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Acacia

Titel: Acacia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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sogar noch schlimmer.«
    Ich bin nicht wie du, wollte Corinn erwidern. Doch sie fürchtete, ihre Stimme könnte zittern und etwas verraten, was sie lieber für sich behalten wollte. Deshalb hielt sie sich an den Text, den sie sich zurechtgelegt hatte. »Bevor du stirbst, sollst du hören, wie umfassend dein Scheitern ist. Du hast alles an mich verloren, an deine Konkubine. Alles. Ich habe deinem Reich das Herz aus dem Leib geschnitten. Selbst wenn die Armee deines toten Bruders die Armee meines toten Bruders besiegt, können sie nichts mehr an dem ändern, was ich hier getan habe.«
    Allmählich fand sie Gefallen an ihren Worten. Jetzt, da sie sie ausgesprochen hatte, ging es ihr so gut wie seit Jahren nicht mehr. Als sie über die Granitstufen zu dem Altar hinaufschritt, fühlte sie die archaische Wucht des Scatevith-Steins und die ringsumher versammelten Tunishni, deren Energie die Luft zum Knistern brachte. Sie musste sich des Gefühls erwehren, die Sarkophage könnten sich einer nach dem anderen öffnen, die vertrockneten Leichen darin beseelt von ihrem Hass.
    Sie betrachtete die in den Stein eingelassene Mulde, in der Hanish ihr Blut hatte auffangen wollen. »Es fahren bereits Schiffe in allen Richtungen übers Meer, jedes davon trägt die Kunde von der Veränderung. Binnen Stundenfrist werden Kuriere von hier aus in alle Himmelsrichtungen ausschwärmen. Sie werden der ganzen Bekannten Welt verkünden, dass Hanish Mein tot ist und dass Acacia wieder den Akaran gehört. Deine Tunishni werden nie wieder auf Erden wandeln. Wenn dies dein Lebenszweck war, so bist du auch darin gescheitert.«
    Hanish saugte an seinen Zähnen und spuckte kraftlos aus, eine halbherzige Geste, die einen Speichelfleck an seinem Kinn zurückließ. »Ich hätte dich sofort in Ketten legen sollen, als ich erfahren habe, was deine Schwester mit Larken gemacht hat. Da hätte mir klar sein sollen, dass die Frauen der Akaran gefährlicher sind als die Männer.«
    Corinn trat näher, hielt den Dolch hoch genug, nahe genug, dass er eine Drohung für seinen geschundenen Leib darstellte, nur einen raschen Hieb von Haut und Muskeln entfernt, straff gespannt von seinen Fesseln. »Lasst ihr Mein eure Frauen deshalb nicht kämpfen?«, fragte sie. »Fürchtet ihr euch vor ihnen?«
    »Ich hätte dich in Ketten legen sollen«, wiederholte Hanish und blickte sie mit seinen grauen Augen unverwandt an. »Aber ich habe dich zu sehr geliebt. Das hätte ich fürchten sollen - die Liebe. Jetzt verstehen wir beide, wieso.«
    »Du kannst mich jetzt nicht mehr betören«, sagte Corinn, obgleich die Worte nicht so schneidend herauskamen, wie es ihr lieb gewesen wäre. Ihre Hände waren feucht. Das Heft des Dolches fühlte sich in ihrer Hand glitschig an. Am liebsten hätten sie ihn einen Moment abgelegt und sich den Schweiß abgewischt. Wie ist es nur möglich, dass ich selbst jetzt noch etwas für diesen Mann empfinde?, dachte sie.
    Mit jedem Atemzug schien das Leben aus Hanish zu weichen. Er ließ den Kopf wieder nach vorn sinken, ein leises, nachdenkliches Stöhnen summte in seiner Kehle. Immer wieder von Pausen unterbrochen, um ein- oder ausatmen zu können, sagte er: »Würdest du mich jetzt töten? Tu mir den Gefallen. Meine Ahnen haben mir etwas zu sagen... von Angesicht zu Angesicht. Lass dich niemals von der Vergangenheit versklaven, Corinn. Die Toten wollen uns ihre Last aufbürden... sie wollen uns das Leben ebenso schwer machen, wie es für sie selbst war. Lass das nicht zu.« Damit verstummte er. Sein Atem ging regelmäßig, aber mühsam, seine Lunge mühte sich gegen den Druck, den sein ausgestreckt hängender Körper auf sie ausübte. Corinn war nicht klar, ob er noch bei Bewusstsein war.
    Der hoch erhobene Dolch funkelte im Licht der wenigen unbeschädigten Öllampen. Sie reckte ihn hoch empor und blickte daran vorbei auf die Brust ihres ehemaligen Geliebten, auf seinen Hals und den muskulösen Bauch. Wo stach man mit einem Messer zu? Keine Stelle schien ihr die richtige zu sein. Alles an ihm war ihr zu vertraut. Zu oft hatte sie seine Brust an sich gedrückt, war mit ihren Lippen über seine Haut gestreift und hatte seinem Herzschlag gelauscht. In gewisser Weise, das wusste sie, schlug ein Teil seines Herzens in ihrem Innern, klein, still, heranwachsend. Es gab keine Stelle an seinem Leib, in die sie die Klinge stoßen konnte. Stattdessen tat sie etwas anderes, etwas, von dem ihr nicht klar gewesen war, dass sie darüber nachdachte.
    Sie drückte

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