Accidental Witch 03 - Hexe Wider Willen
dann wohl. Er hatte keine Wahl, er musste vorsichtig sein. Sie misstraute seinen Motiven, und verdammt, wenn er doch nur nicht so bezaubert gewesen wäre von ihrem Auftreten, ihrem Temperament und ihren üppigen Kurven, die so schön in seine Hände passten. Figuren zu schnitzen war sein Job, und Victoria Cartwright war von einem wahren Meister geformt worden. Mensch, vielleicht hatte sie ihn längst verhext.
Er war wegen des Einhorns gekommen, und er weigerte sich einfach, sich in diese tolle Frau zu verlieben. Weder würde er dieselben Fehler machen wie der alte Drummond, noch würde er sich von den Einwohnern von Caperglen nachsagen lassen, dass ein weiterer MacKenzie dem Zauber einer Hexe verfallen war. Klar, je mehr Zeit er mit Victoria verbrachte, umso weniger magisch kam sie ihm vor. Auf der anderen Seite besuchte sie ihn in seinen Träumen mit ihrem goldenen Haar und ihren verführerischen Küssen.
Aber würde eine Hexe sich selber in einer Leiter einklemmen? Vielleicht nicht, aber es konnte auch sein, dass sie versuchte, ihn ein wenig durcheinanderzubringen.
Sie hatte ihn erwischt, wie er auf dem Rücken unter dem Einhorn gelegen hatte, und ihn gefragt, was er da mache. Das bedeutete, er hatte nicht viel Zeit, und er musste unbedingt bleiben, um welchen Preis auch immer.
„Ich bitte um Entschuldigung, falls ich Sie verletzt habe, Victoria.“ Er hob das Geld wieder auf, das sie ihm an den Kopf geworfen hatte. „Ich denke, die Miete ist für eine anständige Dusche gut angelegt.“
Sie drehte sich um. „Sie wollen nur eine Dusche?“
„Ich bin gestern im Morgengrauen in einen Zug gestiegen, dann bin ich die ganze Nacht geflogen. Ich bin verschwitzt, eingestaubt und mehr als einmal mit Sauce und Käse bekleckert und mit Chemikalien eingesprüht worden. Ich bin völlig fertig und stinke wie ein Frettchen. Ich brauche eine Dusche und ein weiches Bett, Mädel, wenn Sie so freundlich wären, mir zu verzeihen.“
„Gehen Sie davon aus, dass Sie sich … in der Probezeit befinden.“
Rory holte seinen Rucksack. Er würde das Geheimfach im Handumdrehen finden, dann Victorias bestes Angebot übertrumpfen, das Einhorn nach Caperglen zurückbringen und die Ehre der MacKenzies wiederherstellen.
Und wenn das Glück ihm gewogen war, würde vielleicht auch noch ein wenig Vergnügen dabei für ihn abfallen. Er hatte das Knistern auf der Leiter nicht vergessen. Nein, und auch ihr Interesse an ihm war nicht zu übersehen. „Okay, dann sind wir uns einig.“ Er räusperte sich. „Ich bin Ihr Hausmeister, und Sie sind meine Vermieterin.“
„Der Himmel stehe uns bei.“
Sie führte ihn von dem Hinterzimmer in eine gelb-blau gestrichene Küche, in der es nach Kürbisquiche roch. Ihre Schränke hatten keine Türen. Die standen am Boden an die Wand gelehnt. Ihr Tisch, die Stühle und der Kuriositätenschrank waren aus Eichenholz, klassisch und richtig schön alt.
Rory stellte seinen Rucksack ab, nahm eine der Schranktüren, griff sich einen Scharnierstift aus dem Werkzeugkasten auf ihrer Anrichte und hängte die Tür ein. Dann nahm er sich die nächste vor.
„Vielleicht war es ziemlich clever von mir, Sie einzustellen“, sagte Victoria, die an ihrem runden Tisch mit den Krallenfüßen saß.
Rory warf ihr unter der Schranktür hindurch einen Blick zu. „Haben Sie daran gezweifelt?“
„Bin ich verrückt?“
„Ich denke, darüber kann ich mir noch kein Urteil erlauben.“
„Gut. Ich bin stolz darauf, dass mich die Leute nicht gleich durchschauen.“
Victoria deutete mit dem Kopf auf die Schranktüren. „Ich habe sie abgenommen, um sie zu streichen, bevor meine Oma gestorben ist, weil sie darauf bestanden hatte, und … danke jedenfalls. Ich habe versucht, sie wieder einzuhängen, aber ich habe mir dabei einen Absatz von meinen Lieblingsschuhen abgebrochen.“
„Unsinn. Sie doch nicht! Wie haben sie die Stifte überhaupt rausbekommen?“
„Das hat meine Oma noch gemacht. Sie war handwerklich wesentlich geschickter als ich.“
Rory kicherte in sich hinein und hängte noch eine Schranktür ein. Mit der dritten riss er aus Versehen etwas von der Arbeitsplatte, und aus dem Nichts stürzte sich eine Katze darauf.
„Wer ist denn der Sprinter mit den Zebrastreifen?“
„Tigerstar. Sie hat ADS.“
„Was?“
„Sie ist hyperaktiv. Und sie bringt ständig blaue Briefe mit nach Hause.“
„Sie sieht aus wie ein Tiger, ist aber wie ein Zebra angezogen, und für beides ist sie zu klein. Damit
Weitere Kostenlose Bücher