AC/DC - Maximum Rock N Roll
Bon seine private Angelegenheit.
Angus: »Ich habe nie was gemacht. Ich setze mich nicht hin und begehe seinen Todestag. Als Bon starb, hatte ich gerade geheiratet. Also denke ich allein an die Zeit zurück, weil in diese Jahreszeit auch mein Hochzeitstag fällt. Und wenn ich den vergessen würde, gäbe es schnell noch einen Toten und ich würde Bon früher begegnen, als ich eigentlich vorhatte.«
Erinnerungen an Bon kamen in den abwegigsten Situationen wieder hoch. Angus: »Malcolm und ich hörten einen Bluessänger im Autoradio. ›Fuck!‹, stieß Malcolm hervor, denn der Junge klang verdammt nach Bon. Vielleicht war es die Whiskystimme oder was auch immer. Irgendwann hörte ich zu Hause ein paar Platten durch und landete bei einem alten Bluessong von 1928. Beim Hören dachte ich: ›Verdammte Scheiße, ist das jetzt seine Stimme? Mir haben sich die Nackenhaare aufgestellt.‹«
Fast ebenso erstaunlich war, dass Angus, Malcolm und Brian eine Akustikversion von »You Shook Me All Night Long« live in der »Out To Lunch«-Show des New Yorker Senders K-ROCK vortrugen. Die Zeiten hatten sich wirklich geändert. In den Medien schien die Band durchgängig auf positive Resonanz zu stoßen. Selbst bei intellektuellen Medienvertretern, die vorher nur die Augen verdreht hatten, wenn der Name AC/DC fiel.
Ihr Publikum war jetzt durchsetzt von Prominenten in AC/DC-T-Shirts. Es war beinahe trendy, sich mit AC/DC-Tattoos zu schmücken.
Im März drehte die Band in New York ein Video für den Titelsong des neuen Albums. Zwei weitere Videos wurden zwei Monate später in L.A. aufgenommen. Dieses Mal entschied sich Elektra dagegen, David Mallet, den langjährigen Lieblingsregisseur der Band, mit der Arbeit zu beauftragen. Malcolm gefiel das nicht.
Im gleichen Monat trat die Band live bei MTVs »AC/DC@MTV« auf. Eine Woche später war sie bei »Saturday Night Live« zu sehen, wo die Studiogäste, die Wrestler The Rock und Triple H, sie noch schmächtiger als gewöhnlich aussehen ließen. Fernsehgastspiele wie diese hatte die Band lange wie die Pest gemieden. Aber da die nächste Tour noch Monate entfernt lag, bot sich hier eine gute Gelegenheit, ein paar Millionen Zuschauern auf das neue Album aufmerksam zu machen. Ebenso untypisch war ihr Erscheinen bei der After-Show-Party der Warner Music Juno Awards in Toronto, wo sich Angus, Malcolm und Phil zu The Royal Crowns auf die Bühne gesellten und »Stiff Upper Lip« zum Besten gaben.
Wie sehr AC/DC auch außerhalb des Hardrock-Universums Spuren hinterlassen hatten, wurde deutlich, als zum Zeichen ihrer Popularität in Spanien eine Straße nach ihnen benannt wurde: Am 22. März wurde im Madrider Stadtteil Leganés die »Calle De AC/DC« eingeweiht.
Neben den mehr als 1000 Fans waren auch Malcolm und Angus bei der Zeremonie zugegen und gaben später eine Pressekonferenz.
Angus: »Man erzählt mir, dass Fans das Straßenschild immer wieder abschrauben. Bis jetzt musste es schon sechsmal erneuert werden.
Ich halte es für richtig, die Straße nach uns zu benennen. Ist doch besser, als wenn sie den Namen irgendeines Staatsdieners nehmen, den keiner kennt. Die Straße liegt in einer Gegend, wo es ein bisschen Kultur, Musik und so’n Zeug gibt – und es ist ein Arbeiterviertel.«
Im Juni zeichnete sich ein weiterer Höhepunkt ab. Vom ersten Tag ihrer Karriere an waren AC/DC so etwas wie der Soundtrack zu Fotos in Magazinen wie Penthouse und Playboy gewesen. Aber kaum jemand hätte je gedacht, dass solche Magazine der Band einen Platz einräumen würden – jedenfalls nicht mehr als eine Plattenkritik. Die deutsche Ausgabe des Playboy änderte das. Das Interview mit Angus war eine Sache, aber die achtseitige Fotostrecke, in der er umgeben von Echsen und anderen exotischen Kreaturen die neueste Männermode präsentierte, verlieh dem Ganzen eine völlig neue Qualität. Und: Weit und breit war keine Schuluniform zu sehen.
Angus über die neue Offenheit in der Philosophie der Band: »Am Ende wird aus der Political-Correctness-Sache noch ein scheiß Gesetz. Das ist das Beängstigende daran. Keine Platte hat jemals einen Menschen gekillt, aber es gibt genug Leichen, die auf das Konto einer Ideologie gehen.
Mein Vater hat uns das schon eingebläut, als wir aufwuchsen. Er sagte immer: ›Scheiß darauf, was die Leute sagen, Sohn.‹ Er regte sich immer auf, wenn ein Lehrer in der Schule anfing, Vorträge über irgendwelche politischen Dinge und die Regierung zu halten. Er hat immer
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