AC/DC - Maximum Rock N Roll
Einfluss war allgegenwärtig, er wirkte sich sogar auf Bons Gesang aus, obwohl der Produzent der Meinung war, dass AC/DC über ein so mächtiges Rhythmusgerüst und eine instrumentale Fülle verfügten, dass Gesang beinahe überflüssig sei.
Michael Browning: »Ich erinnere mich an ein paar Gespräche mit Mutt Lange, bei denen Bon beschrieb, wie er selbst seiner Meinung nach klang: wie ein rolliges Wiesel. So etwas hatte wohl mal jemand über ihn geschrieben.«
Lange zeigte Bon, wie er atmen sollte, damit er bei Songs wie »Touch Too Much« ein bessere Timbre bekam. Bon hatte für diesen Song bereits eine Art Melodie entwickelt. Etwas in dieser Art war Bon bis dato noch nicht gelungen.
Der Sänger war mit Langes Tipps nicht immer glücklich. Seit über zehn Jahren hatte ihm seine Stimme gute Dienste geleistet. Er schätzte es nicht besonders, dass ihm jemand sagte, der ihn gerade erst ein paar Minuten kannte, wie er sie besser einsetzen könnte. Allerdings wusste er nicht, dass Lange, der eigentlich Bass spielte, in Südafrika eine Gesangsausbildung genossen hatte, bevor er in die USA zog.
Ian Jeffery: »Ein paar Mal schnauzte Bon ihn an: ›Okay, du Wichser! Du meinst, du hast die große Ahnung vom Singen? Dann sing du doch!‹ Und Mutt blieb ganz ruhig sitzen und sang den Titel ohne große Anstrengung. Er war schließlich ausgebildeter Sänger. Bon klappte der Mund zu und er brummte: ›Okay, du Wichser, ich schaffe das auch.‹«
Bon selbst ging völlig entspannt an seinen Gesang heran. Sicher, manchmal war er unsicher, ob das Richtige dabei herauskam, aber das war ja kein Grund, nicht weiterzumachen.
»Wir machen alle Fehler«, sagte er Pam Swain vom Sender 2JJ im September 1979. »Man muss nur lernen, sich locker zu machen. Wenn ich eine Flasche Whisky getrunken habe, dann habe ich damit überhaupt kein Problem mehr.«
Lange machte zudem den Vorschlag, mit Backgroundchören zu arbeiten. Auch wenn diese gelegentlich klangen, als hätte man sie bei einer Demo auf der Straße live mitgeschnitten. Wenn mehr Stimmen gebraucht wurden, stellte er im Studio einen Chor zusammen und trat auch selbst ans Mikrofon. Allerdings war seine Stimme so dominant, dass er sich hinten an die Studiowand zurückziehen musste, damit er nicht alle anderen übertönte.
Der älteste Song, an dem sie während dieser Sessions arbeiteten, war vermutlich »Night Prowler«. Er war etwa zwei Jahre zuvor entstanden und bereits vier Mal erfolglos aufgenommen worden. Mit Lange kriegten AC/DC endlich das richtige Knistern in die Nummer. Der Rhythmus und das Tempo waren perfekt. Angus bewies, ähnlich wie bei »The Jack« oder »Ride On«, dass er für einen Schuljungen verdammt viel von der Bluesgitarre verstand.
Toningenieur Tony Platt erwies sich als ideale Ergänzung zu Mutt Lange. Er hatte zur besten Zeit von Island Records in den firmeneigenen Studios in London mit Bands wie Free, Spooky Tooth und Traffic gearbeitet, außerdem mit den Stones, Thin Lizzy und sogar mit Bob Marley. Platt entwickelte sofort große Sympathien für AC/DC.
Tony Platt: »Sie entstammen einer Musikertradition, wie ich sie noch kennengelernt habe, als ich mit der Studioarbeit anfing. Leute, die Spaß hatten, hart spielten, hart arbeiteten und ihr Ding durchzogen. Sie gaben genauso viel, wie sie bei der Platte herausbekommen wollten.«
Platt war nur bei einigen der Aufnahmesessions dabei, immer dann, wenn die Band das Gefühl hatte, dass ihr die Zeit davonlief. Nachdem der Großteil der Songs im Kasten war, fanden weitere Sessions in den Chalk Farm Studios statt. Im April wurde das Album in den Basing Street Studios abgemischt. Dort lieferte Bon auch die Vocals für »Night Prowler« ab, mit dem berühmten hastigen, erschreckt klingenden Atemholen am Anfang, das einem Gänsehaut verursacht. Dabei war es vielleicht nur ein letzter Zug an der Zigarette. In den Studios wurden noch einige Backings und Gitarren-Overdubs hinzugefügt.
Tony Platt: »Die Backings für die Single ›Touch Too Much‹ entstanden während des Abmischens. Ich saß nur da und dachte: ›Verdammte Scheiße, das wird höllisch durchstarten! Das wird ein Riesenerfolg!‹ Als es dann nicht so kam, habe ich mich wirklich geärgert, weil der Song für mich ein Knaller ist. ›Highway To Hell‹ war schlicht und einfach großartig. Als ich bei der Nummer zum ersten Mal die Regler hochzog, dachte ich: ›Das ist ein Klassiker, so wie ›All Right Now‹ von Free.‹ Natürlich sind sich die Songs
Weitere Kostenlose Bücher