AC/DC - Maximum Rock N Roll
hinters Schlagzeug, um es mit einem Beat zu unterfüttern.
Angeblich erlaubten sie es später einem Studiotechniker, die Kassettenaufnahme der Session mit nach Hause zu nehmen, der dann zu seinem Entsetzen miterleben musste, wie eines seiner Kinder begeistert das dünne Tonband aus dem Tape zog. Glücklicherweise konnte Bon das Band wieder reparieren.
Malcolm: »Jeden Tag kamen wir mit Hunderten von Riffs, aber als wir das von ›Highway To Hell‹ entwickelten, wussten wir gleich: Das ist gut, darauf werden wir noch einmal zurückkommen. Wir probierten an dem Tag noch andere Sachen, weil wir gerade einen Lauf hatten und hofften, es würde vielleicht eine weitere Idee dabei herauskommen. Am nächsten Tag hörten wir uns das Riff noch einmal an. Es schlug ein wie eine Bombe.«
Dass die Zusammenarbeit mit Kramer gescheitert war, war der Beweis dafür, was die Youngs schon vermutet hatten: dass jemand, der nicht aus ihren Kreisen stammte, nicht erfolgreich mit ihnen arbeiten konnte. Nun musste sich die Band nochmals mit jemandem von außen arrangieren. Die Uhr tickte unbarmherzig.
Malcolm rief entnervt bei Browning an, der gerade zusammen mit dem Produzenten Mutt Lange und seinem Manager Clive Calder ein Haus in New York bewohnte.
Michael Browning: »Noch während ich Malcolm in der Leitung hatte, drehte ich mich zu Mutt um und sagte: ›Alter, du musst diese Platte machen.‹ Das war’s.«
Doug Thaler, der seit einiger Zeit mit Calder zusammenarbeitete, bemühte sich daraufhin, Lange auch Atlantic schmackhaft zu machen. »Ich nannte beim Label seinen Namen. Atlantic Records waren ziemlich scharf auf Mutt Lange und hatten bereits versucht, über Clive Calder einen Exklusivvertrag mit ihm auszuhandeln. Daher passte mein Vorstoß sehr gut zur damaligen Labelstrategie.«
Lange erhielt ein Tape mit sechs rohen Ideen, die AC/DC mit Bon am Schlagzeug eingespielt hatten, als Kramer gerade nicht dabei war. Dem Produzenten hatten sie erzählt, dass sie zwei freie Tage haben wollten, um ein bisschen an den Strand zu gehen. Als Lange die Sachen hörte, sagte er zu.
Durch die gescheiterte Session in Miami verschob sich die gesamte Terminplanung. Man war davon ausgegangen, dass die Platte Anfang März fertig sein würde, und daher waren vom 7. bis 12. März 1979 schon erste Konzerte in Japan gebucht. Aber AC/DCs Roadies waren kaum in Tokio gelandet, als sie erfuhren, dass die Band nicht kommen würde. Offiziell hieß es damals, Bon hätte Bronchitis, aber in Wirklichkeit war die Reise wieder mal an Visaproblemen gescheitert.
Das Jahr war erst drei Monate alt, und AC/DC hatten schon hohe Summen verpulvert – durch Studioaufenthalte und Reisekosten für Aufnahmen, aus denen nichts geworden war, sowie durch die Flug-und Transportkosten für Crew und Equipment nach Japan wegen einer Tournee, die abgesagt wurde. Dabei konnten sie es sich gar nicht leisten, Geld für sinnlose Aktionen hinauszuwerfen.
Zwar wurden die Termine für die Japan-Konzerte in den Mai verschoben, aber alle anderen geplanten Termine, beispielsweise ein Auftritt beim California Music Festival und als Support einer Aerosmith-Show im Coliseum in Los Angeles im April, wurden auf Eis gelegt. Die Band sollte sich voll und ganz auf die Plattenaufnahmen konzentrieren.
AC/DC zogen von Miami zurück ins eiskalte London.
Zwar hatte Lange sich bereits mit den Boomtown Rats und Graham Parker einen Namen machen können, aber zu seinen Schützlingen zählten längst nicht die großen Namen, mit denen Eddie Kramer im Studio war. Aber dafür sprang der Funke zwischen Lange und AC/DC über. Nun konnten sie endlich mit der Arbeit am neuen Album beginnen, das den Titel Highway To Hell tragen sollte.
Während des englischen Winters war die Hitze der Hölle genau das, was die Band in den zwei Wochen brauchte, in denen sie an den Songs feilten.
Doug Thaler: »Ihr Proberaum hatte einen unbefestigten Fußboden. Sie trugen alle dicke Mäntel beim Spielen, denn es war Winter und saukalt. In dem Raum gab es nur eine Heizung, die mit Kerosin betrieben wurde.«
Nach den Sessions in Sydney und Miami hatten AC/DC nun genügend Material für vier Alben.
Als sie im März in die Londoner Roundhouse Studios gingen, waren alle Songs fix und fertig. Nur Bon feilte wie immer noch an seinen Texten, während die Aufnahmen bereits liefen. Allmählich kristallisierte sich genau das Album heraus, das sie machen wollten – das Album, das Atlantic endlich zum Schweigen bringen würde. Langes
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