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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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umschlungen hielt wie er. Ihr Gesicht war kreidebleich und vor Kummer verzerrt. Vor Kummer, nicht vor Angst. Nicht vor Sorge, nicht vor Beklommenheit... vor Kummer.
    Als Dariel den Blick wieder senkte, sah er, was er vor sich hatte. Er begriff die Ungeheuerlichkeit dessen, was sich soeben ereignet hatte. Nie wieder würde er den Hals eines Mannes betrachten können, ohne die Wunde vor sich zu sehen, der Aliver Akaran erlegen war. Es war zu viel. Zu viel. Was immer an Gefühlen in seinem Innern aufwallte, war jenseits aller Möglichkeit, sie zu beherrschen.
    Er erhob sich. Sein Blick schoss in die Richtung, in die Maeanders Gruppe sich entfernt hatte. Gleich darauf hatte er sie erspäht, ein kleiner Haufen, der durch das Menschengewimmel schritt, das sich widerwillig für ihn öffnete. Dariel fühlte Tausende von Augenpaaren auf sich einhämmern. Er wusste, worauf sie warteten, und er wollte, was sie wollten. Er empfand genau wie sie und wurde im Brennpunkt ihrer Blicke zum Zentrum dessen, was sie fühlten. Eine unbezähmbare Wut, ein reiner Abscheu, der aus seinen Augen hervorbrach, als sei in seinem Kopf ein Stern explodiert. Er wollte ein Ehrenverbrechen begehen. Hier und jetzt, vor aller Augen. Er wusste, dass er sich irgendwann dafür schämen und dass er daran zu tragen haben würde, nicht an der Tat selbst, sondern daran, dass Aliver sie nicht gutgeheißen hätte. Dennoch gab es kein Halten mehr. Als er den Mund öffnete, tat er das denkbar Schlimmste. Er machte Tausende zu seinen Komplizen. Den Blick starr auf die sich entfernenden Rücken der Mein gerichtet, verleugnete er alle Tugenden, die sein Bruder von ihm verlangt hätte. Er flüsterte: »Tötet ihn.«
    Als niemand reagierte, hob er die Stimme und brüllte den Befehl, so laut er konnte. Diesmal hörten die Soldaten – und er selbst – seine Stimme klar und deutlich.

67

    Hanish setzte Transportschiffe seiner eigenen Flotte sowie Schiffe der Mein-Aristokratie ein, die sich darum rissen, die Tunishni das letzte Stück übers Meer nach Acacia zu schaffen. Die Überfahrt vom Festland ging ohne Zwischenfälle vonstatten. Bei ihrer Ankunft nahmen sie den Hafen in Beschlag. Sie belegten jede Anlegestelle, vertrieben Fischer und Händler und drängten die Bevölkerung grob in die Unterstadt zurück. Sie hätten den Hafen auf jeden Fall geräumt, doch da hier im Moment weniger Betrieb herrschte als sonst, bereitete es ihnen keine große Mühe. Es war auffällig, dass insbesondere keine Gildenschiffe angelegt hatten. Hanish überlegte, ob er zunächst eine Erklärung dafür verlangen sollte, doch das Gebiet schien sicher zu sein. Außerdem waren die Punisari bis an die Zähne bewaffnet und bereit, jeden Verrat zurückzuschlagen. Er gab Befehl, mit dem Entladen zu beginnen.
    Bald darauf wand sich eine lange Reihe von Sarkophagen durch den Hafen und über die Rampen zum Palast hinauf. Bevor er selbst den Kai verließ, sah Hanish zu, wie die ersten seiner Ahnen durchs Palasttor getragen wurden. Das dunkle Tor verschluckte sie einen nach dem anderen, jeder eine Erleichterung, jeder endlich in Sicherheit, daheim in der neu gebauten Kammer. Ihre weite Reise war zu Ende; schon bald, nach Möglichkeit schon morgen, würden sie eine neue antreten.
    Noch während er mit Haleeven zum Palast emporstieg, eilten ihnen Hanishs Sekretäre und Gehilfen entgegen. Sie bestürmten ihn mit Neuigkeiten, Berichten und Meldungen, mit zahllosen Angelegenheiten, die seiner Aufmerksamkeit harrten. Sie erklärten ihm, der Hafen sei deshalb so leer, weil die Gildenschiffe, die dort normalerweise lagen, in See gestochen wären. Einige angekündigte Schiffe seien nicht eingetroffen. Sire Dagon habe tags zuvor ohne Erklärung seine Gemächer geräumt und seinen ganzen Stab mitgenommen. Irgendetwas stimme nicht, doch man wisse nicht, was. Man sei sich nicht einmal mehr sicher, ob die Gilde Maeander noch Seeunterstützung gewähre.
    Hanish erkundigte sich, was für Neuigkeiten es von Maeander und der Schlacht gebe. Man reichte ihm den letzten Bericht seines Bruders. Er war erst an diesem Morgen eingetroffen. Wieder einmal ärgerte er sich darüber, dass er sich mit Maeander nicht durch eine Traumreise austauschen konnte. Er vermutete schon seit längerem, dass Maeander ihn absichtlich ausschloss, ihm keinen Zugang zu seinen Gedanken gewähren wollte, der einen solchen Verkehr möglich gemacht hätte. Und so erfuhr er, während er über das Hofpflaster schritt, von dem missglückten Einsatz der

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