AC/DC - Maximum Rock N Roll
berichtet, dass die Brüder sehr unterschiedlich auf den Verlust reagierten:
»Malcolm war eher zornig, und Angus schien eher sagen zu wollen: ›Ich glaub es einfach nicht!‹«
Angus, der schon immer sensibler gewesen war als sein Bruder, war am Boden zerstört. Es war, als wäre ein Mitglied seiner Familie plötzlich von seiner Seite gewichen. Eins tröstete ihn. Es war der Gedanke an Bon, wie er zum letzten Mal im Studio an den Drums gesessen hatte, ein paar Tage vor seinem Tod.
»Als ich ihn zum ersten Mal sah, und auch, als wir uns das letzte Mal begegneten, spielte er das Instrument, das er liebte.«
Bon war immer wieder einmal für einige Zeit abgetaucht, aber dass er nun nie wiederkommen würde, war einfach nicht zu begreifen.
Angus: »Es war irgendwie ein schrecklich erwachsenes Gefühl, denn wenn man jung ist, hält man sich für unsterblich. Ich glaube, rund um Bons Tod begann sich alles für mich zu ändern. Er war schon immer ziemlich wild gewesen. Aber weil wir jung waren, dachten wir überhaupt nicht daran, dass einer von uns draufgehen könnte. Wir marschierten einfach durch alle Widerstände hindurch. Die meiste Zeit dachten wir überhaupt nicht darüber nach.«
Dem Journalisten Stephen Blush sagte Angus im Spin vom Februar 1991. »Bon stand mir sehr nahe. Mir wurde plötzlich klar, wie schnell das Leben vorbei sein und man alles verlieren kann.«
Davon abgesehen bestätigte es dem abstinent lebenden Angus, dass eine drogenfreie Lebensweise – von Zigaretten einmal abgesehen – ein guter Weg war.
»Ich glaube, viele Leute halten mich für einen chronischen Alkoholiker. Wenn ich sage, dass ich nicht trinke, glauben einige, dass ich lüge. Zu meiner Teeniezeit war es Pflicht, dass man mit den Kumpels durch die Kneipen zog. Damals dachte ich aber schon: Na toll, das habe ich gemacht, und jetzt weiß ich, wie es ist. Und was kommt jetzt? Mir war klar, dass ich nicht mein ganzes Leben lang in irgendwelchen Bars rumhängen wollte.«
Für Leber-Krebs war Bons Tod eine Art tragisches Déjà-vu. Sie hatten die New York Dolls gemanagt, als Drummer Billy Murcia 1972 in London starb – gerade als die Band begann, international durchzustarten. Jetzt geschah bei AC/DC dasselbe.
Es galt also, Bons Angelegenheiten zu ordnen und ihn unter diesen tragischen Umständen würdevoll von der Welt zu verabschieden.
Ian Jeffery: »Wir kamen schnell zu der Entscheidung, dass wir Bon aufbahren lassen wollten, damit seine Freunde sich von ihm verabschieden konnten. Bons Freundin Anna hielt die Totenwache.«
Jeffery, der den schrecklichen Anblick von Bon im Krankenhaus immer noch vor Augen und als einer der wenigen Zugang zu Bons Wohnung hatte, suchte dort einige vertraute Kleidungsstücke für seinen guten Freund zusammen.
»Als ich ihn im Krankenhaus in diesem weißen Tuch sah, sagte ich: ›Mein Kumpel wird auf keinen Fall so aufgebahrt.‹ Ich habe eine Jeans und das weiße T-Shirt rausgesucht, das er so gern trug.«
Bon sollte im Tod ebenso cool wirken, wie er es im Leben gewesen war.
Nur wenige Tage nach dem tragischen Vorfall wurde der ganzen Band vor Augen geführt, was sie verloren hatte: Der Film Let There Be Rock war fertig, und die Musiker bekamen ihn vorab vorgeführt. Bon selbst hatte nur eine Rohversion des Films zu Gesicht bekommen, als noch an der Synchronisierung von Bildern und Ton gearbeitet wurde. AC/DC sahen sich die Vorführung an, machten ein paar Bemerkungen, standen dann still auf und gingen. Erneut war ihnen die Schwere des Verlusts bewusst geworden.
Am 28. Februar wurde Bons Leiche nach Australien überführt. Die ganze Band begleitete ihn auf seinem letzten Weg in die Heimat. Jeffery musste auf dieser Reise vor allem auf eines achten:
»Angus ist unglaublich sensibel. Die Plattenfirma hatte uns Tickets erster Klasse besorgt, aber es hieß gleich: ›Wir sitzen nicht in der ersten Klasse, wenn unser Kumpel unter uns im Gepäckraum liegt.‹ Für Angus war sehr wichtig, dass Bon nicht in derselben Maschine war wie wir. Das musste ich ihm garantieren. Auf dem Flughafen von Perth waren wir kurz vorm Aussteigen, als ich aus dem Fenster blickte und sah, wie sie die verdammte Kiste runterließen. Ich dachte nur. ›Verdammt, das darf Angus auf keinen Fall sehen! Keinen Leichenwagen auf dem Flugfeld oder sonst was, der flippt aus!‹ Ich hatte ihm versprochen, dass Bon in einem anderen Flugzeug sein würde – und dann kam die Kiste über dasselbe Förderband wie unsere Koffer!«
Bon
Weitere Kostenlose Bücher