AC/DC - Maximum Rock N Roll
zufrieden war, windelweich prügelte. Seine Aggression trug dazu bei, Angus’ Rolle in der Band zu stärken und allen anderen Respekt einzuflößen. Es kam zu weiteren Streitigkeiten über Geld – trotz vieler Auftritte war die Band chronisch knapp bei Kasse – und über das Management. Evans und Dennis Laughlin, der zweite Manager von AC/DC, gingen bei einem Auftritt in Adelaide mit den Fäusten aufeinander los und mussten mühsam von anderen Bandmitgliedern getrennt werden.
Trotz aller Reibereien – oder gerade deswegen – waren die Brüder Young nach wie vor davon überzeugt, dass AC/DC zu Höherem berufen waren. Geordie Leach, damals bei der Melbourner Band Buster Brown, erinnert sich, wie er Malcolm und Angus bei einem Konzert in Adelaide begegnete.
Geordie Leach: »Wir hatten uns gerade im Hospital Hotel die Zimmerschlüssel geholt, da sahen wir Angus und Malcolm auf der Eingangstreppe einer Pinte sitzen, wie sie auf ihren E-Gitarren spielten, nur zum Spaß und rein akustisch. Irgendjemand sagte: ›Ihr seid echt heiß, Jungs!‹ Sie meinten darauf: ›Klar, wir werden richtig groß.‹«
In Adelaide trafen sie schließlich auch jenen Mann, der ihnen dabei helfen sollte.
1969
Bon Scott bei The Valentines, Melbourne.
5. Kapitel
Der Verrückte
Bon Scott hörte die AC/DC-Single „Can I Sit Next To You“in Adelaide im Radio. Es war genau die Sorte Musik, zu der er schon immer gern laut mitgesungen hatte. Dann nannte der Moderator den Namen der Band – und die Freude, die er beim Hören des Songs empfunden hatte, verflog vom einen Moment auf den anderen und wich eisiger Verachtung: Die waren schwul.
1974 war Bon Scott 28 Jahre alt und hatte es in der australischen Musikszene bereits zu einem gewissen Legendenstatus gebracht. Er war am 9. Juli 1946 in Forfar, einem schottischen Städtchen nördlich von Dundee, zur Welt gekommen. Als er sechs Jahre alt war, wanderte seine Familie nach Australien aus. Die Scotts ließen sich zunächst in Melbourne nieder, zogen aber 1956 nach einigen Jahren nach Perth. In der Schule fiel er immer wieder durch seinen starken Akzent auf. Häufig wurde er ermahnt, er solle sich endlich bemühen, wie alle anderen zu sprechen, oder er bekäme Ärger. Aber Bon war nicht so schnell einzuschüchtern.
»Mir war das schnurzegal«, erklärte er Daniela Soave im Record Mirror vom 18. August 1979. »Mich kriegt so schnell keiner klein.«
Für andere Probleme fand sich eine schnellere Lösung. In seiner Klasse war noch ein Junge, der Ron hieß. Damit man die beiden besser auseinanderhalten konnte, ließ er sich schließlich Bonnie nennen, als Hommage an seine Heimat, »Bonnie« Scotland. Aufgrund dieser Heimatliebe beschloss er auch, gemeinsam mit seinem Vater dem Dudelsackzug von Fremantle beizutreten: Von 1958 bis 1963 war er einer der besten Junioren an der Marschtrommel. Zur Freude seiner Eltern gehörte er auch zu jener Dudelsackformation, die im November 1962 bei der Eröffnungsfeier der Empire-Sportwettkämpfe in Perth auftrat.
Doch je älter er wurde, desto unpassender fand er den Namen Bonnie. Denn wie alle Jungs seines Alters wollte er beweisen, was für ein Kerl er war.
Nachdem er die Schule verlassen hatte, nahm er verschiedene Jobs an; unter anderem war er als Postbote unterwegs. Aber keine andere Erfahrung seines jungen Lebens prägte ihn so sehr wie die Arbeit auf einem Krabbenfischerboot, an der Seite eines echten Raubeins mit Tätowierungen und Ohrringen. Die harte, aber herzliche Einstellung und auch das Aussehen seines Arbeitskollegen beeindruckten Bon so sehr, dass er sich ebenfalls Ohrlöcher stechen und den Arm tätowieren ließ.
Bon Scott als kleiner Schottentrommler in den Fünfzigern.
Seit Ende der Fünfziger hatte Bon Songs von Chuck Berry oder Elvis gesungen. Zum großen Entsetzen seiner Mutter, die Rock’n’ Roll als unanständige Musik betrachtete. Seinen ersten öffentlichen Auftritt hatte er jedoch erst mit 18 im Port Beach Stomp in Perth mit seiner ersten Band, den Spektors, die sich nach Phil Spector benannt hatten, jenem Produzenten, der die pompösen »Wall of Sound«-Arrangements konzipiert hatte.
Die Proben fanden in einem kleinen Gemeindehaus statt. Dabei stand die Band immer ein wenig unter Zeitdruck, da Bon, beileibe kein gottesfürchtiger Mann, unter der Woche seine Zeit in einer Besserungsanstalt verbringen musste.
Wyn Milson: »Wir konnten nur am Samstag und Sonntag auftreten, weil er den Rest der Woche in diesem Knast saß. Er
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