AC/DC - Maximum Rock N Roll
nicht ähnlich, aber sie haben dieselbe Reinheit und dieses Ungeschliffene.«
In rekordverdächtigem Tempo – es dauerte kaum eine Woche – wurde das Album abgemischt. Ende April waren die Arbeiten an Highway To Hell abgeschlossen. Zum ersten Mal war Malcolm restlos vom Gesamtergebnis überzeugt. Er hatte bei der Arbeit mit Lange viele neue Erfahrungen gesammelt. Er wusste jetzt, wie wichtig es war, sich richtig vorzubereiten, bevor man ins Studio ging. Vor allem aber hatte er gelernt, dass er auf seinen eigenen Instinkt vertrauen konnte, ohne ständig auf George achten zu müssen.
Das gestärkte Selbstvertrauen, das ihnen die Aufnahmen verschafft hatten, nahmen AC/DC mit auf den ersten Teil ihrer 53 Konzerte umfassenden US-Tournee, die am 8. Mai 1979 begann. Die ersten 23 Shows fanden im Vorprogramm von UFO statt, für die AC/DC bei allen Gigs ihrer Tour anheizten, abgesehen von einem in Columbus. In Tennessee und Georgia spielten dann die Australier als Headliner.
AC/DC hatten sich längst in ein ohrenbetäubend lautes Unternehmen verwandelt, mit einer üppig ausgestatteten Bühnenshow. Hinsichtlich Energie und Intensität waren sie unschlagbar. Bon ging mit noch breiterer Brust auf die Bühne als früher. Die langen Ansprachen, auf die er gerade am Anfang von AC/DC so viel Wert gelegt hatte, waren nun auf schlichte Ansagen verkürzt. Angus hatte sich eine finstere »Legt euch bloß nicht mit mir an«-Haltung angewöhnt. Er lächelte nie, wenn er auf der Bühne stand.
»Ich versuchte immer, so hart wie möglich rüberzukommen«, sagte er Neville Marten im Guitarist vom April 1991. »Ich schob mir eine Zigarette in den Mundwinkel, schlenderte auf die Bühne, trat sie dort aus und hoffte, dass niemand bemerken würde, dass ich nur bluffte!«
Inzwischen hatte jeder einzelnen Musiker – von Angus einmal abgesehen – eine klar definierte Rolle auf der Bühne. Wie bei einer Soulrevue hielt jeder den Platz ein, der ihm auf der Bühne zugewiesen worden war. Malcolm und Cliff traten gelegentlich nach vorn, um beim Refrain mitzusingen, danach zogen sie sich wieder in den Hintergrund zurück.
Zwar waren AC/DC seit Oktober in den USA nicht mehr aufgetreten, aber sie waren immer noch sehr angesagt. Und sie befanden sich in so überwältigender Form, dass ein Auftritt Ende Mai im Vorprogramm von Boston und den Doobie Brothers in der Tangerine Bowl von Orlando zu einem echten Problem für die Hauptacts wurde.
Ian Jeffery: »Nach uns wollte kein Mensch mehr auf die Bühne.«
Zudem hielten AC/DC an ihrer Einstellung fest, so etwas wie »zu laut« gäbe es gar nicht. Bon benutzte für den Sound, den AC/DC produzierten, gerne den Vergleich mit dem Einsturz der Mauern von Jericho.
»Wir wollen die Wände und die Decke zusammenbrechen lassen«, hatte er David Fricke im Circus vom 16. Januar 1979 gesagt. »Wir waren uns immer einig, dass Musik so laut wie möglich gespielt werden muss. Und jeden, dem das nicht gefällt, den mache ich platt.«
Beim Mississippi River Jam II Festival gingen AC/DC im John O’Donnell Stadium von Davenport, Iowa, vor Heart, Nazareth und UFO auf die Bühne.
Phil – Cleveland Stadium, Juli 1979.
Anschließend gab es eine feucht-fröhliche Party: Schließlich hatten AC/DC mit UFO Freundschaft geschlossen. Und mit Nazareth war noch eine weitere schottische Band vor Ort.
Dabei hätte Angus den Abend beinahe hinter Gittern verbracht. Wieder einmal hatte er beim Konzert seine Hosen fallen lassen. Und es gab nur deshalb keinen Ärger mit der Polizei, weil sein Hemd lang genug war, um seinen Hintern zu verdecken.
In den USA hatte sich If You Want Blood fast 250 000 Mal verkauft, so gut wie kein Album der Band zuvor. Und der gute Verkauf hielt an. Das war auch den Managern bei Atlantic aufgefallen, die daraufhin im Tower Theater in Philadelphia eintrudelten. UFO übernahmen das Vorprogramm. Einer der Atlantik-Bosse, der den UFO-Sänger Phil Mogg mit Bon verwechselte, gratulierte ihm zum gelungenen Konzert, das noch gar nicht stattgefunden hatte.
Es wurde ein denkwürdiger Abend, nachdem einer der Zuschauer einen Feuerwerkskörper warf, der einen Vorhang in Brand steckte. Getreu Malcolms Maxime, dass es nichts, aber auch gar nichts gab, das den Abbruch eines Konzerts rechtfertigte, spielten AC/DC ungerührt weiter.
Als die Band nach Texas weiterzog, gab sie dem Cowboystaat die Vollbedienung. Bon war sein Ruf als Partykönig vorausgeeilt.
Jim Heath (alias The Reverend Horton Heat) musste
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