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Acacia 01 - Macht und Verrat

Acacia 01 - Macht und Verrat

Titel: Acacia 01 - Macht und Verrat Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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die weiche Stelle unter dem unsichtbaren Kinn trieb. Als das vollbracht war, wandte Leeka sich wieder seinem Kontrahenten zu.
    Was immer der Numrek sich auch bei dem Schauspiel gedacht haben mochte, er griff erneut an. Mit der Zeit fand Leeka immer besser in die Figur hinein. Es war ein gutes Gefühl. Wenn er schon sterben musste, würde er in seinen letzten Momenten zumindest ein wenig Würde bewahren. Aus diesem Anflug von Selbstvertrauen zog er so etwas wie Kontrolle. Leeka hatte allmählich den Eindruck, dass er bisweilen das Handeln seines Gegners nicht nur vorausahnte, sondern sogar verursachte. Ja , dachte er, komm näher. Der Numrek machte einen Ausfall. Stoß zu und spring dann nach rechts. Wieder tat der andere genau dies. Schlag zu, als ob du mir die Beine abhacken wolltest. Leeka sprang hoch, und zwar keinen Moment zu früh. Es war kein perfekter Tanz, doch es gelang ihm immer besser, die Variationen einzuflechten. Sein Gegner ließ durch nichts erkennen, ob er ein Muster darin sah, tatsächlich wurde er immer ungestümer. Seine freudige Erregung schien nachzulassen. Er verstummte, ächzte lediglich vor Anstrengung. Mehrmals spuckte er Leeka sogar an; als wäre sein Speichel gleichzeitig Waffe und Kränkung.
    Als der Moment schließlich kam, war Leeka selbst überrascht. Der Feind, von seinem bislang heftigsten Wutanfall getrieben, warf die Klinge von der Linken in die Rechte. Er stürmte vor und schwang das Schwert im weiten Bogen, das Schultergelenk von der Bewegung gestreckt, als er die volle Kraft von Arm, Schulter und Bauchmuskeln, das ganze Gewicht seines Körpers und das gesamte Ausmaß an ungeduldiger Gehässigkeit in diesen einen Hieb legte. Die Wucht war unglaublich, doch Leeka schlüpfte zur Seite. Die Klinge fuhr mit solcher Gewalt an ihm vorbei, dass allein der Luftzug ihn beinahe aus dem Gleichgewicht gebracht hätte, und krachte ins Eis, dass eine Wolke aus Kristallen aufspritzte.
    Und da war es: Genau wie der letzte der beiden Tulluck-Riesen seine Schwertklinge in den Granitboden der Feste gerammt hatte. Leeka sprang auf das Schwert des Hünen, landete mit einem Fuß auf der Klinge und dem anderen auf dem Heft. Sein nächster Schritt fand Halt auf dem Unterarm des Numrek. Von dort aus sprang er zu einem wirbelnden, weit ausholenden Hieb empor. Seine Klinge surrte um ihn herum, ein verschwommener Schemen, so schnell, dass Leeka sich hinterher nicht an den genauen Moment erinnern konnte, als sie seinem Widersacher sauber den Hals durchtrennte. Doch er erinnerte sich stets an den darauf folgenden Moment, da ihm klar wurde, was er soeben vollbracht hatte. Der Kopf des Fremden saß noch auf seinen Schultern, während er zusammenbrach. Als er auf dem Boden aufprallte, flog er jedoch vorwärts, scheinbar von einem Schwall leuchtend roten Blutes fortkatapultiert. So hatte Leeka diese Figur noch nie geübt.
    Während er zusah, wie die Flüssigkeit dampfend ins Eis sickerte, brummte er: »Na schön... das hat geklappt.«
    Obwohl es ihn dabei unerträglich stark würgte, zerrte er den Rumpf des toten Soldaten von dem Feuer. Den Kochtopf stieß er mit dem Fuß um. Mit dem Schaft des Numrek-Speers schürte er Kohle und Pech, bis die Flammen heller brannten. Er warf zudem Brennbares aus seinen Vorräten hinein, dann machte er sich an die unangenehme, mühselige Arbeit, den Leichnam in Asche zu verwandeln. Schließlich war dies einer seiner Soldaten gewesen. Er erkannte das vom Frost gezeichnete Gesicht zwar nicht und fand auch keine Papiere bei dem Toten, dennoch sprach er, was er an Worten fand. Seine Trauer war echt. Sie kam aus dem Herzen, deutlicher als jemals zuvor, und er schämte sich seiner Tränen nicht. Er hatte nicht an den jungen Mann gedacht, als er gekämpft hatte, war aber jetzt, da alles vorüber war, froh, ihn gerächt zu haben.
    Als der Tag sich neigte, hatte er alles unternommen, was für den toten Soldaten getan werden konnte. Leeka wandte sich zu dem Nashorn um, das aus einiger Entfernung alles beobachtet hatte. Mit dem Speer in der Hand näherte er sich dem Tier und versuchte, sich den verletzten Knöchel, den er jetzt deutlich spürte, nicht anmerken zu lassen. Irgendwann während des Zweikampfs musste er sich den Fuß verdreht haben. Er wollte dem Geschöpf gegenüber keine Aggression zeigen, doch jedes Mal, wenn er ihm nahe kam, trat es zur Seite, scharrte, drehte sich und wich zurück. Es reagierte auf jede von Leekas Bewegungen, hielt ihn auf Abstand und beobachtete ihn mit

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