosen können, auf dem die ersten Akaran gestanden hatten, als sie sich die Welt unterworfen hatten.
    In der Mitte des Raums stand der Scatevith-Stein, ein großer Block, der so dunkel und schwer war, dass man den Eindruck hatte, er sauge alles Leben in seine verborgene Tiefe. Er war aus dem Basalt am Fuße der Schwarzen Berge des Mein-Plateaus gehauen. Man hatte seine Ahnen gezwungen, ihn den Akaran zu »schenken«, als diese die große Mauer um Alecia errichteten. Nach seinem Sieg hatte Hanish ihn aus der Mauer herauslösen und hierherschaffen lassen. Dies war der Altar, auf dem ein Akaran sterben würde. Alles war bereit.
    Dies versuchte er sich wieder und wieder ins Gedächtnis zu rufen, es sich vorzusagen wie ein Gebet, das alle Hindernisse aus dem Weg räumen würde. Doch er konnte nicht umhin, sich vorzustellen, wie es Corinn morgen ergehen würde. Sie würde während der Zeremonie in den Raum schreiten, wenn Hanish die uralten Worte bereits gesprochen hätte, welche die Ahnen ihm zuflüstern würden. Mit ihrer ganzen Anmut würde sie auf ihn zukommen, in dem Glauben, sie solle ein paar heilende Tropfen Blut opfern. Er würde ihr ins Gesicht blicken, sie darin bestärken, sie so dicht wie möglich an den Augenblick des Todes heranführen, ohne dass sie ihn kommen sah. Irgendwann würde sie begreifen, was geschah. Vielleicht hatte er sie dann schon auf dem Stein über dem Becken in Position gebracht, das ihr Blut auffangen würde. Vielleicht würde er das Messer in der Hand halten und zum Todesstoß ansetzen. Aber …
    Irgendwann würde sie begreifen, dass es nicht nur um ihr Blut ging, sondern um ihr Leben. Sie würde es in seinen Augen lesen, in seinen Gesten, oder es im Beben seiner Stimme hören, falls er sich nicht ganz in der Gewalt hätte. Und sie würde sich ihrem Schicksal bestimmt nicht wehrlos ergeben. Er stellte sich vor, wie sie sich wehren würde, wenn er sie auf den Altar zerrte. Sie würde ihn verfluchen, ihm das Gesicht zerkratzen, sich winden, auf seine Augen zielen. Was würde sie zu ihm sagen? Ihm fielen tausend Beleidigungen ein, und alle würden zutreffen.
    Haleeven, der neben ihm stand, ahnte, was in ihm vorging. »Ich wünschte, es gäbe eine andere Möglichkeit«, sagte er. »Aber es gibt keine. Die Dinge haben sich so gefügt. Ich zumindest weiß, wie sehr du dich bemüht hast, die anderen zu finden, und wie viel du den Tunishni opferst. Aber das ist deine Bestimmung. Weil du die Kraft hast, es zu tun.«
    Hanish drehte sich der Magen um; um ein Haar hätte er sich übergeben. Er wusste, dass sein Onkel versuchte, ihm zu helfen, doch er wollte im Moment nichts davon hören. »Lass mich allein«, bat er, dann hob er die Stimme und befahl den Arbeitern, sich zurückzuziehen. Er wollte ungestört

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