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Accra: Roman (German Edition)

Accra: Roman (German Edition)

Titel: Accra: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kwei Quartey
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ausgemalt, wie sie Hosiahs Krankenakte der entsprechenden Stelle vorlegten, die dann eine Operation bewilligte. Die Realität traf sie deshalb wie ein Vorschlaghammer.
    Es stellte sich heraus, dass die Polizeibehörde keinesfalls alle Kosten der Angestellten übernahm. Vielmehr würde nur im Nachhinein eventuell ein Teil erstattet. Womit Dawson und Christine wieder bei null waren: Sie müssten Hosiahs Operation am Herzzentrum des Korle Bu Hospital bezahlen und anschließend einen Antrag auf Erstattung bei der GPS vorlegen. Sodann würde eine längere Prüfung, Gegenprüfung und ein Marsch durch die Instanzen bis hin zum obersten Direktor der GPS folgen. Und mit ganz viel Glück bekämen sie nach mehreren Monaten eine Erstattung.
    Vor einem halben Jahr stießen sie auf eine andere Möglichkeit. Edith Kingston, eine leitende Verwaltungsangestellte am Korle Bu, hatte Hosiah kennengelernt, als Dawson ihn einmal mitnahm, um die Rechnung für einen Krankenhausbesuchzu bezahlen. Edith war von dem Jungen so angetan, dass sie Dawson beiseitenahm und ihm vorschlug, ein »finanzielles Gnadengesuch« zu stellen und diesem einen Brief beizulegen, in dem er Hosiahs Situation schilderte. Sie wollte sich persönlich darum bemühen, das Gesuch durchzubekommen, warnte Dawson allerdings, dass sie ihm nichts versprechen könnte.
    Und es war gut, dass sie Dawson keine falschen Hoffnungen gemacht hatte. In den letzten sechs Monaten hatte er immer wieder bei Edith angerufen, aber bisher hatte sie noch keine Neuigkeiten für ihn.
    Normalerweise schlief Christine so tief und fest neben ihm, dass sie nicht einmal ein Unwetter weckte; in dieser Nacht jedoch konnte er an ihrem Atmen hören, dass sie ebenfalls wach war.
    »Dark?«
    »Ja.«
    »Ich kann auch nicht schlafen.«
    »Nanu?«
    Christine rückte näher zu ihm und schmiegte ihren Kopf in seine Schulterbeuge. Sie roch süß und würzig. Dawson merkte, wie die Anspannung langsam aus ihrem Körper wich und sie lange vor ihm einschlief.
    Er wachte um halb sechs auf. Christine würde bald aufstehen. Dawson ging unter die Dusche und zog sich gerade an, als sein Handy auf dem Nachttisch klingelte. Er nahm es mit ins Wohnzimmer, um Christine nicht zu stören. Das Display verriet ihm, wer der Anrufer war.
    »Dr. Biney, guten Morgen!«
    »Guten Morgen, Inspector Dawson! Wie geht es Ihnen?«
    »Gut, danke, und Ihnen?«
    »Ich kann nicht klagen, mein Guter. Entschuldigen Sie, dass ich so früh anrufe, aber ich wollte Sie erwischen, bevor Sie zur Arbeit fahren.«
    »Kein Problem.«
    Asum Biney war ein hervorragender Arzt und der Beste unter den wenigen forensischen Pathologen des Landes. Er leitete das Volta River Authority Hospital im östlichen Ghana, wo Dawson ihm erstmals begegnet war. Biney verbrachte jeden Monat einige Tage in Krankenhäusern in Accra und anderswo, wofür er jeweils vor Tagesanbruch aufbrach und spätabends wieder zurück nach Hause fuhr.
    »Was verschafft mir die Ehre, Doctor?«
    »Ich bin gerade für ein paar Tage in der Pathologie des Polizeikrankenhauses, weil einer der Ärzte krank ist, und mir fiel Ihr neuer Fall auf, der Junge, der in der Korle-Lagune gefunden wurde.«
    »Ja, das ist eine üble Angelegenheit.«
    »Und ob. Selbst durch Kühlung wird sich die Verwesung nicht mehr verlangsamen lassen. Deshalb wollen wir die Autopsie gleich heute Morgen vornehmen.«
    »Gott segne Sie, Dr. Biney! Ich hatte mich schon auf einen hässlichen Kampf eingestellt, um die Autopsie überhaupt in dieser Woche durchzubekommen. Auf heute hatte ich nicht einmal zu hoffen gewagt.«
    »Tja, freut mich, wenn ich Ihnen Arbeit ersparen kann. Ich habe sie für acht Uhr angesetzt.«
    »Ich werde da sein.«
    Dawson ging in Hosiahs Zimmer, wo Christine den Jungen gerade weckte.
    »Ich muss los«, sagte er und küsste sie beide. »Bis heute Abend.«
    »Bye, Daddy.«
    »Pass auf dich auf, Dark.« Das sagte Christine jeden Tag, und es war ihr immer ernst.
    »Mach ich.«

4
    Der phlegmatische Sergeant Baidoo, ein Mann, der wenig Worte machte und den Dawson von allen Fahrern des CID am liebsten mochte, lenkte den indischen Tata-Polizeijeep über den holprigen Feldweg zur Police Hospital Mortuary, kurz PHM, der Gerichtsmedizin. Es handelte sich um einen deprimierenden grauen Steinklotz, den der Staub aus Jahrzehnten mit braunen Schattierungen versehen hatte. Das Gebäude musste entweder renoviert und vergrößert oder abgerissen und neu gebaut werden. Wobei Dawson Letzteres vorgezogen hätte.
    Baidoo

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