Accelerando
zu
Schnäppchen-Preisen anbietet…«
»Das wird er nicht tun, Pierre«, entgegnet sie so sanft
wie möglich. »Hör auf das, was ich gesagt habe.
Glashwiecz wird sich auf die Wunch konzentrieren und ihnen einen
Handel vorschlagen. Und Amber möchte, dass du die Wunch links
liegen lässt, kapiert?«
»Kapiert.« Bong! Aus Richtung der Kontaktmelder
ist ein hohles Läuten zu hören. »He, das ist ja
interessant.«
»Was?« Sie streckt sich und reckt den Kopf wie eine
Schlange vor, damit sie das Fenster in der herrschenden Realität
erkennen kann, das in der Luft vor ihm aufgeflimmert ist.
»Eine Nachricht…«, er schweigt kurz, holt ein
übersichtlich aufgeschlüsseltes Konzept vom Schirm vor
seiner Nase und präsentiert es ihr in einer silbern schimmernden
Lichtblase, »… die aus einer Entfernung von rund
zweihundert Lichtjahren kommt! Jemand will mit uns
kommunizieren.« Er lächelt. Gleich darauf meldet sich die
vordere Workstation erneut mit einem Läuten. »He, schon
wieder. Ich frag mich, was die uns mitteilen wollen.«
Es ist nur eine Sache von Sekunden, die zweite Nachricht durch das
Übersetzungsprogramm zu schleusen. Seltsam ist nur, dass das
Programm anfangs keine Übersetzung liefern will. Pierre muss
erst eine seltsame, destruktive Störung in dem von den falschen
Hummern übernommenen grammatikalischen Netzwerk beseitigen, ehe
es einen Text ausspuckt. »Das ist ja interessant«,
wiederholt er.
»Das kann man wohl sagen.« Ang zieht den Hals wieder
ein. »Ich geh wohl besser und sag’s Amber.«
»Tu das«, erwidert Pierre nervös. Er erwidert Angs
Blick, doch das, was sie in seinem Gesicht zu finden hofft, ist
einfach nicht da. Seine Emotionen stellt er nur oberflächlich
zur Schau, was tief innen in ihm vorgeht, zeigt er nicht.
»Wundert mich nicht, dass deren Übersetzungsprogramm die
Nachricht nicht weiterleiten wollte.«
»Es ist ein grammatikalisches Programm, das absichtlich
fehlerhaft arbeitet«, murmelt Ang und verschwindet schlagartig
in Richtung von Ambers Audienzsaal. »Und die wollen uns
tatsächlich bedrohen.« Offenbar haben sich die Wunch
irgendwo da draußen einen überaus schlechten Ruf erworben
– und das muss Amber erfahren.
Zwar dreht sich Glashwiecz der Magen um, doch er beugt sich zu
Hummer Nummer eins vor. In Echtzeit ist seit dem Interview in der Bar
erst eine Kilosekunde vergangen, aber in der subjektiven Zwischenzeit
hat er einen schlimmen Kater beseitigt, an seinem Schriftsatz gefeilt
und beschlossen zu handeln, und zwar in den Tuilerien. »Man hat
Sie belogen«, vertraut er dem Hummer leise an.
Er setzt sein Vertrauen in die privacy ackles, die ihm
Ambers Mutter aufgrund seiner Einschüchterungsmaßnahmen
schließlich überlassen hat. Es sind Verzeichnisse von
Zugangscodes, die ihm eine gewisse Kontrolle über das in diesem
virtuellen Universum herrschende System geben, das die Katze
hereingeschleppt hat.
»Belogen? Kontext horizontal übermittelt und dadurch in
der Vergangenheit manipuliert oder grammatikalische Attacke?
Böswillige Linguistik?«
»Das Letztere.« Glashwiecz macht die Sache Spaß,
auch wenn sie ihn dazu zwingt, sich dem zwei Meter langen virtuellen
Krustentier weiter zu nähern, als ihm lieb ist. Es kann
keinesfalls schaden, die Hummer darauf hinzuweisen, wie man sie
hereingelegt hat, insbesondere wenn man im Besitz der Schlüssel
zu dem Käfig ist, in dem sie festsitzen. »Die haben Ihnen
nicht die Wahrheit über dieses System gesagt.«
»Aber wir haben doch Rückbestätigungen
erhalten«, erwidert Hummer Nummer eins deutlich, obwohl seine
Mundwerkzeuge unablässig arbeiten. Das Geräusch, das dabei
entsteht, wird irgendwo in seinem Kopf erzeugt. »Sie haben nicht
den gleichen Phänotyp wie wir. Warum nicht?«
»Diese Information wird Sie etwas kosten«, erwidert
Glashwiecz. »Ich bin bereit, sie Ihnen auf Kredit zu
geben.«
Nach kurzem Feilschen einigen sich die Hummer und der Rechtsanwalt
darauf, dass das Tauschgeschäft in der wechselseitigen
Beantwortung von Fragen besteht und ein auf trust metric basierender Maßstab zur Einschätzung der Antworten
herangezogen wird. »Verraten Sie uns alles«, drängt
der Verhandlungsführer der Hummer.
»Auf der Welt, von der wir kommen, gibt es verschiedene mit
Bewusstsein begabte Arten«, erklärt der Rechtsanwalt.
»Aber nur eine einzige Art hat die Gestalt, in der Sie sich
bewegen. Und das ist eine Art, die sich von der Art, die meine
Gestalt hat, lossagen wollte. Meine Art ist
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