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Acacia 02 - Die fernen Lande

Acacia 02 - Die fernen Lande

Titel: Acacia 02 - Die fernen Lande Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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Lüge?«
    »Ich habe nicht geprahlt«, sagte Barad, »und es war die Wahrheit, so, wie ich sie verstanden habe.«
    »Und wie erklärst du dir das Ganze?«
    »Gar nicht.«
    »Hörst du jetzt seine Stimme?«
    Mit skeptisch gerunzelter Stirn sagte er: »Aliver ist tot, Euer Majestät. Ich habe nie mit den Toten gesprochen.«
    Nein, aber vielleicht wirst du das bald tun, dachte sie. Vielleicht sogar schon sehr bald. »Sag mir, war mein Bruder weise?«
    »Oh ja.«
    »Und warst du ihm völlig ergeben?«
    »Natürlich. Das waren wir alle. In der kurzen Zeit, in der Aliver seinen Krieg geführt hat, hat ihn niemand – nicht ein Einziger – verraten.«
    Dieser Gedanke verschlug Corinn beinahe die Sprache. Sie wollte Barad anfauchen, dass das nicht wahr sein könne. Irgendwo hatte irgendwer bestimmt etwas Böses über ihn gesagt. Ein paar Soldaten waren nachts desertiert. Irgendein Würdenträger neidete ihm seinen Status. Irgendjemand …
    »Euer Majestät, ich glaube, ich verstehe Euch jetzt besser. Euer Problem ist, dass Ihr das Gefühl habt, allein zu sein. Stimmt das nicht? Ihr seid allein, und das macht Euch Angst. Aber Ihr braucht keine …«
    »Ich bin nicht allein! Millionen … Millionen …« Sie sagte die Zahl, wusste aber nicht recht, wie sie den Gedanken beenden sollte, den sie mit diesem Wort begonnen hatte. Doch das spielte keine Rolle. Er war nur ein blinder Narr! »Du wirst deine ganze Redekunst in meinen Dienst stellen.«
    »Nein«, sagte Barad, »das werde ich nicht tun.«
    »Doch, das wirst du. Du wirst den Menschen sagen, was du im direkten Umgang und durch lange Gespräche mit mir herausgefunden hast, nämlich dass du dich geirrt hattest. Du hast mich irrtümlich schlechtgemacht. Die Wahrheit …«
    »Könnt Ihr nicht erschaffen.«
    »… sieht so aus, dass ich die letzte und einzige Hoffnung für die Bekannte Welt bin.«
    »Nein.«
    »Du hast ja keine Ahnung! Ich habe auf die andere Seite der Welt geschaut und den herannahenden Feind in meinen Gedanken gesehen. In meinem Kopf!« Sie deutete wild auf ihre Schläfe, so eindringlich, als wolle sie sie mit den Fingern durchbohren. »Ich habe sie gesehen, und sie bringen Bestien und Hunger und Rache …«
    »Sie werden Euch die Sünden der Akarans heimzahlen.«
    Corinn konnte nicht verhindern, dass sie mit ihrem Körper darauf antwortete. »Nein, genau da irrst du dich. Die Auldek werden uns alle töten. Sie wollen unser Land zu ihrem machen. Und … und die Quotenkinder, die mit ihnen zurückkehren, hassen uns alle. Nicht nur mich. Auch dich. Willst du ihnen erklären, dass du nicht der Schurke bist, der sie weggeschickt hat? Glaubst du wirklich, sie werden lange genug innehalten, um dich anzuhören? Zwischen uns wird es keinen Unterschied mehr geben, wenn wir beide tot sind, überhaupt keinen! Und tot werden wir sein – es sei denn, die Bekannte Welt stellt sich ebenso geschlossen hinter mich, wie sie sich hinter meinen Bruder gestellt hat.«
    »Das kann nicht …«
    Corinn hob einen Finger, als er sie unterbrach. Merkwürdigerweise verstummte er sofort. Er schien selbst nicht zu wissen, wie ihm geschah, und seine Steinaugen bewegten sich nicht. Doch er schwieg, und sie fuhr fort. »Du wirst es allen sagen und dafür sorgen, dass sie es weitererzählen, so dass meine Worte von einer Million Zungen gesprochen werden. Ich vertraue nur wenigen Menschen. Ich habe keine Verbündeten, die mich niemals im Stich lassen würden. Meine wenigen Getreuen – Mena, Dariel – zweifeln an mir. Es schmerzt mich, aber es ist so. Ich liebe sie trotzdem. Sie wissen es nicht, aber ich brauche sie sogar. Ich brauche sie als die Menschen, die sie sind.«
    Anfangs hatte sie nicht daran gedacht, so etwas zu sagen, jetzt aber tat sie es, denn sie wusste, dass es wahr war. Es war wirklich wahr. Einen Augenblick lang schnürten ihr die Gefühle, die bei dieser Erkenntnis in ihr aufstiegen, die Kehle zu. Und dann wollte sie noch mehr sagen.
    »Mena, die Göttin des Zorns mit ihrem Schwert und ihren Schwingen, die gleichzeitig so freundlich ist … wie könnte ich sie nicht lieben und wollen, dass sie frei ist, die zu sein, die sie ist? Und Dariel. Ich weiß nicht, was aus ihm geworden ist, aber ich liebe ihn, und ich würde nicht wollen, dass er irgendetwas anderes ist als das, was er ist. Selbst Aliver mit all seinen Idealen und Plänen würde ich willkommen heißen, wenn er noch unter uns wäre. Es könnte sein, dass ich mit ihm streiten müsste, aber sie sind meine

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