Accidental Witch 03 - Hexe Wider Willen
E-Mail schicken und ihn bitten, es übersetzen zu lassen. Ich wünschte, ich könnte es einem der Dorfältesten mailen, aber die alten Knochen sehen es gar nicht ein, sich noch an Computer zu gewöhnen.“
„Haben Sie denn keine Freunde, denen Sie schreiben könnten?“ „Wissen Sie nicht, was das Wort Einsiedler bedeutet?“
Elf
„ICH DACHTE, DAS wäre ein Witz gewesen“, meinte Victoria spöttisch. „Wer ist denn heutzutage schon ein Einsiedler.“
Rory fuhr sich mit den Fingern durch den Bart. „Wir hocken eben nicht alle aufeinander, wissen Sie, und einige von uns haben gute Gründe dafür.“
Sie würde nie verstehen, was es bedeutete, als Außenseiter in seiner eigenen Stadt zu leben, in eine Familie hineingeboren zu sein, die verbannt war und mit Nichtachtung gestraft wurde.
„Irgendwelche Leichen im Keller?“, fragte sie in sein Schweigen hinein.
„Ja“, sagte er überrascht. „Im großen Stil.“
Victoria rieb sich die Oberarme. „Ich auch.“
Er sah auf. Handelte es sich bei ihrer Leiche um eine Hexe, die einen Mann derart verzaubert hatte, dass er ihr die Quelle von Caperglens Reichtum geschickt hatte? „Wir haben also doch etwas gemeinsam“, bemerkte Rory.
Victoria strahlte wie der ganze Raum, und wieder verfiel er auf der Stelle ihrem Charme. Sie musste einfach mit Lili verwandt sein, denn er war jetzt erst einen Tag in den Staaten und schon von ihr verzaubert. „Allein dieses Zimmer ist die Miete wert“, sagte er. „Entschuldigen Sie, dass ich so unhöflich auf Ihre Preisvorstellung reagiert habe.“
„Entschuldigung angenommen.“ Victoria ließ ihr Schultertuch auseinanderfallen, und Rory bewunderte, was er von ihren gut verborgenen Kurven sehen konnte.
Sie hatte eine üppige Figur. Einen großen Busen und ausladende Hüften. Genau die Art von Figur, die er im Schlaf am liebsten im Arm hielt, besonders aber in lustvollen Zeiten.
Er sollte lieber aufhören zu träumen. „Das ist ja ein toller Raum“, sagte er. „Im Stil eines ganz anderen Jahrhunderts eingerichtet als der Rest des Hauses.“
Rory saß am anderen Ende desselben Sofas, auf dem auch Victoria Platz genommen hatte, und sein geschundener Körper war dankbar für die butterweichen Kissen.
„Das Haus ist von meiner Urgroßmutter eingerichtet worden“, sagte Victoria. „Die Frau, die auch Paxton Wharf gemalt und die Holzblöcke geschnitzt hat. Und in ihrem Testament hat sie die Familie gebeten, das Zimmer so zu lassen, wie es ist: Möchten Sie übrigens etwas trinken?“
„Ich bin nicht Ihr Gast. Sie brauchen mich nicht zu bedienen.“
Die hyperaktive Katze kam wieder wie aus dem Nichts angeschossen und landete unsanft in seinem Schoß.
„Verflucht!“, schimpfte er und pflückte das Biest aus seinem Schritt. „Das hat wehgetan.“
Mit einem Lachen nahm Victoria ihm die Katze ab. Rory schlug schützend ein Bein über das andere.
„Entschuldigung“, sagte Victoria und streichelte das schnurrende Fellknäuel. „Tigerstar ist das wildeste Raubtier, das es gibt.“
„Der Name passt perfekt, wenn man bedenkt, wie viele Sterne gerade vor meinen Augen tanzen, ganz abgesehen von denen, die sich in Ihrem Haus und Ihrem Laden befinden.“
Victorias Lächeln traf ihn mitten ins Herz. „Sie sind Ihnen also aufgefallen“, stellte sie fest. „Tiger hat übrigens am selben Tag Geburtstag wie meine Oma. Sie hat eigentlich mehr ihr gehört als mir. Sie ist so anhänglich.“
Sie hätte mich verdammt noch mal beinah kastriert, dachte Rory, aber sie ist ja so anhänglich.
„Sie war die kleinste in einem Wurf von ausschließlich schwarzen Kätzchen“, erzählte Victoria und glättete das seidige Fell der Katze, um ihm an einem der Hinterbeine einen gezackten schwarzen Stern zu zeigen. „Melodys Sohn Shane hat den entdeckt und wusste sofort, dass sie für mich bestimmt sein muss.“ Sie schnurrte. Die Katze, nicht Victoria, selbst wenn Rory sich auch darauf Hoffnungen machte.
Victorias Lächeln wurde sanft. „Tiger ist zwar getigert, aber am ehesten kann man sie wohl gefleckt nennen, weil ihre Streifen so ungleichmäßig sind. Der Stern befindet sich da, wo die Streifen sich treffen und überkreuzen. Verpfuscht wäre wohl die bessere Bezeichnung. Schauen Sie sich ihre Augen an.“
Rory nahm die Katze hoch, um ihr ins Gesicht zu sehen, und kraulte sie hinter beiden Ohren. „Ein blaues und ein grünes Auge“, stellte er fest. „Du kannst dich nicht entscheiden, was du bist, nicht wahr,
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