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Acacia

Titel: Acacia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Anthony Durham
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geschehen, das wusste er. Hin und wieder stolperte er auf dem unebenen Boden, und einmal stieß er gegen Vals Beine, als der einen Karren vorbeiließ. Die Hand des Hünen senkte sich herab und lastete einen Moment lang auf seiner Schulter, dann gingen sie weiter.
    Der Himmel war bewölkt, die Wolken türmten sich in mehreren Schichten. Trotzdem war er geblendet, als er aus der Höhle in den Wintermorgen hinaustrat. Der rasche Wechsel überforderte seine Sinne, mit ein paar Schritten aus der Dunkelheit ins Licht, von der Hitze in die Kälte. Es war, als träten sie aus einem Vulkanspalt hervor, eine übelriechende Fumarole, die auf salzige Meeresluft traf. Sie stiegen eine in den Fels geschlagene Treppe hinauf und schritten über eine ansteigende Rampe, von der aus Öffnungen im Fels zu den Öfen führten, die von den tiefer gelegenen Essen beheizt wurden.
    Als Dariel den Speisesaal der Dienstboten betrat, richtete sich Karan, die die Rationen der Arbeiter austeilte, gerade aus gebückter Haltung auf. Sie hatte soeben ein Blech mit hartem Zwieback in ein Abkühlgestell geschoben. Beim Anblick ihrer schwingenden Brüste blieb er jäh stehen. Er verstand nicht, weshalb es ihn verlegen machte, wenn sie ihn so ansah, als verstünde sie seine Gedanken besser als er selbst. Ihr Blick wanderte zu Val hinüber. Sie stemmte die Fäuste in die Hüften, die sich unter der engen Schürze wölbten, und musterte ihn missbilligend. »Du siehst vielleicht aus«, sagte sie. »Kommst hier reinmarschiert, ohne dir auch nur das Gesicht gewaschen zu haben.«
    Dariel wusste trotz seiner Jugend, dass er und nicht der Vorarbeiter ihr Missfallen erregt hatte. Sie hatte ihm nie so getraut, wie Val es tat, obwohl er keine Ahnung hatte, wieso oder auf welche Weise er ihr hätte schaden können. Und er spürte, dass sie Val trotz des abweisenden Tonfalls, den sie ihm gegenüber anschlug, eigentlich gern mochte und ihr das anscheinend peinlich genug war, um es verbergen zu wollen.
    »Gäbe es einen Grund, auf mein Aussehen zu achten, hätte ich das bestimmt getan, Weib«, entgegnete Val, »aber ich bin hergekommen, um ein paar Scheiben Zwieback zu essen und einen Schluck Tee zu trinken. Ist das etwa zu viel verlangt? Ich wusste nicht, dass ich mich für Tee und Zwieback waschen muss.« Mitleidheischend blickte er Dariel an, dann leerte er fast ein ganzes Blech in seine hohle Hand.
    »Beachte sie einfach nicht«, meinte Val etwas später. Sie waren wieder zur Treppe zurückgegangen und saßen nebeneinander, zwischen sich die Zwiebackscheiben und den Tee. Ein langes und ein kurzes Beinpaar baumelten über den Felshang unter ihnen. »Sie findet, du solltest nicht das Gleiche essen wie die Arbeiter.«
    Dariel hielt einen der geschmacklosen, spröden Zwiebacke zwischen den Fingerspitzen und musterte ihn unentschlossen. »Mir schmeckt’s«, meinte er. »Ist ganz schön hart zu beißen«, setzte er hinzu, als sei das ein Kompliment.
    »Klar schmeckt es dir. Das habe ich ihr auch gesagt, aber manche Leute sind halt seltsam.«
    »Warum mag sie mich nicht?«
    »Ihre Familie kocht jetzt schon seit Generationen für Eure. Sie und ich, wir gehören zum Gesinde und haben mit der Königsfamilie nichts zu schaffen. Da hat sie wohl recht, aber ich mach mir meine eigenen Gedanken. Ihr seid ein guter Junge. Außerdem werdet Ihr Euch in spätestens einem Jahr eh nicht mehr bei mir blicken lassen. Ihr werdet mich nicht mehr besuchen. Nichts für ungut. Ich meine nur, Ihr werdet was Besseres zu tun haben. Ihr werdet eine Menge lernen müssen. Alles, was ein Prinz so braucht. Karan glaubt, Ihr könntet irgendwie mein Tod sein. Hat gemeint, sie hätte davon geträumt; ich hab ihr gesagt, dass käme davon, dass sie zu kurz vorm Schlafengehen das Zeug gegessen hätte, was sie selbst gekocht hat. Aber ein bisschen nachdenklich hat sie mich schon gemacht. Also möchte ich Euch was fragen... Was soll das überhaupt?« Dariel machte ein so verblüfftes Gesicht, dass Val sich zu dem Jungen hinüberbeugte und die Brauen zwischen den Augen zu einem dicken Knoten zusammenzog. »Weshalb kommt Ihr zu mir herunter, esst mit mir Steinzwieback und trinkt schwarzen Tee? Ihr seid ein Prinz, Dariel, dieses Essen muss wie Dreck für Euch sein, von meiner armseligen Gesellschaft ganz zu schweigen.«
    Dariel wandte den Blick ab. Weniger die Frage war ihm unangenehm als vielmehr der Tonfall des großen Mannes. Irgendetwas war unnatürlich daran, als hielte er mit seinen wahren Gefühlen

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